Rüdiger Merkle
1. Auflage 2008
Jenaer Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2008, 892 Seiten, 64,80 EUR
Die von Rüdiger Merkle vorgelegte Arbeit beschäftigt sich mit der Behandlung des erbrechtlichen Pflichtteils und den Auswirkungen des Pflichtteilsverzichts im deutschen internationalen Erbrecht. Daran schließen sich Erörterungen zu Sonderproblemen, wie dem Zusammenspiel mit güterrechtlichen Vereinbarungen, der Bedeutung des internationalen Ordre public und dem Einfluss eines Statutenwechsels an. Notwendigerweise weiten Raum nimmt die Darstellung der komplizierten Widersprüche, die sich bei einer Nachlassspaltung ergeben können, sowie der Wege, auf denen diese Widersprüche überwunden werden können, ein. Rüdiger Merkle ist hier in bewundernswerter Kleinarbeit eine in ihrer Vollständigkeit wohl einmalige Aufarbeitung der deutschen Literatur bis in jüngste Zeit gelungen. Dennoch verliert er sich nicht in Details, sondern bleibt in seiner Klarheit immer verständlich und steuert zielbewusst auf eine dogmatisch saubere und praktisch umsetzbare Lösung zu.
Der außerordentliche Umfang der Arbeit resultiert daraus, dass Rüdiger Merkle bei der Darstellung des deutschen IPR nicht stehen bleibt, sondern zur Gewinnung anschaulicher praktischer Beispielsfälle die deutsch-schweizerischen und deutsch-französischen Erbfälle einbezieht. Daraus ergibt sich, dass gesetzliche Erbfolge, materielles Pflichtteilsrecht, einschließlich des Einflusses lebzeitiger Zuwendungen und güterrechtlicher Vereinbarungen, sowie schließlich das internationale Erb- und Pflichtteilsrecht mitsamt der kollisionsrechtlichen Behandlung von Erb- und Pflichtteilsverträgen und der pflichtteilsrechtlichen Auswirkungen güterrechtlicher Vereinbarungen dreifach, nämlich die deutsche, die schweizerische und die französische Rechtslage, dargestellt und miteinander verglichen werden. Dabei steht die Darstellung des ausländischen Rechts dem nationalen Teil an Tiefe der Durchdringung kaum nach. Von außerordentlichem praktischem Wert sind hierbei die Ausführungen zum französischen Recht, denn das jüngst in zwei Schritten des Gesetzgebers komplett reformierte französische Erbrecht kann man bislang nur an wenigen anderen Stellen in dieser Gründlichkeit in deutscher Sprache erkunden.
Das Werk schließt – quasi als Quintessenz – mit einer Auffächerung der sich aus unterschiedlichen Rechtswahlmöglichkeiten, Wohnsitz- und Vermögensverlagerung sowie Herstellung einer Nachlassspaltung ergebenden Gestaltungsmöglichkeiten im Bereich des Pflichtteilsrechts und praktischen Hinweisen ab.
Rüdiger Merkle hat damit ein Werk vorgelegt, das in Bezug auf die Darstellung des materiellen und internationalen Pflichtteilsrechts in Deutschland, Frankreich und der Schweiz unübertroffen und wohl noch für einige Zeit maßgeblich sein wird. Die Ausführungen zum deutschen internationalen Erb- und Pflichtteilsrecht werden darüber hinaus auch in allen anderen internationalen Pflichtteilsfällen eine hervorragende Arbeitshilfe sein. Es ist für jeden, der die aktuelle Entwicklung des internationalen Erbrechts verfolgen will, unverzichtbar.
Eignet sich für Fachanwälte.
5 ZErbs = sehr empfehlenswert
Dr. Rembert Süß, Deutsches Notarinstitut, Würzburg