Marion Kellner-Lewandowsky
Akzeptanzprobleme zeigen sich in Widerständen
Akzeptanzprobleme müssen rechtzeitig erkannt und differenziert werden. Mangel an Akzeptanz zeigt sich im Widerstand gegen das Projekt, Teile des Projekts oder gegen handelnde Personen. Dieser Widerstand kann sich in vielfältiger Form zeigen und danach unterschieden werden, ob er
- offen oder verdeckt,
- aktiv oder passiv auftritt.
Offener Widerstand kann beispielsweise offenbar werden durch:
- ablehnende Haltung in Diskussionen,
- direkter Widerspruch, Kritik oder Beschwerden bei Projektleitung und Projektbeteiligten sowie
- offene Aktionen gegen das Projekt oder Vorgehen.
Die offene Form des Widerstands ist leichter als verdeckte Formen erkennbar und bietet die Möglichkeit der offenen Auseinandersetzung.
Verdeckter Widerstand ist schwieriger zu erkennen und äußert sich beispielsweise durch:
- Nichterscheinen oder Fernbleiben von Projektsitzungen;
- Vorschieben von Vorwänden (beispielsweise Zeitmangel) oder Vorbehalten;
- Mangel an Engagement und Beteiligung;
- Ausweiten und Vertiefen von unwesentlichen Aspekten und Detailfragen;
- vorgetäuschtem Aktionismus oder Rückdelegationen;
- Nichterledigung von Aufgaben.
Dabei können diese Symptome auf verdeckten Widerstand hinweisen, müssen dies aber nicht zwangsläufig. Derartige Unklarheit erschwert den Umgang mit verdecktem Widerstand und kann das Erkennen und Steuern von Akzeptanzproblemen erschweren.
Erkennen und thematisieren
Aktiver Widerstand zeigt sich in konkreten Aktionen, verbalen und nonverbalen Äußerungen. Aber nicht jeder aktive Widerstand ist auch ein offener Widerstand. Das aktive Hinterfragen zahlreicher Details oder aktive indirekte Beschwerden bei einflussreichen Personen im Unternehmen sind Möglichkeiten, aktiv und dennoch verdeckt Widerstand zu zeigen. Bei aktivem Widerstand besteht grundsätzlich die Möglichkeit, das konkrete Verhalten zu thematisieren. Durch das Benennen der konkret beobachteten Handlung können die Hintergründe des Widerstands ergründet und Einflussmöglichkeiten auf die Akzeptanz geschaffen werden.
Schwierig zu erkennen
Passiver Widerstand zeigt sich wenig bis gar nicht in konkretem Verhalten. Obwohl beispielsweise eine Person ein Projekt nicht akzeptiert, macht sie diese Akzeptanzprobleme überwiegend mit sich selbst aus und interveniert nicht aktiv. Solche Verhaltensweisen können im Persönlichkeitstyp begründet sein. Aber auch der Kontext der Organisation kann bei Mitarbeitern Resignation, rationale Einsicht ohne emotionale Überzeugung, Desinteresse oder Furcht vor negativen Auswirkungen hervorrufen, welche sich in passivem Widerstand äußern können. Es ist schwierig und bedarf eines hohen psychologischen und sozialen Geschicks, um passiven Widerstand zu erkennen und damit umzugehen.
Passiver Widerstand kann sich im Verlauf eines Projekts jedoch auch selbstständig verändern: entweder hin zur Akzeptanz oder hin zu aktiverem, offenem oder verdecktem Widerstand.
Widerstände aus dem mittleren Management
Im Gemeinkostenmanagement sind es häufig die kaufmännischen Bereiche, Vordienstleister und das mittlere Management, welche offen oder verdeckt Widerstand gegen einzelne Projekte leisten. Die Veränderung von lang gewohnten Verhaltensweisen wie die Nichterfassung von Leistungen im kaufmännischen Bereich, das Brechen von Tabus wie das Anstoßen von Effizienzprojekten im eigenen Bereich oder die Unklarheit über die Auswirkungen von Projekten auf die eigene Rolle und Leistungen erzeugen häufig Unmut und Gegenwehr.
Für den Projekterfolg im Gemeinkostenmanagement geht es daher darum, gut auf diese Hemmnisse vorbereitet zu sein, sie zu verstehen und angemessen mit ihnen umgehen zu können.