1 Versicherungsbeitrag als Arbeitslohn
Übernimmt der Arbeitgeber (Einzelkanzlei) die Beiträge zur Berufshaftpflichtversicherung eines angestellten Rechtsanwalts, geschieht das nicht im eigenbetrieblichen Interesse des Arbeitgebers. Denn jeder Rechtsanwalt muss eine Berufshaftpflichtversicherung mit einer Mindestversicherungssumme abschließen. Diese übernommenen Beiträge zur Berufshaftpflichtversicherung zählen zum Arbeitslohn und sind lohnsteuer- und beitragspflichtig.
Übernimmt ein Rechtsanwalt die Versicherungsbeiträge seiner angestellten Rechtsanwälte, die im Außenverhältnis nicht für eine anwaltliche Pflichtverletzung haften, liegt Arbeitslohn regelmäßig nur in Höhe des übernommenen Prämienanteils vor, der auf die Mindestversicherungssumme entfällt. Der darüber hinausgehende Anteil ist kein Arbeitslohn und wird vom Arbeitgeber im eigenen Interesse bezahlt.
2 Berufshaftpflicht kein Arbeitslohn
Kein Arbeitslohn oberhalb der Mindestversicherungssumme
Erstattet eine Rechtsanwaltskanzlei in Form einer GbR die Zahlung eines angestellten Anwalts bezüglich der vom Anwalt direkt abgeschlossenen Berufshaftpflichtversicherung und ist der Anwalt auf dem Briefkopf der Rechtsanwaltssozietät als Angestellter bezeichnet, ist der Anteil des Beitrags über die Mindestversicherungssumme hinaus kein Arbeitslohn. Laut BFH haftet der angestellte Rechtsanwalt, der als solcher auf dem Briefkopf aufgeführt ist, im Außenverhältnis für seine anwaltlichen Fehler nicht. Hierfür muss allein die mandatierte Anwaltssozietät einstehen. Denn der angestellte Rechtsanwalt handelt im Rahmen seiner anwaltlichen Tätigkeit für die Anwaltssozietät als deren Erfüllungsgehilfe, sodass diese für anwaltliche Pflichtverletzungen des angestellten Rechtsanwalts haftet. Wird ein zivilrechtlich nicht haftender Anwalt in den erhöhten Versicherungsschutz einer Sozietät einbezogen, liegt ein überwiegend eigenbetriebliches Interesse der Sozietät an der versicherungsrechtlich benötigten Höherversicherung und der hierdurch abgedeckten Versicherungssumme vor. Dies stellt somit keinen Arbeitslohn dar. Dann muss die Versicherungsprämie entsprechend aufgeteilt werden.
Im obigen Streitfall hat der BFH die Sache an das FG Münster zurückverwiesen, weil das FG keine Feststellungen dazu getroffen hatte, ob durch die Übernahme der erhöhten Beiträge zur eigenen Berufshaftpflichtversicherung des angestellten Anwalts ausnahmsweise in vollem Umfang Arbeitslohn vorliegt, weil dieser als "Scheinsozius" zu beurteilen ist. Von einem Scheinsozius spricht man, wenn Außenstehende wie Mandanten nicht erkennen können, dass der auf dem Briefkopf benannte Anwalt nur angestellt und nicht Mitglied der Sozietät ist. Auch wenn der angestellte Anwalt als solcher auf dem Briefkopf der Rechtsanwaltssozietät erscheint und direkt über die Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung der Rechtsanwaltskanzlei in Form der GbR mitversichert ist und keine eigene Versicherung abgeschlossen hat, führt nur der Anteil der Mindestversicherungssumme zu Arbeitslohn.
Auch Beiträge, die eine Partnerschaftsgesellschaft mbB für die angestellten Anwälte übernommen hat, sind nur in Höhe der Mindestversicherungssumme Arbeitslohn.
Kein Arbeitslohn bei eigener Berufshaftpflicht einer Rechtsanwalts-GmbH und -GbR
Die eigene Berufshaftpflichtversicherung einer Rechtsanwalts-GmbH nach § 59j BRAO führt nicht zu Lohn bei den angestellten Anwälten. Die Rechtsanwalts-GmbH wendet dadurch weder Geld noch einen geldwerten Vorteil in Form des Versicherungsschutzes zu.
Gleiches gilt bei der eigenen Berufshaftpflichtversicherung einer Rechtsanwalts-GbR.