ZErb 08/2024, Rezension

Die Erbenhaftung

Herzog

2. Auflage, 2024

264 Seiten, 49 EUR

zerb verlag, ISBN 978-3-95661-137-7

Jeder anwaltliche Berater, der Erben berät, beschäftigt sich zwangsläufig mit Fragen der Ausschlagung und Haftungsbegrenzung. Während die Beratung in Bezug auf Ausschlagungsmöglichkeiten noch zum Grundrepertoire gehört, ist das Instrumentarium der gesetzlichen Haftungsbeschränkungen deutlich komplexer und keineswegs Standard in der erbrechtlichen Beratungspraxis. Nicht nur um eigene Fehler in der Beratung zu vermeiden, sollte sich ein Berater daher intensiv mit diesen Themen auseinandersetzen.

Das Werk hebt sich durch seine praxisorientierte Herangehensweise hervor. Die Autorin schafft es, dem Leser einen schnellen Überblick über ein komplexes Thema zu verschaffen und gleichzeitig einen tieferen Einstieg in die Materie zu ermöglichen, ohne sich in wissenschaftlichen Details zu verlieren. Die 2. Auflage berücksichtigt den aktuellen Stand der Rechtsprechung und Literatur sowie Neuerungen durch das Gesetz zur Reform des Vormundschafts- und Betreuungsrechts und das Gesetz zur Modernisierung des Personengesellschaftsrechts.

Die Autorin beleuchtet zunächst die Vor- und Nachteile einer Ausschlagung der vermeintlich oder womöglich überschuldeten Erbschaft. In diesem Kontext erläutert sie systematisch die gesetzlichen Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten, die einen Vorteil gegenüber der allzu oft als sichersten Weg angesehenen Ausschlagung darstellen können. Dem Leser werden anschaulich die Unterschiede zwischen den verschiedenen Instrumenten, deren Sinn und die hieraus resultierenden Rechtsfolgen erläutert, um so die Entscheidung für die richtige Maßnahme in der Praxis zu ebnen.

Darüber hinaus gibt das Werk wertvolle prozesstaktische Hinweise für alle Verfahrensstadien von der außergerichtlichen Geltendmachung von Nachlassforderungen über das Klageverfahren bis hin zur Vollstreckungsabwehrklage, jeweils aus Sicht des den Erben beratenden Anwalts. Besonderes Augenmerk liegt hier auf der Schaffung eines Vorbehaltstitels. Nicht zuletzt geht die Autorin auf Maßnahmen zur Abwehr der Vollstreckung in das Eigenvermögen des Erben und prozessuale Besonderheiten der Vollstreckung aus dem Vorbehaltsurteil ein.

Fazit: Das Werk ist für den beratenden Anwalt als Wegweiser durch den "Dschungel der Haftungsbeschränkungsinstrumentarien" gedacht und erfüllt dieses selbst gesetzte Ziel in höchstem Maße. Es ist ein unverzichtbarer Leitfaden für die Beratungspraxis und erleichtert mit seinen wertvollen Hinweisen und praxisnahen Lösungsansätzen die Bewältigung überschuldeter Nachlässe.

Dr. Anke Warlich, LL.M. Eur., Rechtsanwältin und Fachanwältin für Steuerrecht, Rösrath

ZErb 8/2024, S. 311