Entscheidungsstichwort (Thema)

Berücksichtigung während der Zugehörigkeit zu einem Sonderversorgungssystem der ehemaligen DDR gewährter Leistungen als Arbeitsentgelt

 

Orientierungssatz

1. Nach § 8 AAÜG hat der vor der Überführung der Ansprüche und Anwartschaften zuständige Versorgungsträger dem Rentenversicherungsträger unverzüglich die Daten mitzuteilen, die zur Durchführung der Versicherung und zur Feststellung der Leistungen aus der Rentenversicherung erforderlich sind. Dazu gehört das tatsächlich erzielte Arbeitsentgelt.

2. Welche inhaltliche Bedeutung dem Begriff Arbeitsentgelt i. S. des § 6 Abs. 1 S. 1 AAÜG zukommt, bestimmt sich nach § 14 SGB 4.

3. Gewährtes Verpflegungsgeld stellt eine Einnahme des Versicherten aus dessen Beschäftigung bei der Zollverwaltung der DDR dar.

4. Dieses wurde im Zusammenhang mit der Beschäftigung gewährt und stellt damit Arbeitsentgelt i. S. von § 14 Abs. 1 S. 1 SGB 4 und keine Sozialleistung oder Aufwandsentschädigung dar.

5. Gezahltes Verpflegungsgeld ist nach bundesdeutschem Steuerrecht nicht steuerfrei. Damit ist es als weiteres Arbeitsentgelt zu berücksichtigen.

6. Dagegen rechnet gezahlter Reinigungszuschuss nicht zum tatsächlich erzielten Arbeitsentgelt nach § 6 Abs. 1 S. 1 AAÜG. Es ist steuerfreier Auslagenersatz und stellt keine Einnahme aus der Beschäftigung des Berechtigten bei der Zollverwaltung der DDR dar.

7. Der pauschalierte Reinigungszuschuss diente ausschließlich der Deckung der Kosten, die durch die Uniformreinigung und die Schuhbesohlungen entstanden. Damit zählt er nicht zum Arbeitsentgelt.

 

Tenor

Auf die Berufung der Klägerin wird das Urteil des Sozialgerichts Frankfurt (Oder) vom 23. Juli 2012 geändert.

Die Beklagte wird unter Aufhebung des Bescheides vom 7. Februar 2011 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 8. Juli 2011 verpflichtet, den Bescheid vom 5. Januar 1994 in der Fassung der Bescheide vom 26. Juni 1997 insoweit zurückzunehmen,

als Verpflegungsgeld

vom 10. November 1969 bis 31. Dezember 1969 in Höhe von 223,66 Mark,

vom 1. Januar 1970 bis 31. Dezember 1970 in Höhe von 1.587,72 Mark,

vom 1. Januar 1971 bis 31. Dezember 1971 in Höhe von 1.587,72 Mark,

vom 1. Januar 1972 bis 31. Dezember 1972 in Höhe von 948,34 Mark,

vom 1. Januar 1973 bis 31. Dezember 1973 in Höhe von 1.190,79 Mark,

vom 1. Januar 1975 bis 31. Dezember 1975 in Höhe von 661,55 Mark,

vom 1. Januar 1976 bis 31. Dezember 1976 in Höhe von 1.564,26 Mark,

vom 1. Januar 1977 bis 31. Dezember 1977 in Höhe von 1.551,24 Mark,

vom 1. Januar 1978 bis 31. Dezember 1978 in Höhe von 1.551,24 Mark,

vom 1. Januar 1979 bis 31. Dezember 1979 in Höhe von 1.551,24 Mark,

vom 1. Januar 1980 bis 31. Dezember 1980 in Höhe von 1.593,59 Mark,

vom 1. Januar 1981 bis 31. Dezember 1981 in Höhe von 1.642,44 Mark,

vom 1. Januar 1982 bis 31. Dezember 1982 in Höhe von 1.642,44 Mark,

vom 1. Januar 1983 bis 31. Dezember 1983 in Höhe von 1.642,44 Mark,

vom 1. Januar 1984 bis 31. Dezember 1984 in Höhe von 1.647,00 Mark,

vom 1. Januar 1985 bis 31. Dezember 1985 in Höhe von 1.551,24 Mark,

vom 1. Januar 1986 bis 31. Dezember 1986 in Höhe von 1.552,32 Mark,

vom 1. Januar 1987 bis 31. Dezember 1987 in Höhe von 1.582,76 Mark,

vom 1. Januar 1988 bis 31. Dezember 1988 in Höhe von 1.643,64 Mark und

vom 1. Januar 1989 bis 31. März 1989 in Höhe von 376,67 Mark

sowie

ein als glaubhaft gemachter Geldwert der kostenlosen Verpflegung

vom 1. Januar 1972 bis 31. Dezember 1972 bis 31. Dezember 1972 ausgehend von 639,38 Mark,

vom 1. Januar 1973 bis 31. Dezember 1973 ausgehend von 396,93 Mark,

vom 1. Januar 1974 bis 31. Dezember 1974 ausgehend von 1.587,72 Mark und

vom 1. Januar 1975 bis 31. Dezember 1975 ausgehend von 926,17 Mark

als weiteres Arbeitsentgelt berücksichtigt wird.

Im Übrigen wird die Berufung zurückgewiesen.

Die Beklagte hat der Klägerin die außergerichtlichen Kosten des Rechtsstreits zu 9/10 zu erstatten.

Die Revision wird nicht zugelassen.

 

Tatbestand

Die Klägerin begehrt von der Beklagten die Berücksichtigung von Verpflegungsgeld, des Geldwertes kostenloser Verpflegung und eines Reinigungszuschusses im Zeitraum vom 10. November 1969 bis 31. März 1989.

Die Klägerin ist die Witwe des im Juni 1947 geborenen und am 31. März 1989 verstorbenen H Z (Berechtigter).

Der Berechtigte war vom 10. November 1969 bis 31. März 1989 als Mitarbeiter bei der Zollverwaltung der DDR beschäftigt. Er war in der Zeit vom 10. Januar 1972 bis 10. Mai 1972 zur Absolvierung eines Fremdsprachenlehrgangs und ansonsten zur Dienstausübung vom 13. Mai 1972 bis 23. Mai 1972 und vom 8. Juni 1972 bis 21. Juni 1972 von seinem Dienst- und Wohnort in Frankfurt (Oder) nach Berlin abgeordnet und besuchte in der Zeit vom 1. Oktober 1973 bis 31. Juli 1975 die Fachschule der Zollverwaltung in P. Zuletzt war er im Dienstgrad eines Hauptkommissars in der Bezirksverwaltung Abteilung Kader und Ausbildung tätig.

Mit Bescheid vom 5. Januar 1994 stellte die Oberfinanzdirektion Berlin die Zeit vom 10. November 1969 bis 31. März 1989 als Zeit der Zugehörigkeit zum Sonderversorgungssystem der Angehörigen der...

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