Der Prölss/Martin ist für jeden Versicherungsrechtler das geläufigste Standardwerk und die erste Quelle bei Gericht, wenn es um Versicherungsrecht geht. Dies ist eine Herausforderung für Autoren und Verlag, die nur am höchsten Standard gemessen werden und wissen, welches Gewicht ihre Kommentierungen besitzen. Wie auch in den Vorauflagen werden sie dieser Verantwortung und dem Anspruch mit beeindruckender Sorgfalt gerecht. Das Autorenteam, allesamt aktuelle oder ehemalige Universitätsprofessoren bzw. Richter, blieb unverändert und nur wenige Kapitel wurden zwischen den Autoren getauscht. Insgesamt zieht sich eine verlässliche Kontinuität zu den Vorauflagen durch das Werk, in dem neben dem VVG das EGVVG, die VVG-Info-VO, die Rom-I-VO, die VersVermV und Teile der GewO besprochen werden.

Die 30. Auflage nimmt mit der europäischen Versicherungsvertriebsrichtlinie (IDD) und der europäischen Verordnung über Basisinformationsblätter (PRIIP) neue Themen auf und ist etwas umfangreicher als die Vorauflage. Die Änderungen im Vermittlerrecht werden vor § 59 VVG besprochen.

Der Anhang mit einer Vielzahl an Musterbedingungen (des GdV) zu verschiedensten Sparten wurde aktualisiert und spiegelt die ganze Bandbreite privater Versicherungen wieder. Es wurden neu z.B. die AVB zur Haftpflichtversicherung (AVB PHV/BHV 2016), Lebensversicherung (ALB 2016) und zur Unfallversicherung (AUB 2014) aufgenommen. Entfallen sind dafür alte Musterbedingungen, z.B. die AKB 2007 und die AUB 61. Es ist hier eine Kapazitätsgrenze erreicht, die eine Auseinandersetzung mit speziellen Klauseln der Versicherer, selbst wenn sie weit verbreitet sind, nicht zulässt.

Für den täglichen Gebrauch hilfreich ist auch die Überarbeitung des Sachregisters.

Besonders wertvoll ist und bleibt die Aktualität des Prölss/Martin. Neue Rechtsprechung fließt wie selbstverständlich in die Kommentierung mit ein und bietet eine verlässliche Beurteilungsbasis für Anwälte und Richter. Die an vielen Stellen kritische und argumentativ starke Auseinandersetzung mit Regelungen und Rechtsprechung ist aber auch für Versicherer und Vermittler wichtig. Egal ob für das Massengeschäft, z.B. ist die Quotierung nach § 28 VVG ein alltägliches Regulierungsproblem, oder in speziellen versicherungsrechtlichen Fragen, z.B. werden D&O-Versicherungsfälle fast ausschließlich von spezialisierten Kanzleien bearbeitet, ist die Darstellung eingängig und jeder Ratsuchende findet eine fundierte Hilfestellung.

Der Prölss/Martin ist an vielen Stellen natürlich "nur" ein wunderbarer Steinbruch für Entscheidungen, Definitionen oder Wissensfragen, also ein praxistauglicher Kommentar, schnörkellos, detailliert, verständlich. Daneben finden sich aber auch bei jedem Bearbeiter aktuelle Einzelfragen mit wissenschaftlichem Tiefgang hinterfragt und mit eigenen Lösungsansätzen versehen. Das macht das Werk so besonders und erleichtert auch den Umgang mit speziellen, abweichenden Bedingungsausgestaltungen der Versicherer.

Auch die 30. Auflage des Prölss/Martin bestätigt den Spitzenplatz des Werks unter den Kommentaren des Privatversicherungsrechts und man sollte auf jeden Fall seine ältere Auflage gegen die neue eintauschen.

Autor: André Naumann

RA André Naumann, Bornheim (Rheinland)

zfs 7/2019, S. 373

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