Zitat
Die gemäß §§ 11 Abs. 1 RPflG, 104 Abs. 3 Satz 1 ZPO, 567 Abs. 1 Nr. 1 und Abs. 2 ZPO statthafte und auch im Übrigen gemäß §§ 569 ff. ZPO zulässige, insbesondere form- und fristgerecht eingelegte sofortige Beschwerde des Beklagten führt zur Zurückverweisung der Sache an den zuständigen Rechtspfleger des Landgerichts.
1. Der für den vor Zustellung der Klage verstorbenen Beklagten – und nach Auferlegung der Kosten des Rechtsstreits gemäß § 269 Abs. 3 Satz 2 ZPO auf den Kläger – gestellte Kostenfestsetzungsantrag ist nicht unzulässig, sondern in der Sache zu bescheiden.
a) Im Ausgangspunkt zutreffend ist das LG davon ausgegangen, dass eine nicht existente Partei in einem gegen sie angestrengten Prozess insoweit als parteifähig zu behandeln ist, als sie ihre Nichtexistenz geltend macht. Eine im Rechtsstreit als parteifähig fingierte Partei gilt auch im anschließenden Kostenfestsetzungsverfahren als parteifähig, ist mithin auch in diesem Verfahren als existent zu behandeln. Die Existenz der Partei ist im Kostenfestsetzungsverfahren daher insoweit zu fingieren, als in einem Rechtsstreit, in dem der nicht existenten Partei selbst oder einem für sie handelnden Dritten ein Kostenerstattungsanspruch zuerkannt wurde (BGH, Beschl. v. 14.5.2004 – XII ZB 226/03, AGS 2014, 311 = RVGreport 2004,318 (Hansens)). So liegt der Fall hier. Der Beklagte ist vor Zugang der Klageschrift verstorben und nach dem in der Klageerwiderung erhobenen Einwand der Nichtexistenz des Beklagten sowie nachfolgend erklärter Klagerücknahme ist mit Beschl. v. 11.10.2022 eine Kostengrundentscheidung des LG zugunsten des Beklagten nach § 269 Abs. 3 Satz 2 ZPO ergangen.
aa) Entgegen der Auffassung des LG kommt es dabei nicht darauf an, ob die nichtexistente Partei eine juristische Person oder eine natürliche Person war. Geht man davon aus, dass die Kostenfestsetzung zugunsten der nichtexistenten Partei selbst erfolgen kann, spielt es nach der Rechtsprechung des BGH keine für das Kostenfestsetzungsverfahren relevante Rolle, wer für die nichtexistente Person als Dritter den Einwand der Nichtexistenz erhoben respektive die sich für die beklagte Partei bestellenden Rechtsanwälte beauftragt hat.
(1) Richtig ist, dass in der Vergangenheit nur nach einer in der obergerichtlichen Rechtsprechung umstrittenen Ansicht die nicht existente Partei eine Kostenfestsetzung zu ihren Gunsten verlangen konnte (OLG Saarbrücken OLGR Saarbrücken 2002, 259; OLG Koblenz, Beschl. v. 15.5.2001 – 14 W 332/01, juris; KG Berliner AnwBl. 1995, 300), während nach anderer Ansicht vertreten wurde, für die nicht existente Partei könne nur Kostenerstattung zugunsten derjenigen (existenten) natürlichen oder juristischen Person beantragt werden, die für die nicht existente Partei gehandelt habe (OLG Bamberg OLGR Bamberg 2001, 223; OLG München NJW-RR 1999, 1264, 1265; OLG Hamburg MDR 1976, 846). In diesem Sinne hat auch das vom LG für seine Auffassung zitierte OLG Düsseldorf mit Beschl. v. 24.8.2016 entschieden (AGS 2012, 204).
(2) Dabei ist außer Acht geblieben, dass der BGH mit – vom OLG Düsseldorf wohl übersehenen – Beschl. v. 10.10.2007 (XII ZB 26/05, Rpfleger 2008,98 = NJW 2008, 528) bereits entschieden hat, ausdrücklich der Auffassung zu folgen, wonach die nicht mehr existente Partei als fingierte Partei zu ihren Gunsten die Festsetzung der im Streit über ihre Parteifähigkeit entstandenen Kosten verlangen kann.
Die klagende Partei habe dadurch, dass sie gegen eine nicht existente Partei Klage erhoben habe, Veranlassung dazu gegeben, die Frage der Existenz der beklagten Partei im Rechtsstreit klären zu lassen. Zur Klärung dieser Frage werde die Existenz der beklagten Partei fingiert. Die Entscheidung des Prozessgerichts, dass die beklagte Partei nicht existent und damit nicht parteifähig sei, lasse das fingierte Prozessrechtsverhältnis nicht entfallen. Entgegen anderer Auffassung sei es daher nicht widersprüchlich, sondern konsequent, die prozessrechtliche Fiktion der Existenz der beklagten Partei auch im Kostenfestsetzungsverfahren insoweit aufrecht zu erhalten, als es um die Durchsetzung von Kostenerstattungsansprüchen im Streit um deren Existenz gehe. Die Fiktion erstrecke sich nicht nur auf das Recht der nicht existenten Beklagten, die Kostenfestsetzung zu beantragen, sondern gelte auch für die Zuordnung des Kostenerstattungsanspruchs. Der nicht mehr existenten beklagten Partei, der gestattet werde, sich im Rechtsstreit mit ihrer Nichtexistenz zu verteidigen, könne, wenn sie mit diesem Einwand durchdringe und deshalb eine Kostenentscheidung zu ihren Gunsten erreiche, die Kostenerstattung zu ihren Gunsten nicht mit der Begründung versagt werden, ihr seien keine Kosten entstanden, weil sie nicht existiere. Vielmehr sei die einmal für den Streit um die Existenz fingierte Parteifähigkeit für den gesamten Streit hierüber einschließlich der dadurch entstandenen Kosten aufrechtzuerhalten (BGH, a.a.O., Rn 16 ff.).
Vor diesem Hintergrund komme eine Erstattung zugunsten eines für die nicht meh...