Handbuch für die gerichtliche, anwaltliche und notarielle Praxis

Walter Zimmermann

4. Auflage 2014, Erich Schmidt Verlag, 616 Seiten, 98 EUR

ISBN: 978-3-503-15695-5

Das Versteck war gut. Erst ein geübter Nachlasspfleger fand das Testament im Inneren der Standuhr hinter der Tür in einem Nebenzimmer. Das Verstecken selbst war allerdings eine schlechte Idee. Zwar kam das Vermögen, wie im Testament beschrieben, verschiedenen gemeinnützigen Organisationen zugute, aber nicht nur die Abwicklung unter den schwerfällig agierenden Vereinen kostete Zeit und Geld. Der Erblasser wurde zudem ordnungsbehördlich bestattet, obwohl er seine Vorstellungen im Testament festgehalten hatte und reichlich Geld vorhanden war. Ein guter Testamentsvollstrecker hätte geholfen – allen Beteiligten.

Bei einer zunehmenden Zahl von Menschen ohne (taugliche) Angehörige wächst die Erkenntnis, dass die geordnete Nachlassabwicklung durch einen Testamentsvollstrecker sinnvoll ist. Seine Aufgaben sind vielfältig, was in einem Handbuch für ihn gespiegelt werden muss. Zimmermann schafft dies problemlos. Seine umfassenden Kenntnisse bilden die Grundlage. Die juristisch stringente Argumentation macht Aussagen nachvollziehbar. Der gute Aufbau und die geschmeidige Sprache lassen den Leser reibungslos durch das Werk gleiten.

Zimmermann bündelt überaus viele Informationen in kompakte Erklärungen. Lange Auseinandersetzungen über Theorien und Meinungsstreits überlässt er weitgehend anderen, wobei er aber klar herausstellt, wenn etwas streitig ist. Für das schnelle Nachschlagen ist dies äußerst angenehm. Aber auch der lernende "Durchleser" bekommt, was er sucht: Eine umfassende und verständliche Darstellung der Testamentsvollstreckung.

Eine Ausnahme von den knappen Beschreibungen stellt das Kapitel zur Vergütung dar: Über 47 Seiten werden Ansätze und Meinungen dargestellt. Der Rezensent vermutet dafür zwei Gründe: Zum einen handelt es sich um eines der Lieblingsthemen des Autors, zu dem er sich auch schon an anderen Stellen geäußert hat. Zum anderen ist die Vergütungsregelung ein zentrales Problem, bei dem noch erstaunlich viele Fragen offen sind.

Anders geht der Autor bei dem Thema vor, zu welchem es auf Seite 377 heißt: "Im Übrigen sind fast alle Fragen der Testamentsvollstreckung im Handels- und Gesellschaftsrecht umstritten. Die auftretenden Probleme werden in der Literatur allerdings meist aufgebläht. Im folgenden Text wird daher im Wesentlichen lediglich die Rechtsprechung dargestellt." Das mag barsch und für den einen oder anderen Leser auch ein wenig unverfroren wirken. Zimmermann relativiert dies aber, indem er zu erkennen gibt, sich durchaus mit der Literatur auseinandergesetzt zu haben.

In handwerklicher Hinsicht stimmen nach Einschätzung des Rezenten die Ver- und Nachweise, was leider auch keine Selbstverständlichkeit (mehr) ist. Zum Teil hätte das Lektorat etwas sorgfältiger arbeiten müssen.

Sicherlich gibt es auch andere Werke zum Thema, nicht zuletzt das ebenfalls in neuer Auflage erschienene der jüngst mit dem AGT-Preis ausgezeichneten Autoren Mayer und Bonefeld. Die Geschmäcker sind verschieden. Das Buch von Zimmerman spricht insbesondere Testamentsvollstrecker mit Nachlässen von normalem Umfang und normaler Komplexität an sowie solche, die noch keine "alten Hasen" in dem Geschäft sind: Die Darstellung ist klar, übersichtlich und verständlich.

Autor: Dr. Dietmar Kurze

Dr. Dietmar Kurze, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Erbrecht, VorsorgeAnwalt, Berlin

ZErb 3/2015, S. 098

Dieser Inhalt ist unter anderem im Deutsches Anwalt Office Premium enthalten. Sie wollen mehr?


Meistgelesene beiträge