Rz. 10c
"Vorübergehend" ist ein Aufenthalt, wenn er von vornherein auf wenige Tage (BVerwG, Urteil v. 18.5.2000, 5 C 27/99, NDV-RD 2000 S. 103, 104) oder Wochen begrenzt ist und deshalb nicht ausreicht, um den Mittelpunkt der Lebensbeziehungen zu begründen (z. B. Unterkunft in Turnhalle nach Naturkatastrophe).
Rz. 10d
Eine Zeitspanne, bis zu der ein Aufenthalt "vorübergehend" ist, lässt sich nicht generell, sondern nur im Einzelfall festlegen. Verweilt eine Person mehrere Monate oder gar Jahre an einem Ort, wird man i. d. R. nicht mehr von einem vorübergehenden, sondern von einem dauerhaften Aufenthalt sprechen können. Entscheidend ist der Wille oder die Absicht des Betroffenen, einen Ort mit unbestimmter Zeitvorstellung ("zukunftsoffen") bis auf weiteres (BVerwG, Urteil v. 18.3.1999, 5 C 11/98, NDV-RD 1999 S. 73, 76) zum Mittelpunkt seiner Lebensbeziehungen zu machen (OVG Thüringen, Urteil v. 1.7.1997, 2 KO 38/96, NDV-RD 1998 S. 13, 15; Falterbaum, in: Hauck/Noftz, SGB XII, K § 41 Rz. 29; Grube/Wahrendorf, SGB XII, § 41 Rz. 3; Mrozynski, SGB I, § 30 Rz. 19 f.). Die gesamten Gegebenheiten müssen auf eine gewisse Stetigkeit und Regelmäßigkeit schließen lassen. Dagegen ist eine ständige, ununterbrochene Anwesenheit des Hilfebedürftigen im Inland keinesfalls erforderlich, so dass zeitweilige Abwesenheitszeiten den gewöhnlichen Aufenthalt nicht unterbrechen (Baier, in: Krauskopf, Soziale Krankenversicherung, Pflegeversicherung, SGB I, § 30 Rz. 12; Seewald, in: KassKomm., SGB I, § 30 Rz. 9).
Rz. 10e
Deshalb stehen typische Besuchs- oder Urlaubsaufenthalte im Ausland dem Grundsicherungsanspruch nicht entgegen, wenn die Abwesenheit von vornherein zeitlich begrenzt ist und der Schwerpunkt der Lebensbeziehungen im Inland aufrechterhalten wird (Fichtner/Wenzel, Kommentar zur Grundsicherung, § 41 Rz. 4; Grube/Wahrendorf, SGB XII, § 41 Rz. 3). Wer sich in Untersuchungs- oder Strafhaft, im Maßregelvollzug oder in stationärer Unterbringung befindet, hat seinen gewöhnlichen Aufenthalt in der jeweiligen Einrichtung (VG Karlsruhe, Beschluss v. 10.10.2003, 5 K 2580/03, n. v.; VG Halle, Beschluss v. 5.1.2005, 4 B 239/04, n. v.; Grube/Wahrendorf, SGB XII, § 41 Rz. 3; Kreiner, in: Oestreicher, SGB XII/SGB II, § 41 Rz. 5).
Rz. 10f
Bei Inhaftierten ist jedoch zu prüfen, ob die Justizvollzugsanstalt den Grundsicherungsbedarf vollständig deckt (BVerwG, Urteil v. 4.11.1976, 5 C 7/76, Buchholz 436.0 § 67 BSHG Nr. 9 = BVerwGE 51 S. 281 = FEVS 25 S. 1 = ZfS 1977 S. 34 = NDV 1977 S. 229, 230 = DÖV 1977 S. 450, 451 f. = ZfSH 1977 S. 280, 281 f., und v. 12.10.1993, 5 C 38/92, Buchholz 436.0 § 2 BSHG Nr. 16; NDV 1994 S. 152, 153 = DVBl 1994 S. 425, 426 = FEVS 44 S. 225 = MDR 1994 S. 847; Fichtner/Wenzel, Kommentar zur Grundsicherung, § 41 Rz. 6).
Rz. 10g
Verlegen Grundsicherungsberechtigte ihren gewöhnlichen Aufenthalt bzw. Wohnsitz jedoch längerfristig ins Ausland (z. B. Altersruhesitz in Spanien), verlieren sie ihren Anspruch auf Grundsicherungsleistungen (LSG Hessen, Beschluss v. 4.4.2006, L 7 SO 12/06 ER, ZFSH/SGB 2006 S. 492; Falterbaum, in: Hauck/Noftz, SGB XII, K § 41 Rz. 29; Fichtner/Wenzel, Kommentar zur Grundsicherung, § 41 Rz. 4; Grube/Wahrendorf, SGB XII, § 41 Rz. 3; Kreiner, in: Oestreicher, SGB XII/SGB II, § 41 Rz. 6). Dieser Anspruch lebt dann auch während eines vorübergehenden Deutschlandbesuchs oder stationären Krankenhausaufenthaltes im Inland nicht wieder auf (vgl. § 24 Abs. 1 Satz 1; Falterbaum, in: Hauck/Noftz, SGB XII, K § 41 Rz. 31).