Üblich ist eine Untergliederung der Einzelpositionen nach Laufzeiten. Hieraus kann der Bilanzanalyst erkennen, welche Geldquellen zu welchem Zeitpunkt erschöpft sind oder wie lange das Kapital beim Einsatz für Investitionen, Vorratsbeschaffung oder für Geldanlagen benötigt wird. Hilfreich ist dabei die zusätzliche Aufstellung einer Strukturbilanz, die einen Überblick darüber vermittelt, wie das Kapital angelegt ist (Vermögensstruktur) bzw. woher es stammt (Kapitalstruktur).
Aus einer Strukturbilanz lassen sich für die spätere intensive Bilanzanalyse unmittelbar wichtige Kenngrößen ableiten. Dies gilt u. a. für Relationen bei der Vermögens- oder Kapitalstrukturanalyse. Im Beispiel (s. Abb. 2) ist zu erkennen, dass das Anlagevermögen im Jahr 2 nahezu 90 % und der Eigenkapitalanteil rund 24 % beträgt. In der Strukturbilanz sind die Verbindlichkeiten nach ihren Fristigkeiten untergliedert, sodass auch hier unmittelbar weitergehende Analysen möglich sind. Aus einer Strukturbilanz lassen sich relativ einfach Kennzahlen wie Deckungs- oder Liquiditätsgrade ableiten.
Aktiva |
Jahr 2 |
Jahr 1 |
Veränd. in TEUR |
TEUR |
% |
TEUR |
% |
Immaterielle Vermögensgegenstände |
1.650 |
1,50 |
1.560 |
1,50 |
90 |
Sachanlagen |
90.600 |
82,53 |
88.700 |
85,55 |
1.900 |
Finanzanlagen |
5.430 |
4,95 |
4.380 |
4,22 |
1.050 |
Summe Anlagevermögen |
97.680 |
88,98 |
94.640 |
91,28 |
3.040 |
Liquide Mittel |
3.200 |
2,91 |
3.190 |
3,08 |
10 |
Rechnungsabgrenzungsposten |
870 |
0,79 |
320 |
0,31 |
550 |
Forderungen und sonst. Verm.gegenst. |
4.690 |
4,27 |
3.260 |
3,14 |
1.430 |
Vorräte |
280 |
0,26 |
980 |
0,95 |
-700 |
Wertpapiere |
3.060 |
2,79 |
1.290 |
1,24 |
1.770 |
Summe Umlaufvermögen |
12.100 |
11,02 |
9.040 |
8,72 |
3.060 |
Gesamtvermögen |
109.780 |
100,00 |
103.680 |
100,00 |
6.100 |
Passiva |
Jahr 2 |
Jahr 1 |
Veränd. in TEUR |
TEUR |
% |
TEUR |
% |
Gezeichnetes Kapital |
5.000 |
4,55 |
5.000 |
4,82 |
0 |
Gewinnrücklagen |
1.800 |
1,64 |
1.700 |
1,64 |
100 |
Kapitalrücklage |
16.400 |
14,94 |
16.400 |
15,82 |
0 |
Gewinn |
2.980 |
2,71 |
2.270 |
2,19 |
710 |
Summe Eigenkapital |
26.180 |
23,85 |
25.370 |
24,47 |
810 |
Verbindlichkeiten > 5 Jahre |
29.580 |
26,94 |
26.350 |
25,41 |
3.230 |
Pensionsrückstellungen |
980 |
0,89 |
820 |
0,79 |
160 |
Langfristiges Fremdkapital |
30.560 |
27,84 |
27.170 |
26,21 |
3.390 |
Verbindlichkeiten < 5 Jahre > 1 Jahr |
19.740 |
17,98 |
17.900 |
17,26 |
1.840 |
Mittelfristiges Fremdkapital |
19.740 |
17,98 |
17.900 |
17,26 |
1.840 |
Verbindlichkeiten < 1 Jahr |
22.090 |
20,12 |
21.280 |
20,52 |
810 |
Andere Rückstellungen |
9.100 |
8,29 |
8.720 |
8,41 |
380 |
Rechnungsabgrenzungsposten |
2.110 |
1,92 |
3.240 |
3,13 |
-1.130 |
Kurzfristiges Fremdkapital |
33.300 |
30,33 |
33.240 |
32,06 |
60 |
Summe Fremdkapital |
83.600 |
76,15 |
78.310 |
75,53 |
5.290 |
Gesamtkapital DTAG |
109.780 |
100,00 |
103.680 |
100,00 |
6.100 |
Abb. 2: Beispiel einer Strukturbilanz
Bei der Strukturbilanz werden u. U. selbst erstellte immaterielle Wirtschaftsgüter aus den Berechnungen herausgenommen. Hintergrund ist, dass z. B. selbst geschaffene immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens, etwa Software oder Gebrauchsmuster, in der Bilanz ausgewiesen werden dürfen. Da es sich um ein Wahlrecht handelt, werden die genannten Positionen oft nicht in die Strukturbilanz aufgenommen. Das kann dazu führen, dass sich die Relationen bei der Bewertung verschieben.
Angenommen, im obigen Beispiel sind im Jahr 1 bei den immateriellen Vermögensgegenständen selbst erstellte Wirtschaftsgüter in Höhe von 150 TEUR enthalten, die auf der Vermögensseite und Eigenkapital auf der Passivseite abgezogen werden müssen, dann verringert sich zum einen die Bilanzsumme auf 103.530 TEUR. Zum anderen reduziert sich der Anteil des Anlagevermögens an der Bilanzsumme marginal um 0,01 %. Der Eigenkapitalanteil hingegen sinkt von 24,47 % auf nunmehr noch 24,36 %. Die Auswirkungen dieser Positionen auf die Bilanzstruktur und Kennzahlen sind also nur dann von Bedeutung, wenn es sich um nennenswerte Beträge handelt.