Hettenbach/Kalus/Möller/Uhle, Drogen und Straßenverkehr.
2. Aufl., Deutscher Anwaltverlag 2010, 670 Seiten, 46.00 EUR
Auch wenn in diesem Handbuch zum Thema Drogen und Straßenverkehr das Zivilrecht leider ausgespart wird, darf man diese Neuauflage in Komposition und Ausführung durchweg als gelungen bezeichnen. Das Werk überzeugt zunächst durch eine lebendige Gestaltung mit zahlreichen Visualisierungen zur zügigen Rezeption der Materie. Mit dem Einstieg ins Straf- und Ordnungswidrigkeitenrecht erfolgt die richtige erste Assoziation, da der Verkehrsjurist den Drogenkonsum zunächst einmal mit Strafbarkeit und Führerscheinvergehen verbinden dürfte. Dabei werden aktuelle Probleme – wie die Anordnung und Entnahme einer Blutprobe – in einen sinnvollen rechtlichen Kontext gestellt, sodass sich der Leser mit Rechtsfragen nicht isoliert auseinander setzen muss. Die Darstellung der Rechtsprechung und ihrer Entwicklung ist generell ein Pluspunkt des Buches, auch bei anderen Themen. Daneben werden dem Leser aber auch tatsächliche Probleme nahe gebracht, mit denen sich der Verteidiger befassen muss: dies betrifft bspw. das nicht mehr lokal begrenzte sog. "Stuttgarter Modell" des Führerscheinentzugs nach Drogenkonsum oder die Überzeugungsmodelle von Psychologen versus derer von Anwälten im Rahmen der MPU. Ohnehin ist die umsichtige Darstellung der anwaltlichen Tätigkeit lobenswert.
Im Kapitel zum Verwaltungsrecht dominieren die Erläuterungen zur FeV und der Anordnung sowie Durchführung einer Überprüfungsmaßnahme. So werden beim Schwerpunkt Cannabiskonsum Konsummuster abgearbeitet und der Bezug zum Straßenverkehr hergestellt. Durch Vorstellung exemplarischer Verfahrensabläufe sowie Details eines fachärztlichen Gutachtens wird es dem Leser zudem ermöglicht, die gesamte Argumentationsbasis der verwaltungsrechtlichen Entscheidung zu erfassen.
Das dritte Kapitel erfasst Medikamente und Drogen unter verkehrsmedizinisch-toxikologischen Gesichtspunkten und ist wie das vierte Kapitel zur Begutachtung drogenauffälliger Kraftfahrer eine notwendige Ergänzung der zuvor überwiegend juristischen Materie. Hervorzuheben sind die prägnanten Unterkapitel zur Erkennung von Auffälligkeiten und Ausfallerscheinungen des Konsumenten sowie die differenzierte Auflistung der Bandbreite von Nachweismethoden. Im opulenten Schlusskapitel zur Begutachtung werden fachliche Grundlagen und Prognosekriterien genau abgehandelt und ermöglichen zusätzlich zu den Ausführungen zu Ablauf und Inhalt der Begutachtung eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Ergebnis des medizinischen Sachverständigen. Auch hier wird wie selbstverständlich die Rolle des Anwalts nicht in der Darstellung vergessen, aber auch verschiedene Ansichten von Sachverständigen und Juristen kommen transparent zur Sprache.
Insgesamt ist den Autoren ein disziplinübergreifendes, fachlich fundiertes und hoch interessantes Werk gelungen, das nicht nur dem Strafverteidiger, sondern auch den Entscheidungsträgern bei Gericht und in der Verwaltung präzise Rechtsinformationen und notwendiges Kontextwissen vermittelt.