Rz. 22
Entsprechend ihrer organisatorischen Struktur wendet sich die Jugendarbeit von Verbänden, Gruppen und Jugendinitiativen mit bestimmten Angeboten hauptsächlich an ihre Mitglieder.
Dagegen richtet sich die offene Jugendarbeit an alle jungen Menschen, unabhängig von der jeweiligen Organisationszugehörigkeit. Im Fokus dieser Form der Jugendarbeit stehen offene Jugendhäuser und die Ermöglichung flexibler Zusammenkünfte von jungen Menschen. Wie wichtig Jugendheime als Treffpunkt für junge Menschen sind, zeigt sich immer dann, wenn sie fehlen: Öffentliche Treffs von Jugendlichen, z. B. auf Spiel- oder Sportplätzen, werden von älteren Bevölkerungsschichten oftmals als unangenehm, wenn nicht sogar als bedrohlich wahrgenommen, während sich die Jugendlichen selbst unerwünscht fühlen. Inhaltlich kann sich die offene Jugendarbeit aber auch auf bestimmte Gruppen von Jugendlichen konzentrieren, wenn sie nicht die übrigen Adressaten damit ausschließt. Jugendarbeit kann dabei auf ganz unterschiedliche Weise wahrgenommen werden. Gesprächskreise sollen insbesondere den Sinn des Lebens und die Werte von Institutionen wie Ehe und Familie bzw. einer festen Partnerschaft vermitteln. Im Fokus steht darüber hinaus zu lernen, für sich selbst und andere Verantwortung zu übernehmen sowie die Notwendigkeit von Selbstdisziplin einzuüben.
Über diese Veranstaltungen werden i. d. R. zusätzlich Angebote mit dem Ziel sozialer Bildung offeriert, wie z. B. Besuche bei alten, kranken oder behinderten Menschen, Kontaktaufnahme zu ausländischen Familien, Übernahme von Patenschaften für Kinderspielplätze oder die Säuberung von Jugendeinrichtungen.
Rz. 23
"Gemeinwesenorientierte" Angebote stehen in engem Zusammenhang zum jeweiligen Sozial- und Wohnbereich; sie wurden in erster Linie in sozialen Brennpunkten entwickelt.
Dort, wo Jugendliche nicht mehr anders erreichbar sind, wird neben der klassischen Jugendarbeit auch mit direktem "Street-Working" versucht, den Kontakt zu gefährdeten jungen Menschen im Milieu aufzubauen und zu erhalten, um Probleme gemeinsam zu lösen.
In diese Richtung geht auch die mobile Jugendarbeit, die bei Problemen in sozialen Brennpunkten ebenfalls auf die gefährdeten Jugendlichen zugeht und zur Problemlösung im Rahmen der Nachbarschaftshilfe vor Ort motivieren will (vgl. insofern auch den Achten Jugendbericht, BT-Drs. 11/6576 S. 116 f.).
Die Übergänge zwischen den einzelnen Angebotsformen der Jugendarbeit sind oftmals fließend.