Die Verbrauchsabweichung stellt den Ausgangspunkt der Ermittlung von Spezialabweichungen dar. Die in dem Beispiel angenommenen beiden abweichenden Faktoren des Verbrauchs, das gestiegene Gewicht des Rüttelgutes (z.B. andere Sorte) und die Erhöhung der Rüttlergeschwindigkeit, sind multiplikativ miteinander verknüpft. Das bedeutet, es kommt zu Mehrverbräuchen, weil
- sich das Gewicht des Rüttelgutes erhöht hat,
- sich die Rüttlergeschwindigkeit erhöht hat,
- auch während der erhöhten Geschwindigkeit schwereres Rüttelgut gerüttelt wurde.
Somit wird es zu zwei Spezialabweichungen und einer Verbrauchsabweichung zweiter Ordnung kommen, wie die folgenden Ausführungen zeigen. Zur Ermittlung der Spezialabweichungen wird jeweils immer nur der zu untersuchende Faktor in seiner Ist-Ausprägung berücksichtigt (s. Abb. 7).
Die ursprüngliche Kostenfunktion:
könnte aufgrund der multiplikativen Verknüpfung zwischen dem Rüttelgutgewicht g(p) und der Rüttelgutgeschwindigkeit v(p) zum Verbrauch x(p) auch als vierfach variable Kostenfunktion
K(p) = p(p) × g(p) × v(p) × x(p) |
dargestellt werden. In der differenziert-kumulativen Abweichungsanalyse ergäben sich dann sofort insgesamt 11 Teilabweichungen. Allerdings existiert dann keine globale Verbrauchsabweichung mehr, so dass dieses Vorgehen in der Praxis unzweckmäßig ist.
Abb. 7: Spezialabweichungen
Nicht planbare Komponente
Im Beispiel kann die gesamte Abweichung durch einzelne Teilabweichungen erklärt werden. In der Praxis wird aber in der Regel ein Teil verbleiben, der nicht erklärt werden kann. Diese als Restabweichung bezeichnete Teilabweichung geht auf die Kostenbestimmungsfaktoren zurück, die nicht geplant werden konnten und sich somit der Kontrolle entziehen. Sie als das Ausmaß der Unwirtschaftlichkeit zu bezeichnen, wäre verfehlt, da die Gründe für das Entstehen von Restabweichungen durchaus ökonomisch begründet sein können, sie wurden nur nicht als Bezugsgrößen bei der Planung berücksichtigt.
Andererseits können auch unwirtschaftliche Ursachen zum Entstehen der Restabweichung führen. Insofern ist der Ausweis der Restabweichung für das Kostenmanagement interessant, weil hier ein Ausgangspunkt weiterführender Kontrollarten gefunden werden kann. So kann ein Vergleich der Abweichungen verschiedener Schichten als Ansatzpunkt zur technischen oder personellen Schwachstellenanalyse genutzt werden.
Abb. 8: Vorschlag zur Darstellung der Analyseergebnisse
Eindeutigkeit der Kostenverantwortung
Da die Verbrauchsabweichung nach der differenziert-kumulativen Methode immer überschneidungsfrei ist, fällt sie gänzlich in den Zuständigkeitsbereich der materialverbrauchenden Stellen. Insofern ist sie sogar bei fehlender Kenntnis der Faktoren, die zur Ermittlung von Spezialabweichungen benötigt werden, nützlich. Sie gibt dem Controller ein Instrument in die Hand, insbesondere bei Informationsvorsprüngen der Kostenstellenverantwortlichen gegenüber dem Controller, den ›Schwarzen Peter‹ der Erklärungspflicht dem Kostenverantwortlichen zuzuschieben. Ein Herausreden des Kostenverantwortlichen, die Abweichungen seien etwa nicht überschneidungsfrei, nicht frei von Preiseinflüssen etc., sind jedenfalls mit der Einführung der differenziert-kumulativen Abweichungsanalyse ausgeräumt.