Der erste Eindruck, den der Leser bekommt, wenn er dieses ganz neu auf den Markt gekommene Buch in Händen hält: Faszination! Ein 2.805 Seiten starkes Buch, auf allerdings sehr dünnem Papier gedruckt (der einzige spontan auffällige Nachteil), 3 bundesweit angesehene Herausgeber, insgesamt 33 Autoren – sämtlich bekannte Fachleute des Verkehrsrechts, ein Abkürzungs- und Literaturverzeichnis respektablen Umfangs, kurzum, da wurde ein Generalangriff auf die bekannten, gegenwärtig auf dem Markt befindlichen Werke gestartet. Und es wurden weder Kosten noch Mühe gescheut, siegreich daraus hervorzugehen.
Das Buch soll ausweislich des Vorworts "das Bedürfnis der Praxis nach einer konzentrierten, praxisnahen und dennoch umfassenden wie aktuellen Kommentierung aller relevanten Bereiche des Verkehrsrechts bedienen, und zwar einschließlich ihres Zusammenspiels." Und das ist wirklich gelungen. Dabei ist dem jeweiligen Teil des Verkehrsrechts die anerkannt hohe Kompetenz der einzelnen Autoren und deren jahrelange Praxiserfahrung zugute gekommen. Es ist im Rahmen einer solchen Rezension naturgemäß nicht möglich, die einzelnen Kapitel umfassend zu betrachten. Festzuhalten ist jedoch, dass wirklich kein einziges Gebiet des Verkehrsrechts ausgespart wurde, einschließlich sogar des Europäischen Verkehrsrechts.
Das Buch behandelt umfassend zunächst alle Verkehrsvorschriften des StVG, der StVO, der FeV, der StVZO und des FStrG. Alsdann befasst es sich mit den Vorschriften des Ordnungswidrigkeiten- und des Strafrechts, des Verkehrszivilrechts und des Versicherungsrechts. Dabei fallen immer wieder die vielen "Hinweise für die anwaltliche Praxis", deren Wichtigkeit gar nicht hoch genug bewertet werden kann. Beispiel: Wie ist mit Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit Verkehrszeichen strategisch und verwaltungsrechtlich vorzugehen? Dankenswerterweise wird dazu auf beachtlichen 6 Seiten erschöpfend und zielführend geantwortet, so dass nach deren Lektüre keine Frage mehr offen sein dürfte. Oder die Probleme der "Eignung" nach § 11 FeV: In außerordentlich umfassender Weise werden wirklich alle (!) einzelnen Aspekte dieses Schlüsselbegriffs des Fahrerlaubnisrechts behandelt, mit einer umfangreichen weiterführenden Literatur belegt und mit praxisorientierten Lösungsvorschlägen abgerundet. Von besonderer Praxisrelevanz sind dazu dann die außerordentlich hilfreichen Ausführungen zum Rechtsschutz im Zusammenhang mit den Anordnungen der Verwaltungsbehörde, einschließlich der verschiedenen Formen des einstweiligen Rechtsschutzes und einer Vielzahl prozessstrategischer Lösungswege. Auch lassen die Ausführungen keinen Aspekt der gegenwärtig und in der Vergangenheit geführten Diskussionen vermissen, decken die Missverhältnisse ebenso auf, wie Lösungsansätze angeboten werden.
Aus der Behandlung des Ordnungswidrigkeiten- und Strafrechts soll nur einmal beispielhaft das Kapitel "Unterbrechung der Verfolgungsverjährung" angesprochen werden. Da bleibt kein Wunsch offen, wenn die Unterbrechungstatbestände in all ihrer Praxisrelevanz in akribischer Gründlichkeit Punkt für Punkt ebenso tiefschürfend wie hilfreich behandelt werden. Oder die immer wieder auftretenden Fragen im Zusammenhang mit freiheitsbeschränkenden Maßnahmen bzw. der vorläufigen Entziehung der Fahrerlaubnis im Rahmen der StPO. Es bedarf natürlich auch keiner besonderen Erwähnung, dass sich die Autoren auch umfassend mit dem neuen Punktesystem und den sich daraus ergebenden Praxisfragen befassen, dabei aber nicht versäumen, so viel zum alten Recht zu sagen, wie auch zukünftig erforderlich sein wird.
Oder das Schadensersatzrecht des BGB: Man sollte meinen, dazu ist schon alles einmal gesagt worden. Und dann staunt der Leser, dass da doch noch der eine oder andere Gedanke einen ungeahnten praxisrelevanten Bezug offenlegt. Die gesamte rechtliche Abhandlung z.B. über § 249 BGB gefällt ebenso, wie die dazu aufgeführten Fallbeispiele und Taktiktipps.
Im versicherungsrechtlichen Teil werden allein schon in den Fußnoten ganze Korreferate angeboten, eine unglaubliche Fülle an weiterführenden Literaturhinweisen und Zitatstellen komplettieren die Darstellungen der Autoren, alles angereichert mit einer Vielzahl zielführender Praxistipps.
Eine gute Idee ist es, im Interesse möglichst großer Aktualität im Internet einen Servicebereich unter www.nk-gvr.nomos.de einzurichten, wo verschiedene, stets aktuelle Materialien zum Abruf bereitgehalten werden, etwa der Bußgeldkatalog in seiner jeweils gültigen Fassung, die aktuellen Führerscheinrichtlinien oder die Änderungen zur FeV und anderer Vorschriften.
Kurz gesagt: Eine beachtliche Fleißarbeit der bekanntesten Fachleute des Verkehrsrechts mit einem ungeheurer gut gelungenem Praxisbezug, der keine Wünsche mehr offen lässt, das alles in einer gut verständlichen Form dargeboten, die den Leser zufrieden stellt.
Autor: Frank-Roland Hillmann
RA Frank-Roland Hillmann, FA für Verkehrsrecht, Oldenburg
zfs 4/2014, S. 195