Michael Bonefeld/Jörg Mayer (Hrsg.)
zerb verlag, 4. Auflage 2015, 816 Seiten, gebunden
ISBN 978-3-95661-018-9
Die außerordentliche Qualität des von Notar Dr. Jörg Mayer und Rechtsanwalt Dr. Michael Bonefeld herausgegebenen Handbuchs zur Testamentsvollstreckung ist schon lange unbestritten. Bereits in der zweiten Auflage von 2005 bezeichnete es Wachter zu Recht als "eines der führenden Standardwerke im Bereich des Testamentsvollstreckerrechts", was nach wie vor uneingeschränkt auf die jetzt erschienene vierte überarbeitete und aktualisierte Auflage zutrifft. So verwundert es auch nicht, dass beide Autoren auf dem 8. Deutschen Testamentsvollstreckertag am 25.11.2014 in Bonn mit dem "AGT-Preis 2014 für hervorragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Testamentsvollstreckung" ausgezeichnet wurden.
Die bewährte Grundkonzeption des Buches hat sich gegenüber der Vorauflage nicht geändert. Der erste, überwiegend von Mayer bearbeitete Hauptteil, widmet sich der Einführung in das erforderliche (theoretische) Wissen, inklusive einer profunden Darstellung der komplexen Testamentsvollstreckung im Unternehmensbereich von Weidlich. Der zweite Teil, bearbeitet von Bonefeld, befasst sich dann ausführlich mit der praktischen Tätigkeit des Testamentsvollstreckers anhand von zahlreichen Beispielen und Formulierungsvorschlägen.
Den Abschluss bildet ein dritter Teil zu den steuerrechtlichen Aspekten der Testamentsvollstreckung. Für den in der Neuauflage als Mitbearbeiter ausgeschiedenen Dr. Eckard Wälzholz konnten die Herausgeber StB Peter Neubauer aus München als neuen Autor gewinnen, der nunmehr die Bearbeitung der Steuerkapitel gemeinsam mit Vassel-Knauf auf gleichsam hohem fachlichem Niveau übernimmt.
Die Herausgeber führen damit konsequent die Zielrichtung des Buches fort, zunächst den Testamentsvollstrecker selbst als Leser "an die Hand zu nehmen" und ihm gerade auch in praktischen Durchführungsfragen seiner Arbeit eine Hilfe zu sein. Das ist schon für die Vielzahl der Fälle erforderlich, in denen der Testamentsvollstrecker keine juristische Ausbildung hat. Nicht selten sieht sich erfahrungsgemäß aber auch der gestandene Erbrechtler, trotz vertiefter theoretischer Rechtskenntnisse, bei seiner ersten Testamentsvollstreckung in der Praxis mit unvorhergesehenen Schwierigkeiten konfrontiert.
Hier bietet der praxisbezogene Teil des Mayer/Bonefeld mit seiner Vielzahl von Formulierungsbeispielen eine wertvolle Hilfestellung von den ersten Schritten der Konstituierung und Sicherung des Nachlasses, Korrespondenz mit den am Nachlass beteiligten Personen und dem Nachlassgericht über Vermögensverwaltung, Prozessführung und Steuererklärungen bis hin zur Nachlassauseinandersetzung und der Beendigung des Testamentsvollstreckeramtes. Nicht zuletzt ein eigenes Kapitel zu "anwaltlichen Angriffsstrategien gegen den Testamentsvollstrecker und Verteidigungsstrategien des Testamentsvollstreckers" zeigt den besonderen Erfahrungsschatz, den die Autoren hier in ihrer langjährigen Beschäftigung mit der Thematik zusammengetragen haben.
Neben der Zielgruppe der Testamentsvollstrecker ist das Buch aber genauso eine wertvolle Hilfestellung für den bei der Nachfolgeregelung beratenden Rechtsanwalt oder Notar. Denn nur wer die typischen Probleme und Aufgabenstellungen in der Praxis kennt, wird auch eine passende und vorausschauende Anordnung der Testamentsvollstreckung gestalten können.
Der Mayer/Bonefeld bleibt also ein Handbuch und Fundgrube für jeden, der mit dem Recht der Testamentsvollstreckung befasst ist. Die um mehr als 60 Seiten gewachsene Neuauflage berücksichtigt zuverlässig neue Rechtsprechung und Literatur der vergangenen Jahre wie auch die üblichen Änderungen des Steuerrechts. An vielen Stellen werden neue Entwicklungen eingearbeitet, etwa auch in der deutlich erweiterten und äußerst gelungenen Darstellung zu Behinderten- und Bedürftigentestamenten.
Die Herausgeber haben vor fast 15 Jahren mit ihrer ganz eigenen Darstellung zur Testamentsvollstreckung eine Lücke geschlossen und das Werk zwischenzeitlich zu einem absoluten Standard etabliert. Die Informationsdichte und Fülle der behandelten Einzelfragen in gleichwohl kompakter und gut lesbarer Darstellung sucht ihresgleichen.
Autor: Christoph J. Schürmann
RA Christoph J. Schürmann, Bonn
ZErb 6/2015, S. 190 - 191