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Im Anschluss an den Vorjahresartikel (zfs 2014, 64–69) fasst dieser Praxisaufsatz die aktuelle reiserechtliche Rechtsprechung im Berichtszeitraum 2014 zusammen. Anders als noch in den vorangegangenen Jahren scheint der Bundesgerichtshof im Jahr 2014 in der Gesamtbetrachtung offenbar eine etwas reiseunternehmensfreundlichere Position einzunehmen, während der Gerichtshof der Europäischen Union nach wie vor das hohe Verbraucherschutzniveau des europäischen Rechts propagiert und somit im Zweifel offenbar eher zugunsten der Reisenden entscheidet. Insgesamt hat sich die reiserechtliche Rechtsprechung im Berichtszeitraum weiter ausdifferenziert. So manche in den Vorjahren noch umstrittene Rechtsfrage ist inzwischen geklärt.
A. Pauschalreise- und Reisevermittlungsrecht
Klassischer Kernbereich des Reiserechts ist das Pauschalreiserecht bzw. Reisevertragsrecht der §§ 651a bis 651m BGB. Der Untertitel Reisevertragsrecht im deutschen BGB dient der Umsetzung der Europäischen Pauschalreise-Richtlinie. Zu unterscheiden von der (durchaus verbraucherfreundlich geregelten) Pauschalreise ist die Individualreise. Gemäß § 651a Abs. 1 S. 1 BGB zeichnet sich ein (Pauschal-)Reisevertrag dadurch aus, dass sich der Reiseveranstalter verpflichtet, dem Reisenden eine Gesamtheit von Reiseleistungen (Reise) zu erbringen. Im Zusammenhang mit der Buchung von Pauschalreisen verkündete der BGH im Jahr 2014 mehrere Grundsatzentscheidungen.
I. Flugzeitenangabe in Reisebestätigung
Der BGH hatte sich mit der Frage zu befassen, unter welchen Voraussetzungen ein Reiseveranstalter in einer Reisebestätigung davon absehen darf, genaue Uhrzeiten für Hin- und Rückflug anzugeben. Im konkreten Fall hatte der beklagte Reiseveranstalter in der Bestätigung lediglich das Hin- und Rückflugdatum angegeben und hinzugefügt "Genaue Flugzeiten noch nicht bekannt!". Wie schon die Vorinstanzen entschied nun auch der BGH, dass die beanstandeten Angaben nicht gegen die Vorgaben von § 6 Abs. 2 Nr. 2 BGB-InfoV verstoßen. Der BGH führt dazu aus, dass in einem Reisevertrag durchaus vereinbart werden könne, dass die genauen Uhrzeiten für die Hin- und Rückreise erst zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt werden. § 6 Abs. 2 Nr. 2 BGB-InfoV schreibe gerade nicht vor, mit welcher Genauigkeit im Reisevertrag die Zeit der Abreise und die Zeit der Rückkehr festzulegen sind. Wenn die Parteien die genauen Zeitpunkte nicht näher festlegen (bzw. nicht wenigstens eingrenzen), so müsse auch die Reisebestätigung keine genaueren Angaben enthalten. Der vom Reiseveranstalter angegebene Zusatz ("Genaue Flugzeiten noch nicht bekannt!") gebe also den Inhalt des Reisevertrages zutreffend wieder und sei deshalb nicht zu beanstanden.
In diesem Zusammenhang ist kurz auf das bereits im Vorjahresaufsatz erwähnte Urteil des BGH vom 10.12.2013 hinzuweisen. Demnach dürfen einmal in Aussicht gestellte Reisezeiten nicht ohne sachlichen Grund geändert werden und der aus den vorläufigen Angaben ersichtliche Zeitrahmen nicht vollständig aufgegeben werden.
II. Anzahlungen und Rücktrittspauschalen
In drei Verfahren urteilte der BGH jeweils am 9.12.2014 über die zulässige Höhe von Reisepreisanzahlungen und über die Bemessung von Rücktrittspauschalen. Nach den dort streitgegenständlichen Reisebedingungen sollten relativ kurzfristige Anzahlungen gezahlt werden. Bei einem Rücktritt des Reisenden sollten an den Veranstalter gestaffelte Entschädigungspauschalen nach § 651i Abs. 3 BGB gezahlt werden (von 25 % bis zu 90 % des Reisepreises). Zunächst gelangte der BGH in dem ersten Verfahren X ZR 85/12 zu dem Zwischenergebnis, dass auch ein Veranstalter, der unter anderem über das Internet die Bündelung von Reiseteil- und Einzelleistungen zu einem Leistungspaket ("Dynamic Packaging") anbietet, als Reiseveranstalter im Sinne des Pauschalreiserechts anzusehen sei, weil der Veranstalter dem Reisenden eine Gesamtheit von Reiseleistungen zu einem Gesamtpreis zur Verfügung stelle. Weiter führte der BGH aus, dass ein Reiseveranstalter nur unter engen Voraussetzungen eine höhere Anzahlung als die bisher anerkannten 20 % des Reisepreises verlangen könne. Eine von § 320 BGB abweichende Vorleistungspflicht (also eine Pflicht zur Reisepreisanzahlung) könne zwar durch AGB begründet werden, jedoch ...