Zusammenfassung
Derivative, also abgeleitete Finanzinstrumente, existieren zahlreiche. Grundsätzlich zählen hierzu unter anderem Optionen, Futures bzw. Forewards, Swaps und zahlreiche Unterformen. In der Praxis eignen sich diese Termingeschäfte bspw., um Wechselkurs-, Rohstoff- oder Kreditrisiken abzusichern. Soweit ein Anleger Bestände in Aktien, Renten oder anderen Finanzanlagen unterhält, lassen sich auch diese gegen Kursverluste oder einen Totalausfall absichern. Alternativ lassen sich Beschaffungspreise von Rohstoffen für die Zukunft sichern.
1 Börsengehandelte vs. OTC-Derivate
Die European Exchange (EUREX) ist der größte europäische Börsenhandelsplatz für Derivate, deren Eigenschaften standardisiert festgelegt sind. Hier lassen sich bspw. Aktien- und Indexoptionen oder entsprechende Futures handeln. Die EUREX fungiert zugleich als zentrale Clearingstelle und stellt sicher, dass Käufer und Verkäufer der Termingeschäfte keine Kontrahentenrisiken zu tragen haben, denn sie verlangt die Hinterlegung von Initial- und Variation-Marginleistungen. Der Handel jedes Transaktionsteilnehmers findet direkt mit der Börse statt. Soweit eine Position einen Verlust aufweist und der Derivateinhaber nicht in der Lage ist, seine Sicherheitsleistungen zu erhöhen, schließt die EUREX die jeweilige Position automatisch.
Entgegen des Börsenhandels lassen sich auch individuelle Derivategeschäfte unter Geschäftspartnern aushandeln und außerbörslich (over the counter bzw. OTC) handeln. Hier ist jedoch zu beachten, dass beide Transaktionspartner das Kontrahentenrisiko des jeweils anderen kalkulieren und tragen müssen. Üblicherweise werden diese Risiken durch Bonitätsbeurteilungen und Sicherheitsleistungen verringert. Spätestens jedoch seit der Insolvenz der Lehman Brothers Holding Inc. im September 2008 sollte jedem Marktteilnehmer bewusst sein, dass sich entsprechende Kontrahentenrisiken nicht immer abschließend beurteilen lassen und grundsätzlich gewisse Restrisiken bestehen.
2 Absicherung des operativen Geschäfts
Zahlreiche produzierende und Dienstleistungsunternehmen versuchen die Unwägbarkeiten, von denen ihr operatives Geschäft abhängt, aktiv zu managen. Grundsätzlich festzuhalten bleibt vorab, dass diverse Ausprägungen von Hedgingstrategien existieren, mit denen sich Risiken vollständig oder anteilig absichern lassen.
Besteht bspw. bei einem Transportunternehmen eine nennenswerte Abhängigkeit von der Ölpreisentwicklung, so ist das Unternehmen in der Regel in der Lage, die benötigte Menge des Rohstoffs für einen zukünftigen Zeitraum zu kalkulieren. Es lässt sich ggf. auch festhalten, zu welchem Zeitpunkt welche Menge an Öl benötigt wird. Auf Basis dieser Termine und Abnahmemengen kann dann bspw. über Call-Optionen oder Forewards (OTC-Pendant zu Futures) genau bestimmt werden, wie die Abnahmepreise sind. Sollte der Ölpreis bspw. nach Abschluss eines entsprechenden Derivats ansteigen, ist der Käufer davon nicht betroffen, denn er hat seinen Abnahmepreis bereits fixiert. Fällt der Kurs hingegen, kann er davon nicht profitieren, denn auch in diesem Fall ist der fixierte Preis zu zahlen. Der Preis der zukünftigen Lieferung wird quasi bei Abschluss der Transaktion festgeschrieben.
Aus diesem Beispiel lässt sich ableiten, dass ein pauschales Hedging nicht sinnvoll ist.
Pauschales Hedging ist nicht sinnvoll
Vor Abschluss einer derartigen Derivatetransaktion sollte jeder Marktteilnehmer eine möglichst dezidierte Prognose für die zukünftige Preisentwicklung des Basiswertes erarbeiten. Auf deren Basis kann dann wiederum festgelegt werden, welches Exposure (= Risiko) abgesichert wird. Hier kann variiert werden zwischen einem kompletten oder einem anteiligen Absicherungsgeschäft. Läuft die eigene Prognose jedoch auf einen fallenden Preis des Basiswertes hinaus, kann auch darauf spekuliert werden. Wie hoch der Anteil einer derartigen Spekulation ist, ohne das Betriebsergebnis bzw. die eigene Planungsrechnung zu gefährden, ist individuell zu eruieren.
3 Absicherung von Kreditrisiken
Soweit eine Partei ein Kreditportfolio, einen Anleihebestand oder Bonitätsrisiken des operativen Geschäftsbetriebes absichern möchte, ist dies mittels OTC-Kreditderivaten möglich. Da sie außerbörslich zwischen 2 Transaktionsteilnehmern gehandelt werden, sind sie individuell auszugestalten. Insbesondere bzgl. kapitalmarktgelisteten Großunternehmen als Referenzschuldnern existiert ein relativ gut etablierter Markt, an dem bspw. Credit Default Swaps (CDS) zwischen Investmenthäusern gehandelt werden.
Der Risikoverkäufer, welcher seine Position absichern möchte, überträgt dessen Risiko per CDS auf den Risikokäufer, welcher wiederum für die Risikoübernahme eine laufende Prämie erhält. Die Höhe der Prämie ist positiv korreliert mit dem Bonitätsrisiko des Referenzschuldners und wird auf das abgesicherte Exposure bezogen. Sobald ein Credit Event eintritt und der Referenzschuldner bspw. Insolvenz beantragt oder Zahlungen nicht vereinbarungsgemäß leistet, erhält der Risikoverkäufer aus dem CDS einen Barausgleich (cash settlement) des Verlustes oder die Risikoposition wird auf den K...