Tz. 23
Stand: EL 110 – ET: 06/2023
Der Begriff des weiteren nach § 9 Abs 1 Nr 1 KStG abzb Betrags, nämlich des Teils des Gewinns, der als Vergütung (Tantieme) für die Geschäftsführung verteilt wird, ist aus der Sicht der KGaA – nicht aus der Sicht des phG – zu beurteilen (s Urt des BFH v 14.09.2022, Az: I R 13/20). Hierzu gehören alle Arten von Vergütungen, die die phG als Gegenleistung für ihre – gegenwärtige oder frühere (s Urt des FG Bbg v 17.06.2008, Az: 8 K 6131/05 B) – Geschäftsführungstätigkeit erhalten (s Urt des BFH v 31.10.1990, BStBl II 1991, 253). Hierbei ist es gleichgültig, ob die Vergütungen aufgr des Gesellschaftsvertrages bzw der Satzung oder aufgr eines gesonderten (schuldrechtlichen) Tätigkeitsvertrages geschuldet werden; es ist also unerheblich, ob die phG als Gf oder als Angestellte tätig sind (s Urt des BFH v 14.09.2022, Az: I R 13/20).
Hierzu gehören zB:
- Festgehälter. Diese werden in § 9 Abs 1 Nr 1 KStG zwar nicht ausdrücklich genannt. Insoweit hat die Vorschrift einen etwas zu engen Wortlaut; sie muss jedoch im Zusammenhang mit § 15 Abs 1 S 1 Nr 3 EStG gesehen werden, in dem die Vergütungen für die Geschäftsführung schlechthin, nicht nur deren gewinnabhängige Bestandteile, zu Eink aus Gew des phG erklärt werden (s Tz 32; s Urt des BFH v 04.05.1965, BStBl III 1965, 418; zum inhaltsgleichen § 8 Abs 4 GewStG s auch Urt des BFH v 08.02.1984, BStBl II 1984, 381).
- Gewinn- und umsatzabhängige Bestandteile, Gratifikationen (s Urt des BFH v 04.05.1965, BStBl III 1965, 418).
- Rückstellungen für Pensionszusagen (s Tz 50) und Ruhegehälter (s Urt des BFH v 31.10.1990, BStBl II 1991, 253).
Hierzu s auch Janssen (NWB, F 18, 3811, 3815).
Tz. 24
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Auch soweit diese Vergütungen (seitens der KGaA) den Aufwendungen entspr, die dem phG durch Fremd-GF entstehen, sind sie aus der Sicht der KGaA kein außerhalb der gesellschaftsrechtlichen Gewinnverteilung zu leistender Aufwandsersatz, sondern Gewinnanteile iSd § 9 Abs 1 Nr 1 KStG, die der phG als Vergütung für die Geschäftsführung (durch Fremd-GF) erhält. Bei der Ermittlung des Gewinns der KGaA dürfen die Aufwendungen des phG für die Fremd-Geschäftsführung nicht als BA abgezogen werden, weil sie keine Aufwendungen der KGaA, sondern Aufwendungen des phG sind. Sie mindern jedoch als BA (Sonder-BA; s Tz 55) dessen Eink aus Gew iSd § 15 Abs 1 S 1 Nr 3 EStG (s Urt des BFH v 31.10.1990, BStBl II 1991, 253 und v 14.09.2022, Az: I R 13/20). Das gilt auch dann, wenn phG eine GmbH ist, die die ihr obliegende Geschäftsführung nur durch Fremd-GF ausüben kann. Die Fremd-GF (Gesellschafter der Kpl-GmbH) erzielen jedoch keine Eink iSd § 15 Abs 1 Nr 3 EStG, sondern Eink iSd § 19 EStG (s Schütz/Bürgers/Riotte, aaO, 452).
Tz. 25
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Hiervon zu unterscheiden sind Zahlungen, die der phG von der KGaA als Auslagen- oder Aufwendungsersatz erhält und die kein Entgelt für die Geschäftsführertätigkeit sind. Derartige Zahlungen (zB die Erstattung von Reisekosten) sind keine erst gem § 9 Abs 1 Nr 1 KStG abzb Gewinnanteile, sondern BA der KGaA iSd § 4 Abs 4 EStG (s Urt des BFH v 31.10.1990, BStBl II 1991, 253 und s Drüen in H/H/R, KStG, § 9 Rn 29).
Tz. 26
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Wird im Fall, dass phG einer KGaA eine GmbH & Co KG ist, die Geschäftsführung der KGaA von einem Gesellschafter der KG (zB einem Kdst) ausgeübt und erhält er hierfür unmittelbar von der KGaA eine Vergütung (sog "Drittanstellung"; s Kusterer/Graf, DStR 2016, 2782), so stellt sich die Frage, ob auf diese Vergütung an den nur mittelbaren Gesellschafter der KGaA § 9 Abs 1 Nr 1 KStG iVm § 15 Abs 1 S 1 Nr 3 EStG anzuwenden ist. Rechtsfolge dieser Anwendung wäre die Hinzurechnung dieser Gewinnanteile bei der KGaA nach § 8 Abs 4 GewStG (s Tz 74) und damit deren Nichtabziehbarkeit bei der GewSt, während die gegenläufige Kürzung bei dem phG nach § 9 Nr 2b GewStG sich idR nicht auswirken würde (s Tz 77; s Hasselbach/Ebbinghaus, DB 2015, 1269; und s Kusterer/Graf, DStR 2016, 2782). Diese Rechts-Auff bejahend s Hageböke (in R/H/N, KStG, § 9 Rn 99); abl wohl s Schütz/Bürgers/Riotte (aaO, 452 und 454); und s Hempe/Siebels/Uhl (DB 2001, 2268, 2269). Die FinVerw rechnet in diesem Fall die GF-Vergütung zunächst der GmbH & Co KG als pers haftender und zur GF berufener Gesellschafterin der KGaA als gew Eink gem § 15 Abs 1 S 1 Nr 3 EStG zu (mit den oben beschriebenen Folgen bei der GewSt); anschließend sei die Vergütung iRd Gewinnverteilung der GmbH & Co KG dem Kdst als Sondervergütung gem § 15 Abs 1 S 1 Nr 2 S 1, 2. HS EStG, zuzurechnen. Nach Auff der FinVerw stellt das unmittelbare Anstellungsverhältnis mit der KGaA wirtsch lediglich eine Abkürzung des Zahlungsweges hinsichtlich des bestehenden Aufwendungsersatzanspruches der GmbH & Co KG gegenüber der KGaA dar, den die KGaA über die unmittelbare Zahlung an den Kdst erfülle (s Urt des BFH v 14.09.2022, Az: I R 13/20 und s Vfg der OFD Münster v 14.01.2005, DStZ 2005, 204).
Krit zu dieser Verw-Auff s Hasselbach/Ebbinghaus (DB 2015, 1269) ...