Süß, Ring
1. Auflage 2006, zerb verlag, Bonn, 1.413 S., 118,00 EUR
Besteht ein Zusammenhang zwischenUmfang und Inhalt? Das Buch beantwortet diese Frage ziemlich abschließend:
Es bietet zunächst eine solide Darstellung der Quellen des europäischen und internationalen Familienrechts, an die sich die Darstellung des deutschen internationalen Familienrechts anschließt. Beeindruckend dabei ist, dass es gelungen ist, diese bei vielen Praktikern eher unbeliebte und gern mit großem Aufwand gemiedene Materie, hier in einer Weise darzustellen, dass man tatsächlich das Bedürfnis bekommt, weiterzulesen, weil das Thema sich unerwarteter Weise als spannend und interessant entpuppt. Dabei erfolgt die Darstellung der Thematik gleichermaßen gut lesbar, wie umfassend. Die Rechtsquellen werden erläutert unter Hinweis auf ihre Entstehung und der Leser erhält einen systematischen Überblick über den aktuellen Rechts- und Streitstand. Das Buch erleichtert dabei auch dem selten oder noch nicht mit der Materie befassten Leser den Einstieg ins europäische Familienrecht. Es ersetzt dabei ein Lehrbuch zum Internationalen Privatrecht beschränkt auf das Familienrecht, wobei die Darstellung, soweit zur Abgrenzung erforderlich, die im Schuldrecht und im Erbrecht zwangsläufig angrenzenden Problemfelder umreißt. Umfasst werden auch die Regelungen zu Lebenspartnerschaften und nichtehelichen Lebensgemeinschaften. Der Allgemeine Teil des Buches schließt mit einem Kapitel zu den relevanten Problemen bei Eheverträgen mit Auslandsbezug ab.
Es folgt die Darstellung des Familienrechts in den einzelnen europäischen Ländern unter Zitat umfangreicher Nachweise und weiterführender Literatur, wenngleich der teilweise erfolgende Verweis auf ausländische Quellen eine weiterführende Literaturstudie erschwert. Das ist hingegen unproblematisch, weil das Buch selbst die praxisrelevanten Fragen klärt.
Systematisch richtig erfolgt die Darstellung des Familienrechts in den einzelnen Staaten getrennt nach den Auswirkungen in der Trennungszeit und nach der Scheidung. Für die Erarbeitung eines bestimmten, praktischen Problems in einem Einzelfall erweist sich dies zum Teil als etwas unpraktisch. Insbesondere die Erarbeitung der Unterschiede zwischen Trennungsfolgen und Scheidungsfolgen, gestaltet sich aufgrund der nicht aneinander angrenzenden Darstellungen als etwas aufwendig. Der Vergleich der unterschiedlichen Auswirkungen wird dadurch erschwert. Die Orientierung an der Gesetzessystematik folgt eben nicht immer den praktischen Bedürfnissen. Im Ergebnis lassen sich jedoch die in der Praxis auftretenden Probleme ohne Schwierigkeiten einer Lösung zuführen. Das macht das Buch uneingeschränkt empfehlenswert. Nur ein Mangel ist offensichtlich. Das Buch beantwortet die oben gestellte Frage mit "nein" und eignet sich damit, im Gegensatz zu anderen Standardwerken zum Thema, mit seinen 1.413 Seiten in nur einem Band nicht dafür, Bibliotheken beeindruckend zu füllen.
Das Buch ist geeignet für Anfänger, Fortgeschrittene und Spezialisten im Familienrecht.
5 ZErbs = sehr empfehlenswert
Monika Hähn, Rechtsanwältin FAinErbR und FAinFamR, Lübbecke