Rz. 37
Erst wenn im Einzelfall hinreichende Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass die Einkommensgrenze von 100.000,00 EUR überschritten wird, sind die Kinder und Eltern(teile) verpflichtet, über ihre Einkommensverhältnisse Auskunft zu geben. Diese öffentlich-rechtliche Pflicht, die Einkommensverhältnisse offen zu legen, kann der Sozialhilfeträger durch Verwaltungsakt geltend machen und im Wege der Verwaltungsvollstreckung durchsetzen (vgl. BVerwG, Urteile v. 17.6.1993, 5 C 43/90, Buchholz 436.0 § 91 BSHG Nr. 22 = NJW 1994 S. 66, 67 = DÖV 1994 S. 169, 170 = NDV 1994 S. 41, 42 = BVerwGE 92 S. 330 = NJW 1993 S. 2762 = DVBl 1993 S. 1273 = FamRZ 1994 S. 33 = FEVS 44 S. 275 = ZfSH/SGB 1994 S. 471, und v. 21.1.1993, 5 C 22/90, Buchholz 436.0 § 116 BSHG Nr. 1 = NDV 1993 S. 346, 347 = BVerwGE 91 S. 375 = DVBl 1993 S. 791 = DÖV 1993 S. 767 = FamRZ 1993 S. 1067 = FEVS 44 S. 18; Brühl/Schoch, LPK-SGB XII, § 43 Rz. 15; Grube/Wahrendorf, SGB XII, § 43 Rz. 14; Kreiner, in: Oestreicher, SGB XII/SGB II, § 43 Rz. 11). Die sofortige Vollziehung kann angeordnet werden (Grube/Wahrendorf, a. a. O.).
Das Auskunftsgebot umfasst die Pflicht, auf Verlangen des Sozialhilfeträgers Beweisurkunden vorzulegen oder ihrer Vorlage zuzustimmen (Abs. 3 Satz 5). Zu den tauglichen Beweisurkunden zählen z. B. Lohn- und Gehaltsabrechnungen, Einkommensteuerbescheide, Kontoauszüge, Mietverträge, Zinsbescheinigungen. Ihre Vermögensverhältnisse müssen Kinder und Eltern des Leistungsberechtigten nicht offenbaren, weil es nach Satz 1 nur auf das Einkommen des Unterhaltspflichtigen ankommt (Brühl/Schoch, LPK-SGB XII, § 43 Rz. 6; Falterbaum, in: Hauck/Noftz, SGB XII, K § 43 Rz. 19; Hußmann, FPR 2004 S. 534, 540; Klinkhammer, FamRZ 2002 S. 997, 1000; Kreiner, in: Oestreicher, SGB XII/SGB II, § 43 Rz. 11; Müller, Der Rückgriff gegen Angehörige von Sozialleistungsempfängern, Teil D Rz. 8). Allerdings sind Einkünfte aus Vermögen auf die 100.000,00-EUR-Grenze anzurechnen. Befinden sich die Beweisurkunden in den Händen eines Dritten (z. B. des Arbeitgebers oder Finanzamts), so muss der Auskunftspflichtige ihrer Vorlage zustimmen. Die Einzelheiten zur Auskunftspflicht und etwaigen Auskunftsverweigerungsrechten ergeben sich aus § 117 Abs. 5.
Rz. 38
"Hinreichende Anhaltspunkte" können sich aus den Angaben des Grundsicherungsberechtigten, aus den Medien (der Sohn ist ein bekannter Fußballprofi) oder sonstigen Informationsquellen (der Unterhaltsverpflichtete ist Vorstandsmitglied eines Unternehmens) ergeben, die dem Sozialhilfeträger bekannt sind. Bei bestimmten Berufsgruppen (Chefarzt, Wirtschaftsprüfer) und Personen (prominente Künstler, Politiker, Sportler) wird die Kenntnis des ausgeübten Berufs bzw. die Identität des Unterhaltspflichtigen als hinreichend angesehen (Brühl/Schoch, LPK-SGB XII, § 43 Rz. 13; Falterbaum, in: Hauck/Noftz, SGB XII, K § 43 Rz. 18).