Brauchen wir ein Buch als Rechtsanwälte, um unser Marketing zu befördern? Unbedingt. Diese Beratungslücke haben die Autorinnen – keine Rechtsanwältinnen, aber durch diverse Beratungen lange auf diesem Gebiet tätig – erkannt und machen ihre Erfahrungen durch dieses Buch einem größeren Kreis bekannt. Sie geben den Lesern die Möglichkeit, ihr Kanzleiprofil zu finden und anhand der im Buch dargestellten Beispielskanzleien in einen konkreten Abgleich zu bringen. Es werden also nicht nur theoretische Hinweise gegeben, sondern Beispiele aus der Praxis aufgestellt, die mit dem eigenen Wunsch und der Perspektive eine anschauliche Darstellung von Möglichkeiten bietet. Ein Beispiel dafür ist zu finden unter 2.2.4.3 Umsetzungshilfe 3 – Honorargestaltung regeln, nachdem nämlich das Mindesthonorar ermittelt wurde.
Natürlich können nicht alle Parameter gleich sein, aber die Probleme unterschiedlicher Größe und mit unterschiedlichen Angebotsprofil und Standort gleichen sich sehr wohl. Es ist als gucke der Leser neugierig durch ein Schlüsselloch des Kollegen. Diese Beispiele machen es leichter, die bisherige eigene Praxis oder neue Ausrichtung kritisch zu betrachten. Sie wecken auch die Neugier, bisher Bestehendes in Frage zu stellen und dann neue Wege zu beschreiten. Denn leider gehören Juristen allgemein (Achtung Vorurteil!) nicht eben zu besonders entdeckungsfreudigen und auch flexiblen Menschen, die innovativ ihre Probleme angehen wollen.
Dabei ist gerade dies besonders wichtig: Die unternehmerische Grundhaltung (vgl. Statistik im Berliner Anwaltsblatt 2011, 379) ist von 19 % in 2007 auf immerhin 46 % in 2011 gestiegen. Dazu zählt insbesondere nach außen Webseite, Marketing, Werbung und Public Relations sowie nach innen Kostencontrolling und neueste Hard- und Software.
Das Buch will Hilfe anbieten, hat dabei aber keinen diktatorischen oder schlaumeierischen Ton. Vielmehr wird deutlich, dass die Ausrichtung deshalb individuell erfolgen muss, weil jeder Rechtsanwalt und jede Rechtsanwältin individuelle Stärken mitbringt und Schwächen zu bedenken hat.
So steht am Anfang jeder Änderung die Bestandsaufnahme, sodann werden in diversen Kapiteln die "Erfolgshebel" dargestellt. Nicht nur die äußeren Gegebenheiten, auch die zu treffenden ökonomischen Gesichtspunkte müssen zuerst festgehalten, der Bedarf schonungslos ermittelt werden. Hier stellt das Buch zu Beginn entsprechende Fragenkataloge zur Verfügung, die wie eine Art Handbuch für eine Überprüfung, Neuaufstellung oder Neuausrichtung gelten können. Dies kann über die Freischaltung via Internet auch mehrfach genutzt werden, wenn es daran geht, die Fragebogen erneut zurate zu ziehen.
Auch wenn Sie gerade das Gefühl haben, alles sei in bester Ordnung, sollte die Neugier Sie packen, da eine freiwillige Veränderung stets leichter fällt als eine erzwungene. Aus der Ruhe heraus können weitreichende strategische Entscheidungen besser reifen und getroffen werden. Was auf uns Rechtsanwälte in den kommenden Jahren wartet, zeigt die aktuelle Studie des DAV, auf die hier nur allgemein verwiesen soll. Veränderung steht allen gut zu Gesicht, die sich den dynamischen Herausforderungen des sich stetig wandelnden Rechtsanwaltsmarkts stellen wollen.
Autor: Gesine Reisert
RAin Gesine Reisert, FAin für Strafrecht und
für Verkehrsrecht, Berlin
zfs 8/2013, S. 434 - 435