Entscheidungsstichwort (Thema)

Honorarberichtigung wegen Überschreitung des Praxisumfangs bei einer vertragsärztlichen Gemeinschaftspraxis

 

Leitsatz (amtlich)

Parallelverfahren zu SG Marburg, Urt. v. 10.11.2010 - S 12 KA 555/09 -.

 

Orientierungssatz

1. Nach § 45 BMV-Ä bzw. § 34 EKV-Ä obliegt es der Kassenärztlichen Vereinigung, die vom Vertragsarzt eingereichten Honoraranforderungen rechnerisch und gebührenordnungsgemäß zu prüfen und gfs. zu berichtigen.

2. Beim Bestehen einer Gemeinschaftspraxis ist mit der bestandskräftigen Festsetzung durch den Zulassungsausschuss die Punktzahlenobergrenze und damit zugleich die anteilige Quote zwischen den Mitgliedern der Gemeinschaftspraxis festgelegt. Damit ist es Sache des einzelnen Partners der Gemeinschaftspraxis, im Verfahren vor dem Zulassungsausschuss auf eine gfs. andere Aufteilung hinzuwirken oder gfs. nachträglich einen Änderungsantrag zu stellen.

 

Tenor

1. Der Rückforderungsbescheid Job-Sharing vom 04.07.2008 betreffend die Quartale III/06 bis II/07 (2. Leistungsjahr) in der Gestalt des Widerspruchsbescheides der Beklagten vom 29.07.2009 wird insoweit aufgehoben, als ein den Betrag von 5.570,57 € brutto übersteigender Berichtigungsbetrag festgesetzt wurde.

2. Im Übrigen wird die Klage abgewiesen.

3. Klägerin und Beklagte haben jeweils 1/2 der Gerichtskosten zu tragen. Die Beklagte hat 1/2 der notwendigen außergerichtlichen Kosten der Klägerin zu tragen.

 

Tatbestand

Die Beteiligten streiten um eine sachlich-rechnerische Honorarberichtigung wegen Überschreitung des Praxisumfangs bei Beschäftigung einer angestellten Ärztin im Rahmen eines sog. Job-Sharings in Höhe von 35.995,40 € netto für die acht Quartale III/05 bis II/07 (1. und 2. Leistungsjahr).

Die Klägerin ist eine Gemeinschaftspraxis. Frau Dr. med. AA ist als Fachärztin für Allgemeinmedizin und Herr Dr. med. AB als Facharzt für innere Medizin zur vertragsärztlichen Versorgung mit Praxissitz in A-Stadt zugelassen. Frau Dr. med. AA nimmt an der hausärztlichen, Herr Dr. med. AB an der fachärztlichen Versorgung teil. Mit Beschluss des Zulassungsausschusses vom 21.06.2005 wurde der Klägerin die Beschäftigung der Frau Dr. med. AC, Fachärztin für innere Medizin, als halbtags angestellte Ärztin - hausärztlich - gem. § 101 Abs. 1 Nr. 5 SGB V i. V. m. § 32b Ärzte-ZV genehmigt. Im Beschluss des Zulassungsausschusses wurde der Praxisumfang nach den Richtlinien über die Beschäftigung von angestellten Praxisärzten in der Vertragsarztpraxis auf der Grundlage des Fachgruppendurchschnitts in den vier vorausgegangenen Quartalen (III/03 bis II/04) für die Klägerin wie folgt festgelegt.

Jahresquartal

Gesamtpunktzahlvolumen für das 1. Leistungsjahr

I

937.084,0

II

988.388,5

III

908.380,8

IV

1.090.494,1

Ab dem 2. Leistungsjahr werde das quartalsbezogene Gesamtpunktzahlvolumen entsprechend den Richtlinien angepasst. Der Beschluss wurde bestandskräftig.

Das Job-Sharing-Verhältnis bestand bis zum 16.07.2008.

Die Beklagte setzte das Honorar der klägerischen Gemeinschaftspraxis in den streitbefangenen Quartalen wie folgt fest:

III/05

IV/05

I/06

II/06

Honorarbescheid vom

12.08.2006

06.08.2007

20.01.2007

05.02.2007

Nettohonorar gesamt in €

74.734,69

83.342,28

83.900,20

84.642,47

Bruttohonorar PK + EK in €

74.545,12

85.186,74

84.710,77

85.769,21

Fallzahl PK + EK

1.561

1.651

1.634

1.596

Angefordertes Honorar Basis EBM 2005 in €

112.930,38

126.248,46

134.672,63

128.902,99

Anerkannte Honorarforderung nach Anw. HVV in €

112.930,38

126.248,46

134.672,63

128.902,99

Fallzahlabhängige Quotierung Ziff. 5.2.1 HVV

Fallzahlgrenze

1.509

1.619

1.543

1.527

Aktuelle Fallzahl

1.558

1.648

1.632

1.591

Quote in %

--

--

--

--

Regelleistungsvolumen Ziff. 6.3 HVV

Praxisbezogenes RLV in Punkten

1.570.619,8

1.616.671,6

1.627.735,2

1.596.533,0

Überschreitung in Punkten

0,0

5.429,4

160.146,8

104.064,0

Ausgleichsregelung Ziff. 7.5 HVV

Auffüllbetrag je Fall €

--

--

--

--

Auffüllbetrag gesamt in €

--

--

--

--

III/06

IV/06

I/07

II/07

Honorarbescheid vom

17.03.2007

18.04.2007

08.03.2008

17.10.2007

Nettohonorar gesamt in €

74.673,29

82.677,54

81.971,13

78.931,31

Bruttohonorar PK + EK in €

75.370,65

83.878,64

82.748,93

79.290,40

Fallzahl PK + EK

1.510

1.514

1.581

1.528

Angefordertes Honorar Basis EBM 2005 in €

111.579,11

126.108,66

134.374,69

125.997,22

Anerkannte Honorarforderung nach Anw. HVV in €

111.579,11

126.108,66

134.374,69

125.997,22

Fallzahlabhängige Quotierung Ziff. 5.2.1 HVV

Fallzahlgrenze

1.592

1.683

1.666

Aktuelle Fallzahl

1.510

1.511

1.578

Quote in %

--

--

--

Regelleistungsvolumen Ziff. 6.3 HVV

Praxisbezogenes RLV in Punkten

1.504.900,0

1.503.265,5

1.566.588,8

1.490.388,3

Überschreitung in Punkten

0,0

139.226,0

228.815,2

1.675.905,0

Ausgleichsregelung Ziff. 7.5 HVV

Korrekturbetrag je Fall in €

--

0,6900

--

--

Korrekturbetrag gesamt in €

--

1.044,67

--

--

Mit Bescheid vom 04.07.2008 nahm die Beklagte eine sachlich-rechnerische Honorarberichtigung für die Quartale III/05 bis II/06 - 1. Leistungsjahr - wegen Überschreitung des Praxisumfangs vor und forderte Honorar in ...

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