Buch mit Musterdownload, 488 Seiten, zerb Verlag, 2. Aufl. 2020, ISBN 978-3-95661-100-1, 59,00 EUR
Jeder im Erbrecht tätige Praktiker ist gehalten, in der Beratung zur Vermögensnachfolge ein rechtlich fehlerfreies Nachfolgekonzept zu erarbeiten, welches den Vorstellungen des Mandanten möglichst nahekommt. Zu den abstrakten Zielsetzungen der Mandanten zählt dabei zwar – oft mehr unausgesprochen als ausdrücklich benannt – auch der Schutz des eigenen Vermögens vor Zersplitterung, Verschwendung oder fremdem Zugriff. Es ist Aufgabe des Beraters, den Mandanten auf die konkreten Risiken für das eigene Familienvermögen hinzuweisen und Lösungen anzubieten.
Bereits in 2. Auflage liegt nun das von Beckervordersandfort herausgegebene Handbuch zu Gestaltungen zum Erhalt des Familienvermögens vor, das jedem in der vorstehend beschriebenen Beratungssituation tätigen Berater zu empfehlen ist. Auch im Hinblick auf diese – deutlich erweiterte und vertiefte – Auflage ist als besonderes Merkmal hervorzuheben, dass sich der Herausgeber und die Autoren stetig der Frage zuwenden, welche Risiken für das Vermögen bei der Nachfolgegestaltung bestehen und wie der langfristige Erhalt des Vermögens dargestellt werden kann.
Bevor die vom Erbrecht über das Gesellschaftsrecht bis hin zum Stiftungsrecht reichende Materie in einzelnen Kapiteln gezeigt wird, gibt das erste Kapitel zunächst einen Überblick über die verschiedenen Risiken für das Familienvermögen. In den anschließenden Kapiteln zum Vermögenserhalt durch testamentarische Gestaltungen, zu Erb- oder Pflichtteilsverträgen sowie ehevertraglichen Maßnahmen erläutern die Autoren die bestehenden Risiken (so etwa die fehlende Ausnutzung der Erbschaftssteuerfreibeträge bei einem klassischen "Berliner Testament" im ersten Erbfall), um anschließend Lösungsmöglichkeiten darzustellen. Die Ausführungen zu testamentarischen Gestaltungen und vertraglichen Maßnahmen könnten dabei (noch) ergänzt werden. So könnte eine ausführliche Darstellung der Risiken, die sich aus der Wiederverheiratung des länger lebenden Ehegatten ergeben, ebenso hilfreich sein wie Musterformulierungen zu einem Verfügungsunterlassungsvertrag.
Das Konzept der Darstellung ist in diesen Kapiteln äußerst gelungen. So wird das besondere Augenmerk etwa auf die zivilrechtliche und steuerrechtliche Beurteilung verschiedener Ausgestaltungen des sog. Supervermächtnisses oder auf verschiedene Fallkonstellationen bei der Gestaltung eines Güterstandswechsels gelegt, während die grundlegenden Ausführungen zu Beginn des jeweiligen Kapitels erfreulich kurz gehalten sind.
Besonders hervorzuheben ist sodann das Kapitel zum Vermögenserhalt durch Errichtung eines Familienpools, da die Autoren die denkbaren Rechtsformen eines solchen Familienpools darstellen, die zivilrechtlichen und steuerrechtlichen Aspekte bei der Rechtsformwahl gegenüberstellen und einen Überblick über die Errichtung und die Ausgestaltung eines solchen Familienpools zur Verfügung stellen. Diese Erläuterungen werden durch verschiedene Grafiken und tabellarische Rechenbeispiele veranschaulicht.
Die in diesem Jahr erschienene Auflage enthält ein ganz neues Kapitel, welches den Minderjährigen in der Nachfolgegestaltung in den Blick nimmt und daher große Praxisrelevanz aufweist. Sowohl die Übertragung von Immobilien auf Minderjährige wie auch die Beteiligung von Minderjährigen an Gesellschaften werden nun thematisiert. Nicht sollten schließlich die Kapitel zur Schiedsgerichtsbarkeit und zur Anordnung einer Mediation für den Fall bleiben, dass das Familienvermögen wider aller Bemühungen durch Streit gefährdet ist.
Durch detaillierte Gliederungen, Fallbeispiele und viele Musterformulierungen (die auch elektronisch als Download zur Verfügung stehen) eignet sich das Handbuch hervorragend für die Mandatsbearbeitung. Dabei ist durch die zahlreichen Hinweise in Fußnoten eine Vertiefung eines behandelten Problems jederzeit unter Zuhilfenahme von Literatur und Rechtsprechung möglich.
Mein Fazit: Jeder, der mit vorsorgender Zielsetzung in der Nachfolgeplanung praktisch tätig ist, wird mit Gewinn zu diesem Buch greifen.
Autor: Gordian Oertel
von Dr. Gordian Oertel, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Erbrecht, Bonn
ZErb 11/2021, S. 454