Tz. 126
Stand: EL 104 – ET: 12/2021
Dem St-Abzug von Kap-Ertrag nach § 43 EStG unterliegen insbes folgende Eink, wenn der Schuldner Wohnsitz, Geschäftsleitung oder Sitz im Inl hat:
Art der Eink |
Rechtsgrundlage für den St-Abzug |
Höhe der KapSt (Regelsatz gem § 43a EStG) |
Dividenden, Gewinnanteile, Veräußerung Dividendenscheine uä § 49 Abs 1 Nr 5a EStG, § 20 Abs 1 Nr 1 und Nr 9,Abs 2 Nr 2 Buchst a EStG |
§ 43 Abs 1 S 1 Nr 1 und Nr 7a EStG (aber s Tz127) |
ab 01.01.2009 25 %, aber s § 44a Abs 9 EStG (bis 2008 20 %) |
Bezüge aufgr einer Kap-Herabsetzung oder Liquidation § 49 Abs 1 Nr 5a EStG, § 20 Abs 1 Nr 2 EStG |
§ 43 Abs 1 S 1 Nr 1 EStG |
20 %, aber s § 44a Abs 9 EStG (ab 01.01.2009) |
Einnahmen aus stiller Beteiligung und partiarischen Darlehen § 49 Abs 1 Nr 5a EStG, § 20 Abs 1 Nr 4 EStG |
§ 43 Abs 1 S 1 Nr 3 EStG |
25 %, aber s § 44a Abs 9 EStG (ab 01.01.2009) |
Erträge aus Wandelanleihen und Gewinnobligationen § 49 Abs 1 Nr 5a EStG, § 20 Abs 1 Nr 7 EStG |
§ 43 Abs 1 S 1 Nr 2 EStG |
25 %,aber s § 44a Abs 9 EStG (ab 01.01.2009) |
Erträge aus Genussrechten, mit denen entweder nur eine Beteiligung am Gewinn oder am Liquidationserlös verbunden ist § 49 Abs 1 Nr 5c bb EStG, § 20 Abs 1 Nr 7 EStG |
§ 43 Abs 1 S 1 Nr 2 EStG |
25 %, aber s § 44a Abs 9 EStG (ab 01.01.2009) |
Zinsen und Stückzinsen aus Tafelgeschäften § 49 Abs 1 Nr 5 Buchst d (bis 2008 Buchst c cc) EStG, § 20 Abs 1 Nr 7, Abs 2 S 1 Nr 2 Buchst b und Nr3 EStG |
§ 43 Abs 1 S 1 Nr 7 Buchstb EStG, Nr 10, Nr 11 EStG, § 43 Abs 1 S 2 EStG |
25 % (vor 2009: 35 %) |
Tz. 127
Stand: EL 104 – ET: 12/2021
Der KapSt unterliegen die vollen Kap-Erträge (Einnahmen) ohne jeden Abzug (§ 43a Abs 2 S 1 EStG; aber s Tz 125). Zur Regelung für Stückzinsen s § 43a Abs 2 S 2 EStG. Die KapSt-Regelsätze nach § 43a Abs 1 EStG sind in der obigen Tabelle angegeben. Übernimmt der Schuldner der Kap-Erträge die KapSt, so erhöht sich die KapSt wie in § 43a EStG jeweils geregelt.
Zur Ermäßigung der KapSt nach § 50d EStG wegen DBA oder § 43b EStG s Tz 149 ff. Ab 01.01.2009 ist in entspr Anwendung des § 50d Abs 1 S 3–9, Abs 3 und 4 EStG (dazu s Frey/Mückl IStR 2011, 2125) vom BZSt zwei Fünftel der KapSt zu erstatten (s § 44a Abs 9 EStG), um die Belastung beschr stpfl Kö auf den allg St-Satz iHv 15 % zu senken (näher s Schönfeld, IStR 2007, 850).
In der Lit wurde es schon früh praktisch einhellig für EU-rechtlich mind problematisch gehalten, dass auch gem § 8b KStG stfreie Bezüge der KapSt unterliegen (s § 43 Abs 1 S 3 EStG; s § 8b KStG Tz 21 mwNachw), soweit nicht bereits die Anwendung der MT-RiLi eine Belastung mit KapSt verhindert (s Tz 149 ff). Für die davon betroffenen sog Streubesitzdividenden hat der EuGH diese Zweifel iRe Vertragsverletzungsverfahrens gegen D bestätigt (s EuGH v 20.10.2011, C-284/09, DStR 2011, 2038). Der dt Ges-Geber hat daher rückwirkend eine Erstattungsmöglichkeit für die betroffene KapSt eingeführt und diese im dafür neu geschaffenen Abs 5 des § 32 KStG platziert. Dazu im Einzelnen s § 32 KStG Tz 49 ff.
Tz. 127a
Stand: EL 104 – ET: 12/2021
Um außerhalb des Anwendungsbereichs der MT-RiLi – also nicht nur in den vorstehend angesprochenen Fällen – zu einer unproblematischeren Erstattung bzw Berücksichtigung der KapSt zu gelangen, ist es auch in Ansehung der oa Rspr des EuGH immer noch bedenkenswert, dies dadurch zu erreichen, dass die Dividenden in einem "inl Betrieb" gem § 32 Abs 1 Nr 2 KStG vereinnahmt werden, so dass die KapSt in einer Veranlagung angerechnet wird (s § 32 KStG Tz 20). Dazu muss die Beteiligung an der ausschüttenden Gesellschaft in einem inl BV (BetrSt iSd § 49 Abs 1 Nr 2 Buchst a EStG, ggf in einer gew tätigen Pers-Ges mit inl BetrSt) gehalten werden und dieser auch nach dem Veranlassungsprinzip zuzuordnen sein (s BFH Urt v 29.11.2017, BFH/NV 2018, 684; dazu Hagemann, NWB 2018, 1687; Wacker, DStR 2019, 836; Haun/Klumpp, IStR 2018, 661; Töben, FR 2016, 543). Diese Zwischenschaltung erscheint nicht missbräuchlich gem § 42 AO, wenn die BetrSt im Inl tats existiert und nicht substanzlos ist, insbes als aktive geschäftsleitende Holding fungiert. Nicht geklärt ist indes für DBA-Fälle, ob dies auch erfordert, dass die Beteiligung auch abkommensrechtlich der BetrSt zugeordnet wird und wenn ja, welche (weiteren) Voraussetzungen hierfür im Einzelnen gelten. Namentlich die Zwischenschaltung einer lediglich kraft gew Prägung iSd § 15 Abs 3 Nr 2 EStG gew tätigen Pers-Ges birgt hier erhebliche Risiken, weil in einer solchen BetrSt vereinnahmte Dividenden nach BFH nicht unter Art 7 MA fallen (s BFH v 28.04.2010, BB 2010, 1897 mit Anm Brodersen/Duttiné = IStR 2010, 525 mit Anm Gebert/Schmitz; BFH v 09.12.2010, DStR 2011, 449; BFH v 25.05.2011, DStR 2011, 1553; aA aber die Fin-Verw, eher unklar noch BMF, BStBl I 1999, 1076ff Rn. 1.1.5.1, nunmehr eindeutig BMF, BStBl I 2010, 345ff. Rn. 2.2.1). Zu alledem zB s Petersen (IStR 2012, 238 mwNachw).