zfs 02/2021, Veith/Gräfe/Gebert (Hrsg.), Der Versicherungsprozess, C.H. Beck, 4. Aufl. 2020, 1.488 S., 158 EUR, ISBN 978-3-8487-5521-9

Der Versicherungsprozess hat sich in den drei Vorauflagen zu einem verlässlichen und angesehenen Ratgeber in versicherungsrechtlichen Fragen entwickelt, so dass sich die vierte Auflage an diesem hohen Niveau messen lassen muss. Der Gesamtumfang liegt mit knapp 1.500 Seiten im Bereich der dritten Auflage, der Preis wurde beibehalten.

Im Autorenteam gab es Wechsel. So sind Dr. Katharina Garbes-von Boehm, Dr. Sven Marlow und Jörn Schanz aus dem Autorenteam ausgeschieden. Den § 6 (Versicherung von hochwertigem Hausrat, Schmuck und Perlen sowie Kunstversicherung) hat Michael Melchers übernommen, der auch § 5 (Hausratversicherung) bearbeitet. Dr. Marc Anschlag übernahm § 12 (Unfallversicherung) und Dr. Miriam Boche § 15 (Allgemeine betriebliche Haftpflichtversicherung).

Im Abschnitt E (Mischformen) sind zwei Kapitel neu hinzugekommen. § 24 befasst sich mit der Cyberversicherung und ist von Yvonne Gebert und Sebastian Klapper verfasst. Die Ausführungen beschränken sich zwar auf Unternehmerkunden, jedoch ist dies aktuell auch (noch) der relevante Markt. Bereits der Einstieg in die Thematik zeigt ein in dieser neuen Versicherungssparte bestehendes Problem: Es gibt hier trotz der Musterbedingungen des GdV aus 2017 (AVB Cyber) noch keine einheitlichen Definitionen und Begrifflichkeiten bei den Anbietern. Gebert/Klapper bieten einen guten und verständlichen Einstieg in diesen neuen Bereich, für den bisher nur wenige Kommentierungen veröffentlicht wurden.

§ 25 befasst sich mit der W&I-Versicherung (Warrenty & Indemnity-Versicherung), auch Gewährleistungsversicherung genannt. Das Kapitel hat Dr. Miriam Boche verfasst. Es gelingt ihr sehr gut, dieses aus dem anglo-amerikanischen Markt stammende und dort etablierte, im deutschen Versicherungsmarkt aber recht neue Produkt, für die Praxis zugänglich zu machen.

Mit den Kapiteln §§ 24 und 25 besitzt die vierte Auflage des Buches zwei neue, starke Kapitel, die für die jeweiligen Bereiche grundlegend werden dürften, da sie einen leichten Zugang zu den Themenkreisen vermitteln.

Sämtliche Kapitel berücksichtigen die aktuellen (Muster-)Versicherungsbedingungen und gehen auf neue Rechtsprechung und Kommentierungen ein. Zu erwähnen sind dazu beispielhaft die Entwicklungen zum Widerrufs- und Widerspruchsrecht in der Lebensversicherung, der "Schlüsselgewalt" in der Kfz-Kasko-Versicherung, Insolvenzhaftung der Geschäftsführer in der D&O-Versicherung und die Rechtsprechung zum Bemessungszeitpunkt (Erst- und Neubemessung) in der privaten Unfallversicherung.

Es werden teilweise aber auch wichtige Sonderbedingungen, so z.B. zur Kfz-Haftpflicht- und -Kaskoversicherung für Kfz-Handel und -Handwerk, mit in die Kommentierung eingebracht. In einigen Kapiteln wurde erkennbar auf mehr Literatur hingewiesen und damit auch die Basis der inhaltlichen Auseinandersetzung erweitert.

Der Versicherungsprozess von Veith/Gräfe/Gebert erfüllt auch in der vierten Auflage höchste Ansprüche an Fachlichkeit, Aktualität und Verständlichkeit und bleibt damit der unverzichtbare Praxisratgeber für die sichere Prozessführung im Bereich des Versicherungsrechts.

Autor: André Naumann

RA André Naumann, Bornheim

zfs 2/2021, S. 72