"… II. Die Voraussetzungen für eine Vorlage nach § 121 Abs. 2 GVG i. V. mit § 79 Abs. 3 S. 1 OWiG sind nicht gegeben."

Das OLG Karlsruhe ist durch die Rspr. des BGH und anderer OLG nicht gehindert, über das Rechtsmittel des Einziehungsbetroffenen wie beabsichtigt zu entscheiden. Der vorlegende Bußgeldsenat ist als Rechtsbeschwerdegericht mit einer besonderen Prozesslage befasst, die auf die rechtliche Beurteilung wesentlichen Einfluss hat. Es fehlt daher an einer auf dieselbe Rechtsfrage bezogenen Abweichung (vgl. hierzu BGH, Beschl. v. 24.4.1986 – 2 StR 565/85, BGHSt 34, 71 [74 ff.] = NJW 1986, 1883 = NStZ 1986, 409; Franke, in: LR-StPO, 26. Aufl., § 121 GVG Rn 64 a; Feilcke, in: KK-StPO, 8. Aufl., § 121 GVG Rn 34; Kissel/Mayer, GVG, 9. Aufl., § 121 Rn 21, 26).

1. Für eine (Außen-)Divergenz von vornherein unmaßgeblich sind jene obergerichtlichen Entscheidungen, die im selbstständigen Einziehungsverfahren nach dem OWiG die Rechtsbeschwerde gem. § 79 OWiG für das statthafte Rechtsmittel gegen amtsgerichtliche Beschlüsse halten (OLG Stuttgart, wistra 2009, 167 f. und Beschl. v. 20.5.2011 – 1 Ss 193/11, unv.; vgl. ferner OLG Karlsruhe, Beschl. v. 20.6.2016 – 1 (8) SsBs 269/15 – AK 99/15). Denn das vorlegende Gericht möchte insb. gestützt auf §§ 71 Abs. 1, 72, 87 Abs. 3 S. 2 OWiG zum selben Ergebnis gelangen (vgl. allgemein dazu BGH, Beschl. v. 14.12.1999 – 5 AR (VS) 2/99 Rn 6 und v. 23.2.1977 – IV ARZ (Vz) 2/77 Rn 6).

2. a) Nach der (…) Rspr. des BGH (Beschl. v. 29.4.1983 – 2 ARs 118/83, BGHSt 31, 361 = NJW 1983, 687 = NStZ 1983, 417 zum gleichgeregelten selbstständigen Rückerstattungsverfahren des WiStG a.F.; vgl. auch BGH, Beschl. v. 19.3.1993 – 2 ARs 43/93, BGHSt 39, 162 = NJW 1993, 1808 = NStZ 1993, 394) und anderer OLG (OLG Köln, wistra 1993, 39; OLG Zweibrücken, MDR 1994, 404; vgl. ferner OLG Düsseldorf, NVwZ 1996, 934 [935]; OLG Hamburg, StraFo 2011, 57 bei einem Vorgehen nach § 82 Abs. 2 § 47 Abs. 2 OWiG) ist das statthafte Rechtsmittel gegen einen amtsgerichtlichen Beschluss im selbstständigen Einziehungsverfahren nach dem OWiG die sofortige Beschwerde, über die das LG (Kammer für Bußgeldsachen, § 46 Abs. 7 OWiG) zu befinden hat.

Dies folgt aus § 87 Abs. 3 S. 2, Abs. 5, § 46 Abs. 1 OWiG i.V.m. §§ 436 Sbs. 2, 434 Abs. 2 StPO. Der selbstständige Einziehungsbescheid steht nur hinsichtlich seiner Form und der Anfechtungsmöglichkeit einem Bußgeldbescheid gleich, wohingegen §§ 71 ff. OWiG für das Hauptverfahren und daher auch §§ 79 ff. OWiG zum Rechtsbeschwerdeverfahren unanwendbar sind. Vielmehr ist insoweit im Einklang mit dem Willen des Gesetzgebers (BT-Dr. V/1269, S. 113 und 10/318, S. 38) auf die Regelungen der StPO zum selbstständigen Einziehungsverfahren zurückzugreifen. Danach entscheidet das Tatgericht durch einen gem. § 434 Abs. 2 StPO der sofortigen Beschwerde unterliegenden Beschluss, durch Urteil aufgrund einer mündlichen Verhandlung nur dann, wenn dies beantragt oder gerichtlich angeordnet wurde. Für deren Durchführung sind nach § 434 Abs. 3 S. 1, 2. Hs. StPO, § 46 Abs. 1 OWiG die in §§ 71 ff. OWiG enthaltenen Vorschriften über die Hauptverhandlung sinngemäß heranzuziehen. Folglich ist gegen ein ergangenes Urteil die Rechtsbeschwerde statthaft (vgl. BayObLG, NStZ-RR 1998, 23; OLG Koblenz, zfs 2007, 108; OLG Düsseldorf, NVwZ 1996, 934, 935; Schmidt, in: KK-StPO, § 434 Rn 12; Ganter, in: Beck-OK OWiG, 26. Ed., § 87 Rn 62). So lag es hier im ersten Rechtsgang.

b) Die zuvor genannten Entscheidungen (eingangs 2. a)) verhalten sich ausnahmslos zur Anfechtung eines im ersten Rechtsgang erlassenen Beschlusses des AG. Zu der hier relevanten Frage, welches Rechtsmittel gegen einen Beschluss im selbstständigen Einziehungsverfahren nach einer teilweisen Urteilsaufhebung und Zurückverweisung durch das Rechtsbeschwerdegericht gegeben ist, liegt hingegen soweit ersichtlich keine obergerichtliche Rspr. vor, wonach auch in diesem Fall die sofortige Beschwerde statthaft ist (vgl. OLG Düsseldorf, NVwZ 1996, 934, 936 m. Hinw. zu §§ 77, 77a OWiG und zur Fassung der Urteilsgründe; s. auch OLG Hamm, NVwZ 1993, 508 [509]; OLG Karlsruhe, Beschl. v. 18.3.2019 – 2 Rb 9 Ss 852/18, Rn 30, BeckRS 2019, 4834).

3. Die aufgezeigte Rechtsfrage ist auch nicht deshalb mit der Vorlagefrage identisch, weil wegen der Gleichheit des Rechtsproblems die Entscheidung ohne Rücksicht auf die Verschiedenheit der Fälle und der anwendbaren Vorschriften nur einheitlich ergehen könnte (vgl. BGH, Beschl. v. 4.12.2001 – 4 StR 93/01, BGHSt 47, 181 [183] = NJW 2002, 1280 = NStZ 2002, 374; Franke, § 121 GVG Rn 64; Frister, in: SK-StPO, 5. Aufl., § 121 GVG Rn 22; Feilcke, § 121 GVG Rn 34; jew. m.w.N.). Vielmehr liegt unter Beachtung der Art der vorgelegten Rechtsfrage (vgl. BGH, Beschl. v. 5.11.1991 – 4 StR 350/91, BGHSt 38, 106 [108 f.] = NJW 1992, 79 = NVZ 1992, 79 und v. 31.10.1978 – 5 StR 432/78, BGHSt 28, 165 [167 f.] = NJW 1979, 435) ein in wesentlichen Belangen abweichender Sachverhalt vor, bei dem auch nach der Rechtsansicht u. a. des BGH (BGHSt 3...

Dieser Inhalt ist unter anderem im Deutsches Anwalt Office Premium enthalten. Sie wollen mehr?


Meistgelesene beiträge