3. Aufl., 663 Seiten, 55 EUR, DeutscherAnwaltVerlag, Bonn 2009

Das Werk von Jahnke wurde seit Erscheinen der ersten Auflage im Jahr 2000 in der Presse gelobt. Von einem "verdienstvollen Werk" (zfs 2001, 144), einem Werk, welches "eine zuverlässige Orientierung" biete (NZV 2001, 163 (164)), war die Rede. Beifallsstürme zur Vorauflage lauteten: "Was kann es besseres geben! Bravo!" (SP 2006, 409). Es wurde mit Lob nicht gespart und mit Freuden stellt man fest, dass es sich nicht um Vorschusslorbeeren handelt, sondern der Autor sich auch mit der nunmehr vorliegenden 3. Aufl. nochmals übertrifft.

Die Bezifferung des Verdienstausfallschadens stellt eine für den Anwalt äußerst schwierige und für den Geschädigten oft existentielle Frage dar. Das Zusammenspiel verschiedenster Rechtsgebiete (wie Arbeitsrecht, Sozialrecht, Sozialhilferecht, Versicherungsvertragsrecht, Zivilrecht oder Steuerrecht) einerseits und die sehr umfangreiche Rechtsprechung andererseits, bergen für den Anwalt die Gefahr, sich in diesem Geflecht zu verheddern und den Überblick zu verlieren. Vor allem die Frage der Anspruchsübergänge und Regressmöglichkeiten ist ein Feld, auf dem der Überblick schnell verloren gehen kann.

Bereits seit der ersten Auflage bietet Jahnke mit seinem Werk eine umfassende und in das Detail gehende Orientierung in diesem Dickicht. Von den Ansprüchen der abhängig Beschäftigten, der Selbständigen, aber auch derjenigen Personen, die nicht oder noch nicht (hier sei auf die besondere Schwierigkeit der Zukunftsprognose, welche berufliche Zukunft ein verletztes Kind bzw. einer verletzter Jugendlicher ohne den Unfall gehabt hätte und welcher Erwerbsschaden daher anzunehmen ist, verwiesen) in das Erwerbsleben integriert sind, bis hin zu Fragen der Kapitalisierung und des Steuerrechts – es findet sich kein Problem, was nicht dargestellt wird. Zahlreiche Übersichten, Prüfschemata und vor allem Beispielsfälle schaffen dabei einen erleichternden Einstieg. Durch das sehr detaillierte Stichwortverzeichnis wird das gezielte Nachschlagen für denjenigen, der nur eine bestimmte Frage beantwortet wissen will, optimal ermöglicht. Die sehr zahlreichen und umfassend recherchierten Hinweise auf die Literatur und vor allem die Rechtsprechung machen eine Vertiefung – wobei man tiefer, als Jahnke dieses tut, kaum noch gehen kann – ohne weiteres möglich. All dieses ist der Leser seit der ersten Auflage bereits gewöhnt und auch in der dritten Auflage bleibt die hohe Qualität uneingeschränkt aufrechterhalten.

Was bietet nun die dritte Auflage an Neuem? Zunächst einmal wurde, was bei einem derart gründlichen Autor wie Jahnke nicht anders zu erwarten war, die aktuelle Rechtsprechung und Gesetzeslage eingearbeitet. So wurde z.B. bei der Darstellung des Forderungswechsels und der gesetzlichen Forderungsübergänge das Außerkrafttreten des § 52 BRRG a.F. zum 1.4.2009 berücksichtigt. Dargestellt wird die aktuelle Rechtsprechung, wie beispielsweise die des BGH zur Frage der Erstattungsfähigkeit der dem Arbeitgeber für eine während der Zeit der Arbeitsunfähigkeit des Verletzten eingestellte Ersatzkraft angefallenen Kosten (BGH, 14.10.2008, Az. VI ZR 36/08 – auch zur Frage, inwieweit ein Eingriff in den eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb vorliegt) oder die des BSG zur Frage, inwieweit Zinseinnahmen aus angelegtem Schmerzensgeldkapital als Einnahmen i.S.d. BSHG zu bewerten sind (BSG, 15.4.2008, Az. B 14/7b AS 6/07 R).

Überholt wurde die Aktualität des Werkes durch aktuelle gesetzgeberische Aktivität in einem kleinen Randbereich: So widmet sich Jahnke in Kapitel 15 den Anwalts- und Prozesskosten. Hier bedarf es infolge des "Gesetzes zur Modernisierung von Verfahren im anwaltlichen und notariellen Berufsrecht, zur Errichtung einer Schlichtungsstelle der Rechtsanwaltschaft sowie zur Änderung sonstiger Vorschriften" (BGBl 2009, I, 2449–2473) und der Neueinführung des § 15a RVG, der die bisherige Rechtsprechung des BGH (NJW 2007, 2049, NJW 2007, 2050 und NJW 2007, 3500) zur Anrechnung der Gebühren obsolet gemacht hat, einer Ergänzung in der hoffentlich zu erwartenden vierten Auflage.

Vollständig überarbeitet und erweitert wurden in der dritten Auflage der Bereich des Haushaltsführungsschadens sowie der Aspekt der Drittleistungen. Jahnke setzt sich dabei sehr kritisch mit dem in der Praxis vielfach als Schätz- und Berechnungsgrundlage herangezogenen Werk von Schulz-Borck/Hofmann auseinander und hinterfragt dessen aktuelle Brauchbarkeit. So weist Jahnke darauf hin, dass die Erhebungen, die dem Werk von Schulz-Borck/Hofmann zugrunde liegen, teilweise bereits aus den 1980er Jahren datieren, so dass er in Anbetracht des (technischen) Fortschritts die Frage aufwirft, ob diese Daten in einer Zeit, in der z.B. Geschirrspülmaschinen fast schon eine Selbstverständlichkeit sind, vielfach Fertigmahlzeiten aus der Mikrowelle verwendet werden, noch aktuell sind. Völlig von der Hand zu weisen ist diese kritische Anmerkung Jahnkes sicher nicht. Berücksichtigt man jedoch, dass die...

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