Sieben Auflagen in nur 10 Jahren sprechen eine deutliche Sprache: Dieses Werk ist nicht nur akzeptiert, sondern auch zur ständigen Nutzung prädestiniert, selbst unter dem Druck zahlreicher Konkurrenzwerke zum Thema Schmerzensgeld. Die Neuauflage, erhältlich auch als Online-Werk bei www.jurion.de, vereint auf knapp über 1300 Seiten die Qualitäten eines Handbuchs mit denen eines Tabellenwerks samt Arbeitshilfen (Praxistipps, Hinweise, Formulierungsbeispiele, Checklisten, Muster, Lexikon u.v.m.).

In der Einleitung zur Geltendmachung von Schmerzensgeldansprüchen reichen die Ausführungen von den Haftungstatbeständen bis hin zur gerichtlichen Geltendmachung. Dabei werden nicht nur Dauerbrenner der täglichen prozessualen Arbeit (z.B. Ansprüche nach behaupteter HWS-Verletzung, S. 183 ff. – korrelierend dazu der hervorragende Tabellenteil ab S. 898 ff.; Ansprüche nach Verletzungen bei Sport und Spiel, S. 316 ff.), sondern auch Rechtsfragen, die abseits der Standardfälle auf den Rechtsanwender zukommen, präzise aufbereitet, so zu sehen bei der Haftungsbegrenzung nach §§ 104 ff. SGB VII (S. 49 ff.), der möglichen Unterbrechung des Kausalzusammenhangs durch Dritte (S. 148 ff.), dem Schmerzensgeldanspruch für Kinder (S. 273 ff.) oder beim Antrag auf PKH (S. 378). Die Autoren weisen den Leser an geeigneter Stelle auf mögliches Entwicklungspotential der Rechtsprechung hin, z.B. bei der Schmerzensgeldzumessung bei Sexualdelikten und Mobbing (S. 87 ff., inkl. Warnungen vor Haftungsfallen, z.B. S. 105), bei der Diskussion zum Schockschaden (S. 230 ff.) oder bei der abstrakten Frage, wie hoch Schmerzensgeld in Deutschland überhaupt bemessen werden darf (S. 249). Persönlich möchte ich besonders auf den gelungenen Abschnitt zum Adhäsionsverfahren hinweisen (S. 337 ff.): Dieses Instrument sollte viel stärker genutzt werden, um zivilrechtliche Folgeprozesse für das Opfer zu vermeiden, wenngleich die Autoren zu Recht auf die oft zu niedrig ausgeurteilten Summen verweisen (S. 345; vgl. auch die Zusammenstellung von Entscheidungen zum Thema ab S. 1132 ff.).

Die danach folgende Schmerzensgeldtabelle ist untergliedert in Körperteile von A–Z, besondere Verletzungen, eine Übersicht zur Arzthaftung und eine zur Verkehrsunfallhaftung. Wichtig sind dabei vor allem die hinzugefügten prozessualen Informationen, um mögliche Abweichungen im Vergleich zu ähnlichen Entscheidungen nachvollziehen zu können (z.B. Erledigung nach Zahlung der Versicherung; Fehler im Vortrag des Anspruchsstellers, Bemessungskriterien). Dies ist ein klares Plus zu reinen Tabellenwerken. Hervorzuheben sind auch hier wieder die nicht alltäglichen Bereiche, z.B. die zusammengetragenen Ansprüche aus Produkthaftung (S. 1023 ff.).

Wer dieses Kompendium einmal in der Hand hatte, wird sich nicht mehr auf bloße Tabellen verlassen wollen. Die Kombination aus fundierten und kritischen erläuternden Passagen mit der ausführlichen Zusammenstellung der Entscheidungen überzeugt und ist ein effektives Hilfsmittel in der Schadensregulierung. Eine klare Empfehlung, vor allem für die Nutzung im prozessualen Alltag.

Autor: Dr. Benjamin Krenberger

RiAG Dr. Benjamin Krenberger, Landstuhl

zfs 3/2014, S. 133 - 134

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