Thomas Jansen
XVIII und 265 Seiten, Erich Schmidt, Berlin, 2013, 59,80 EUR
ISBN 978-3-503-15498-2
Dipl.-Kfm. Thomas Jansen hat mit diesem Buch seine Dissertation unter Begleitung seines Doktorvaters Steuerberater Prof. Dr. Volker Breithecker, Mercator School of Management, Duisburg, vorgelegt. Er betont richtig (S. 1 ff), dass bei der Planung der Vermögensnachfolge die Rechtsform der Stiftung seit Längerem vermehrt in den Fokus von Entscheidungsträgern rückt. So lasse sich schon seit den 90ern ein stetiger Anstieg an Stiftungsneugründungen verzeichnen – eine Tendenz, die sich angesichts der aktuellen demografischen Lage und Vermögenskonzentration noch deutlich verstärken dürfte. Ausgehend davon überrascht es etwas, dass der Autor seine Untersuchung auf die "Planung der Vermögensnachfolge im Rahmen einer Erbschaft" beschränkt und die (praktisch wichtige!) vorweggenommene Erbfolge ausdrücklich nicht untersucht (S. 5 f). Er analysiert, ob die Gründung einer Stiftung im Erbfall aus Sicht der Nachkommen als lohnende Alternative zur direkten Vermögensnachfolge (Erbschaft) gelten kann.
Der eingeschränkte Untersuchungsgegenstand, der dem eigentlichen Buchtitel widerspricht (Hat hier etwa der Verlag Einfluss genommen?), überrascht, weil er in der Praxis eher der Ausnahmefall ist, wie etwa die Stiftungsgestaltungen von Mohn, Würth, Piech und Aldi belegen. Das hat typischerweise auch seinen guten Grund, denn bei lebzeitigen Stiftungserrichtungen lässt sich die Gestaltung leichter im Sinne des Stifters anpassen, was auch nicht selten nach einer "Übungsphase" geschieht. Die lebzeitige Gründung und die letztwillige Zustiftung sind schon deshalb in aller Regel betriebswirtschaftlich deutlich sinnvoller. Gleichwohl hat Jansen eine Dissertation geschrieben, deren Lektüre sich lohnt.
Der Autor betrachtet erfreulicherweise drei praktisch wichtige Stiftungsformen, nämlich die inländische Familienstiftung, die inländische gemeinnützige Stiftung sowie die österreichische Privatstiftung, und das ebenso erfreulich über den längeren Zeitraum vom Zeitpunkt des Todes des Vermögensinhabers bis zu dessen Enkelgeneration. Im Wesentlichen lesen wir einen umfangreichen steuerplanerischen Vergleich. Der Autor berücksichtigt dabei insbesondere sowohl die erbschaftsteuerlichen als auch die ertragsteuerlichen Auswirkungen der jeweiligen Gestaltungsvariante.
Auf den ersten ca. 50 Seiten referiert Jansen stiftungsrechtliche und steuerliche Grundlagen in Deutschland und in Österreich. Sodann betrachtet er ca. 60 Seiten die "Steuernormendarstellung als Voraussetzung für die Modellbildung". Eine kritische Auseinandersetzung des Autors beispielsweise mit den Grenzen der Erbersatzsteuer (S. 77 ff) habe ich ebenso vermisst wie die eine oder andere Fundstelle. Möglicherweise kann man einen solchen Blick in einer Dissertation zu einem Steuermodell aber auch nicht unbedingt erwarten. Auf den restlichen Seiten widmet sich der Autor seinem Modell und den verschiedenen Berechnungen sowie Finanzplänen.
Wenig überraschend kommt Jansen (S. 199) zu dem Ergebnis, dass sich allgemeingültige Aussagen zu seinem Thema nicht treffen lassen. Die jeweilige Vorteilhaftigkeit der Gestaltungsvarianten werde entscheidend durch die Zusammensetzung des Vermögens beeinflusst. (In der Tat: "Die Lösung liegt im Fall.") Gleichwohl erleichtert uns Jansen mit seiner Arbeit den aktuellen steuerplanerischen Blick in dem Themenbereich seiner Dissertation. Das ist gelungen und das ist wertvoll auch für die Praxis – und das, obwohl das Steuerrecht nicht nur in Deutschland einem stetigen Wandel unterworfen ist. So steht bekanntlich die Unternehmenserbschaftsteuer aktuell auf dem Prüfstand. Tatsächlich stehen nach meiner Erfahrung vor den steuerlichen Betrachtungen letztlich auch die Unternehmerpersönlichkeit, die Unternehmerfamilie und die sonstigen im Unternehmen maßgebenden Personen im eigentlichen Fokus. Wie heißt es doch so treffend: In Steuern denken, aber nicht wegen Steuern lenken.
Fazit: Eine gelungene Dissertation. Jansen erleichtert uns zu wichtigen Stiftungsformen den aktuellen steuerlichen Blick bei der Entscheidungsfindung von Unternehmenserben darüber, ob sie eine Stiftungsgestaltung wählen sollen.
Autor: Dr. K. Jan Schiffer
Dr. K. Jan Schiffer, Rechtsanwalt, Bonn
ZErb 1/2014, S. 036