Knapp fünf Jahre nach der Vorauflage erscheint das Handbuch zur Fahrerlaubnis unter der Federführung neuer Autoren: VRiLG Dr. Matthias Quarch und RAin Gesine Reisert verantworten die rechtlichen Ausführungen, Dr. Don DeVol den Abschnitt über die Medizinisch-Psychologische Untersuchung. Durch die Fokussierung des Buches auf die Fahrerlaubnis unter assoziativem Einbezug der tangierten Rechtsgebiete und der weiteren Disziplinen (hier: Medizin und Psychologie) wird das Gesamtverständnis des Lesers für die Materie selbst, aber auch für die möglichen Bedürfnisse des Betroffenen gestärkt, wenn nicht sogar erstmals geweckt. Den Leser erwarten in der fünften Auflage nunmehr über 900 Seiten inklusive Verzeichnissen, Mustern und Arbeitshilfen.
Das Primat der anwaltlichen Beratung steht nicht nur im Titel des Buches, sondern zieht sich durch alle Kapitel. Man findet von Beginn an zahlreiche konkrete und abstrakte Hilfestellungen vor, etwa Praxistipps, Checklisten oder passende Mustertexte. Letztere reichen von der Aufnahme des Mandats über die Kommunikation mit dem Kraftfahrt-Bundesamt bis hin zu den möglichen Rechtsmitteln bei Fahrerlaubnisentzug und Fahrverbot. Zusätzlich möglich ist der Online-Zugriff auf die Mustertexte unter der Homepage des Anwaltverlags mit einem im Buch befindlichen Zugangscode. Des Weiteren gibt es einen über 250 Seiten starken Anhang. Dieser wirkt zwar ein wenig wild gemischt, gerade wenn einzelne Abschnitte in fließendem Übergang aneinandergereiht werden. Dennoch gehören die hier ergänzend angebotenen Informationen zum Gesamtbild, wenn man das Thema Fahrerlaubnis halbwegs erschöpfend darstellen möchte.
Inhaltlich beginnt die Lektüre bei der Mandatsaufnahme. Dort wird gleich betont, wie wichtig im Bereich der Fahrerlaubnis eine ausgewogene, aber auch umsichtige Beratung und Belehrung des Mandanten ist, nicht nur für den Betroffenen, sondern auch für den Verteidiger selbst. Im Folgenden erfährt der Leser alles Wesentliche zu Fahrerlaubnis und Verwaltungsrecht, mithin vom Ersterwerb über das neue Fahreignungsregister, Maßnahmen der Fahrerlaubnisbehörde bis hin zu Kosten und Gebühren. Die Begutachtung für die Fahreignung (MPU) wird dabei bereits hier unter rechtlichen Gesichtspunkten, später dann auch unter medizinischen und psychologischen Gesichtspunkten erörtert.
Im zweiten großen Teil des Buches geht es dann um Straf- und Bußgeldsachen. Hier wird zunächst als Einstieg ein Blick auf die mögliche Verteidigungsstrategie geworfen und zugleich auf die ständig nötige Aufmerksamkeit des Verteidigers gepocht, etwa wenn es um die Ausübung und Sicherung der Informationsparität im Verfahren geht. Ergänzend kommen immer wieder Konsequenzen im Versicherungsrecht, Schadensrecht oder für die Anwaltshaftung zur Sprache, so dass auch diesbezüglich der ganzheitliche Ansatz des Buches erkennbar wird. Teilweise empfinde ich die Gewichtung einzelner Abschnitte als unausgewogen, gleichzeitig werden aber durch die interne Verweisung auf Kapitel Doppelungen vermieden und auf diese Weise Platz gespart, so dass der Gesamteindruck der Darstellung, auch was den Umfang betrifft, nicht leidet. Positiv anzumerken ist, dass sich das Werk auch bei Details auf dem neuesten Stand befindet, etwa bei der Erweiterung des § 153a StPO um die Teilnahme an einem Aufbauseminar. Bei dem Kapitel zum Fahrverbot in Bußgeldsachen hätte ich mir zu der üblichen Auflistung der Rechtsprechung zum Absehen vom Fahrverbot ein klein wenig mehr Dogmatik gewünscht, um als Verteidiger nicht frühzeitig und vergebens Verteidigungsmöglichkeiten aus der Hand zu geben. Wie auch schon im ersten Teil des Buches ist der Abschnitt zur Rechtsschutzversicherung sehr lesenswert.
Das Schlusskapitel ist trotz der für Juristen beschwerlichen Fachfremdheit sehr angenehm zu lesen und durch die vielen Statistiken und Graphiken auch leicht verständlich, zum anderen handelt es sich auch nicht um ein Solitärkapitel, sondern auch hier wird der Fokus ganz klar auf die anwaltliche Beratung gelegt und so der große Bogen zum Gesamtkonzept des Buches geschlagen.
Überzeugend an diesem Werk ist aus meiner Sicht definitiv der umfassende Ansatz, ein spezifisches Thema mit mehreren Rechtsbereichen zu verknüpfen. Dabei stehen für den Verteidiger nicht nur die Pflichten bei Beratung, Information und vor Gericht im Fokus, sondern auch ganz klar sein Bedürfnis nach angemessener Vergütung, sei es gegenüber Mandant, Gericht oder Rechtsschutzversicherung. Selbst wenn man für viele Details weiterhin Kommentare oder Spezialwerke benötigt, gewinnt man durch die Arbeit mit diesem Werk einen beeindruckenden Wissenshorizont zur Fahrerlaubnis, der sich bei der Mandatsbearbeitung und vor Gericht nur positiv auszahlen kann. Insofern: Eine gelungene Fortführung eines ohnehin schon guten Buches.
Autor: Dr. Benjamin Krenberger
RiAG Dr. Benjamin Krenberger, Landstuhl
zfs 3/2015, S. 136 - 137