Kim Louisa Dillenberger, Anne Kowalski
Bei der Nachhaltigkeitsaspekte besonders berücksichtigenden operativen Planung sind, wie eingangs in diesem Kapitel beschrieben, nicht nur finanzielle Ziele. Darüber hinaus sind in der Regel als Nebenbedingung, auch ökologische und soziale Ziele zu formulieren und planerisch umzusetzen. Diese Ziele leiten sich zum einen ab aus den strategischen Vorgaben, zum anderen basieren diese auf Ist- oder Erfahrungswerten aus der Vergangenheit. Eine erste Orientierung, wie in der operativen Planung und der Budgetierung Nachhaltigkeitsaspekte eingearbeitet werden könnten, kann anhand der Prozessstandards des operativen Planungsprozesses aufgezeigt werden. Hierbei wird das IGC-Prozessmodell als Orientierung genutzt.
Der Prozess der operativen Planung lässt sich gemäß den Vorgaben der IGC in sechs Teilprozesse unterteilen. Anhand dieser sechs Teilprozesse wurden ergänzend Überlegungen angestellt, welche speziellen Aufgaben oder Aktivitäten nun im Kontext der Nachhaltigkeit anfallen sollten, um eine nachhaltigkeitsbezogene operative Planung und Budgetierung umzusetzen.
In Tab. 3 ist skizziert, was je Teilprozess getan werden kann, speziell um ökologische und soziale Sachverhalte in die operative Planung, die Budgetierung sowie das Forecasting einzubinden. Wichtig ist hierbei, dass das Controlling das verantwortliche Planungsmanagement nicht nur für finanzielle, sondern auch für die anderen Sachverhalte (insbesondere ökologische und soziale) innehat. Eine geteilte Planungsverantwortung, z. B. in einer Nachhaltigkeitsabteilung und im Controlling, sollte vermieden werden.
Teilprozesse "Planung, Budgetierung und Forecast" des IGC-Prozessmodells |
Besondere Berücksichtigung von Nachhaltigkeit, einige Impulse |
Set-up des Prozesses vornehmen (Planungs- und Forecastzeitpunkte, Detaillierungstiefe, Beteiligte etc.) |
ökologische und soziale Ziele in die Sachzielplanung einbinden und Planungskalender und Planungsmasken entsprechend anpassen Enge Einbindung der Nachhaltigkeitsverantwortlichen |
Planungsprämissen und Top-down Ziele festlegen und kommunizieren |
Neben ökonomischen Planungsprämissen auch soziale und ökonomische festzulegen Top-down-Ziele mit Sustainability-orientierter BSC/Strategy Map koppeln Zielkonflikte (z. B. Effizienz vs. CO2-freundliche Produktion) transparent machen, diskutieren und klären Bsp: Strategisches Ziel "Energieeffizienz" durch Allokationsmodell auf operative Einheiten herunterbrechen, Modell und Prämissen transparent kommunizieren Bsp: Gremium mit Vertretern unterschiedlicher Funktionsbereiche einrichten, um Zielkonflikte zu adressieren |
Einzelpläne und Budgets erstellen, zusammenfassen und konsolidieren |
Mehrdimensionale Sachzielplanung etablieren Abgleich top-down und bottom-up auch bzgl. sozialer und ökologischer Pläne Einbindung der OKR-Aktivitäten in die Planung Spezielle Budgets aufstellen, um operative Nachhaltigkeitsziele besser umzusetzen: Ökologiebudget und Sozialbudget z. B. bzgl. Entwicklung, Operations, Beschaffung, Verwaltung oder Sales Bsp: Budget zur Finanzierung von Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, auf das sich operative Einheiten bewerben können, Sonderbudget, dass nicht von operativen Einheiten vorgehalten werden muss und Anreiz bietet, Energieeffizienzmaßnahmen umzusetzen |
Ergebnisse der Planung prüfen, Pläne bedarfsweise anpassen und Planung verabschieden |
Pläne durch das Controlling in Zusammenarbeit mit der Nachhaltigkeitsabteilung plausibilisieren, Redundanzen eliminieren und speziell soziale sowie ökologische Pläne (und auch deren finanzielle Umsetzbarkeit) prüfen und finalisieren Finaler Abgleich mit den BSC- und OKR-Aktivitäten sowie regulatorischen Vorgaben, dann Planverabschiedung |
Forecast erstellen/aktualisieren, mit letztem Forecast/Plan/Budget abgleichen und Abweichungen analysieren |
Mehrdimensionalen Forecast etablieren, um nicht nur finanzielle, sondern auch soziale sowie ökologische Performance-Fortschritte zu tracken Nachhaltigkeit auch in die operativen Reports einbinden Bsp: Erweiterung Planungshorizont um Nachhaltigkeits-KPIs, Umsatz, EBIT, Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Frauenquote etc. |
Gegensteuerungsmaßnahmen erarbeiten |
Gegensteuerung aus dem Controlling heraus nicht nur auf Kosten/Finanzen fokussieren, sondern auch Treiberfunktion übernehmen zur Erreichung der sozialen und ökologischen Pläne Bsp: Wirkungsanalye der operativen Performance auf die strategischen Ziele, Rückkopplung zu strategischen Zielen und ggf. Anpassung Maßnahmen |
Tab. 3: Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die einzelnen Teilschritte des Prozesses "Planung, Budgetierung und Forecast" des IGC-Prozessmodells
Schließlich ist festzuhalten, dass die operative Ebene des Controllings in Bezug auf die Integration von Nachhaltigkeit noch nicht so weit entwickelt ist wie die strategische. Allerdings ist zu erwarten, dass die operative Seite nun verhältnismäßig schnell angepasst werden, weil zum einen der regulatorische Druck steigt und zum anderen Fortschritte im Datenmanagement der Nachhaltigkeit a...