Schriftsätze, Verträge, Erläuterungen
Krug, Rudolf, Kroiß, Bittler
4. Auflage, zerb verlag 2010, Bonn
Es bedarf kaum einer besonderen Erwähnung, dass die Herausgeber und Autoren des Werkes quasi wie selbstverständlich für dessen hohe Qualität bürgen. Es bleibt dennoch zu untersuchen, ob sie die in sie gesetzten Erwartungen auch diesmal erfüllen.
Beim ersten Überfliegen des Inhalts wird deutlich, dass alle relevanten Themenbereiche vorkommen. Das Buch beginnt mit den Gestaltungen und umfasst dabei die Zuwendungen unter Lebenden, die Vorsorgevollmacht und die erbrechtlichen Gestaltungen. Folgerichtig werden dann die verschiedenen Abwicklungsthematiken nach dem Eintritt des Erbfalls abgehandelt, beginnend beim nachlassgerichtlichen Verfahren, den verschiedenen Auskunftsansprüchen, unterschiedlichen Konstellationen wie Erbengemeinschaft, Testamentsvollstreckung, über die Pflichtteilsansprüche bis hin zum Schiedsverfahren, dem Internationalen Erbrecht und dem Vorgehen bei Vorhandensein einer Lebensversicherung. Nicht ganz gelungen scheint die Positionierung des Kapitels zu "Stiftungen bei der Erb- und Nachfolgegestaltung" zwischen den Kapiteln, die sich mit Fragen nach dem Erbfall befassen. Das macht das Auffinden unnötig schwierig. Das ist besonders deshalb schade, weil das Kapitel umfassend und verständlich das Thema für die Anwaltspraxis abhandelt und dank seines anschließenden Formularteils, der unter anderem eine vollständige Stiftungssatzung zu bieten hat, äußerst arbeitserleichternd ist.
Der Aufbau des Buches folgt der anwaltlichen Arbeitsweise. Am Anfang der einzelnen Kapitel findet sich ein "typischer Sachverhalt" als Einstieg in die jeweilige Thematik. Sodann werden die rechtlich relevanten Grundlagen dargestellt, einschließlich der aktuellen Rechtsprechung. Soweit es länderspezifische Besonderheiten gibt, finden sich auch diese wieder, beispielsweise im Grundbuchrecht. Gerade in diesem Bereich ist es hilfreich, dass auch die Prüfungskompetenz der Grundbuchämter angesprochen wird, denn der Anwalt hat im Gegensatz zu den Notaren mit den Grundbuchämtern gerade nicht alltäglich zu tun, weshalb ihm gelegentlich das formale Vorgehen befremdlich erscheint und er Grundbuchbeamten mit Unverständnis gegenübertritt.
Die im Buch verwendeten Muster sind überaus umfassend. Man kann sicher darüber streiten, ob ein Buch innerhalb der Muster für Klagen deren vollständige Begründung sowie die Begründung der Klageabweisungsanträge enthalten muss. Ebenso mag man es kritisch sehen, dass ganze außergerichtliche Anschreiben das Buch zusätzlich verdicken. Dagegen spricht, dass man es für unnötig halten kann, denn die nötige Kreativität sollte doch jeder Berufskollege selbst aufbringen. Das Abschreiben von Mustern halte ich ebenso wie das Einbauen von Textbausteinen – insbesondere, wenn es teilweise ganze Urteilsbegründungen sind – für den Leser für eine Zumutung. In Zeiten einer engen Zeitplanung und so einfacher Standardisierungen ist die Übernahme dieser Vorgaben zwar arbeitserleichternd, aber doch bedauerlich, weil anspruchslos. Dagegen sprich auch, dass man die Begründungen praktisch doch nicht übernehmen kann, weil jeder Fall letztlich einzigartig ist und seiner eigenen Darstellung bedarf. Trotzdem gibt es einen guten Grund, es doch zu tun: Der noch unerfahrene Kollege, gerade wenn er erst seine Ausbildung abgeschlossen hat, erhält vor allem so eine praktische Anregung, wie Sachverhalte dargestellt und aufbereitet werden können. Wenn man die Ausformulierungen so versteht und nutzt, obwohl die beiliegende CD-ROM mit den vollständigen Mustern so sehr zu anderem verleitet, sind sie äußerst hilfreich und anregend. Sie helfen zu verdeutlichen, wie kurz und knapp eine Klage begründet werden kann, was dennoch zwingend enthalten sein muss und was nicht über langes Geschreibe vergessen werden darf. Versteht man das Werk also als eines, das jedem Praktiker, vom Einsteiger bis zum Fortgeschrittenen dienlich sein soll, dann muss man auch gerade diese Hilfestellung geben. Vielleicht ist es auch für den einen oder anderen Fortgeschrittenen verblüffend zu sehen, wie kurz man sich fassen kann, wenn man mal außer Acht lässt, dass der Mandant für sein Geld ein wenig mehr Papier und epische Breite geboten bekommen will.
Zugleich enthält das Buch auch Muster für die notarielle Praxis, die es nicht nur dem Anwalt ermöglichen, Verträge zu prüfen und für den Mandanten zur Vorbereitung einer Beurkundung zu entwerfen. Vielmehr sind sie auch in der Lage, Notare als Leser anzusprechen. Das macht das Buch besonders interessant, denn der Notar erhält, wie in der Praxis oft alltäglich, einen Vertragsvorschlag eingebettet in die anwaltliche Ausgangssituation. Das erhöht den Gebrauchswert und schafft eine sehr gut brauchbare Verknüpfung zwischen diesen gerade im Erbrecht zwangsläufig verbundenen Ebenen. Schade ist dabei nur, dass sich aus dem Titel des Buches dieser Vorteil nicht herleiten lässt, weshalb es am Verlag liegen wird, auch die Notare, die nicht ...