Richter, Wachter (Hrsg.)
zerb verlag, 1. Auflage 2007, 1569 S. Geb., EUR 128,–
Herausgegeben von Dr. Andreas Richter, M.A., L.L.M., Rechtsanwalt und Fachanwalt für Steuerrecht, und Thomas Wachter, Notar. – Bearbeitet von 61 Autoren aus dem In- und Ausland.
Das internationale Stiftungsrecht hat Konjunktur (vgl. nur jüngst Behrens, Erneuerung des Stiftungskollisionsrechts, Gedächtnisschrift für Rainer Walz, 2008, S. 13 ff), und auf den damit verbundenen Beratungsbedarf gibt das hier anzuzeigende Werk eine kompetente Antwort. In einmalig umfassender Weise behandelt es alle Fragen, die bei der grenzüberschreitenden Tätigkeit von Stiftern und Stiftungen in der Praxis von Bedeutung sein können. Vorgestellt werden zunächst in einem allgemeinen Teil eine Reihe von typischen Problemstellungen im Zusammenhang mit dem Stiftungsrecht. Nach Darstellung der bei Errichtung, Führung und Auflösung einer Stiftung geltenden rechtlichen Grundlagen findet eine vertiefte Auseinandersetzung mit Fragestellungen aus dem internationalen Stiftungsrecht statt, wobei insbesondere auch das European Foundation Statute sowie das Europarecht im Hinblick auf das Beihilfenrecht und die Grundfreiheiten Berücksichtigung finden. Sodann werden gesellschaftsrechtliche und steuerrechtliche Gestaltungsgesichtspunkte im Hinblick auf die Errichtung von Stiftungen in Europa behandelt. Der Einfluss des Erbrechts bei der Gestaltung von Stiftungen wird ausführlich erörtert. Der erste Teil wird durch die Erläuterung von Trust, Hedgefonds und anderer strategischer Vermögensanlagen abgerundet. Das Handbuch gibt dabei in seinem ersten Teil für sämtliche in der Praxis im Zusammenhang mit einer Stiftungsgründung auftretenden Fragen einen Wegweiser zu überzeugenden Problemlösungen. Ergänzt wird die Darstellung durch zahlreiche Hinweise zur aktuellen Literatur, was den unmittelbaren Einstieg in eine vertiefte Behandlung der Einzelprobleme ermöglicht und die Benutzerfreundlichkeit des Werkes weiter steigert.
In einem zweiten Teil folgen 20 Länderberichte, die neben europäischen Rechtsordnungen (Belgien, Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Griechenland, Italien, Liechtenstein, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz, Spanien und die Türkei) auch China, Israel, Kanada und die USA umfassen. Die einzelnen Berichte beginnen zunächst mit dem gesellschaftsrechtlichen Teil, der neben dem jeweils geltenden Stiftungsbegriff das Gründungsverfahren, die Stiftungsaufsicht, die unternehmerische Tätigkeit der Stiftung sowie die Regelungen zur Auflösung einer Stiftung enthält. Sodann folgt eine Darstellung der unterschiedlichen Stiftungsformen, die von der Familienstiftung über die Anerkennung von Trusts in der jeweiligen Rechtsordnung bis hin zu bestimmten öffentlich-rechtlichen Stiftungsformen reicht. Nach einer Darlegung der internationalen Rechtsbeziehungen aus Sicht des jeweiligen Landes folgt als abschließender Teil die Erläuterung der relevanten Steuervorschriften, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf dem Merkmal der Gemeinnützigkeit der Stiftung liegt. Die meisten Berichte enthalten Formulierungsbeispiele für Satzungen bzw. wichtige praktische Gestaltungshinweise.
In der dem Buch beigefügten CD-ROM findet der Leser umfangreiche Materialen zum ausländischen und internationalen Stiftungsrecht. Besonders praxistauglich ist in diesem Zusammenhang die Sammlung von Mustersatzungen, Gesetzestexten und Informationsquellen im Internet. Auch in der äußeren Form gefällt das Handbuch. Wegen der stringenten und übersichtlichen Gliederung sind die Ausführungen gerade auch für den eiligen Leser gut erfassbar. Die Übersichtlichkeit wird insbesondere dadurch gefördert, dass sämtliche Länderberichte gleich aufgebaut sind. Fundstellennachweise erfolgen in Fußnoten, wodurch der eigentliche Text leicht lesbar ist. Ausführliche Hinweise zur weiterführenden Lektüre erfolgen gesondert am Anfang eines jeden Länderberichts, was eine vertiefte Beschäftigung mit den Einzelproblemen ermöglicht.
Fazit: Endlich gibt es ein aktuelles deutschsprachiges Werk, das allen praktischen und wissenschaftlichen Anforderungen im Bereich des internationalen Stiftungsrechts genügt. Neben den umfassenden Länderberichten sind vor allem die allgemeinen Abhandlungen zu wichtigen Themen im Umfeld des Stiftungsrechts lobend hervorzuheben, erwartet der Mandant doch auch deren Beherrschung von seinem Berater. Das Handbuch des internationalen Stiftungsrechts wird sich als eine der wenigen aktuellen Darstellungen in diesem Bereich rasch seinen Platz im Handapparat der erb- oder gesellschaftsrechtlich tätigen Anwälte und der Notare sichern.
Für Fortgeschrittene, Fachanwälte und Spezialisten.
Prof. Dr. Peter Kindler, Augsburg