Ewald Dötsch, Torsten Werner
Tz. 10
Stand: EL 113 – ET: 03/2024
Die Kap-Herabsetzungsfiktion des § 29 Abs 1 KStG gilt grds für alle Umw-Fälle iSd § 1 UmwG, und zwar sowohl für Umw von Kö auf Kö als auch von Kö auf Pers-Ges, im Einzelnen:
- Verschmelzungen,
- Spaltungen (Aufspaltung, Abspaltung und Ausgliederung). § 29 Abs 1 KStG gilt, um Verschiebungen des Sonderausweises zwischen Überträgerin und Übernehmerin zu verhindern, auch für den Fall der Abspaltung. Auch hierfür regelt das Ges eine vollumfängliche fiktive Nennkap-Herabsetzung und damit eine Nullstellung des Sonderausweises (s Rn K.03 des UmwSt-Erl 2011; wegen eines Bsp s Tz 53),
- Vermögensübertragungen und
- Formwechsel.
Die Anwendung des § 29 KStG ist davon unabhängig, ob der Umw-Vorgang st-neutral erfolgt oder nicht. Dh, es spielt keine Rolle, welcher stliche Wertansatz (Bw, Zwischenwert, gW) bei der Umw zum Tragen kommt.
Die in § 29 Abs 1 KStG geregelte fiktive Kap-Herabsetzung ergibt bei einem Formwechsel von Kö auf Kö (anders als beim Formwechsel von einer Kap-Ges auf eine Pers-Ges) keinen Sinn, weil es dabei an einem Vermögensübergang fehlt (glA s Stimpel, in R/H/N, § 29 KStG Rn 25; s Kümpel, in B/W, § 29 KStG Rn 24; s Endert, in F/D, § 29 KStG Rn 23; s Bauschatz, in Gosch, 4. Aufl, § 29 KStG Rn 45; und s Förster/van Lishaut, FR 2002, 1257, 1258). Selbst im Falle einer Anwendung des § 29 Abs 1 KStG auf einen homogenen Formwechsel ergäben sich im Regelfall keine stlichen Auswirkungen, da die Rechtsfolgen des § 29 Abs 1 KStG durch die fiktive Kap-Erhöhung gem § 29 Abs 4 KStG deckungsgleich zurückgedreht würden (s Kümpel, in B/W, § 29 KStG Rn 24).
Tz. 10a
Stand: EL 113 – ET: 03/2024
Nach Rn K.02 UmwSt-Erl 2011 (so bereits s Schr des BMF v 16.12.2003, BStBl I 2003, 786 Rn 29) kommt § 29 Abs 1 KStG bei einer Ausgliederung iSd § 123 Abs 3 UmwG jedoch mangels Auswirkungen nicht zur Anwendung. Ebenso s Stimpel (in R/H/N, 2. Aufl, § 29 KStG Rn 24); s Endert (in F/D, § 29 KStG Rn 23); s Bauschatz (in Gosch, 4. Aufl, § 29 KStG Rn 35); und s Förster/van Lishaut (FR 2002, 1257, 1258). Das ist zutr, denn das Nennkap der übertragenden Kö verändert sich bei einer Ausgliederung nicht. Von Bedeutung ist dies, wenn die ausgliedernde Gesellschaft wegen Mehrabführungen mit Verursachung in organschaftlicher Zeit (s § 27 Abs 6 iVm § 27 Abs 1 S 4 Hs 2 KStG) über ein negatives stliches Einlagekonto verfügt, da das negative Einlagekonto ansonsten durch einen Sonderausweis iSv § 28 Abs 1 S 3 KStG ersetzt würde (s Förster/van Lishaut, FR 2002, 1257, 1258).
Die Verschmelzung bzw Spaltung einer Pers-Ges mit Vermögensübertragung auf eine Kap-Ges fällt nicht in den Anwendungsbereich des § 29 Abs 1 KStG; sie ist stlich als Einbringung iSd § 20 UmwStG zu behandeln. Das EK der Pers-Ges, soweit daraus nicht das Nennkap der Kap-Ges gebildet wird, ist im Einlagekonto zu erfassen (s § 27 KStG Tz 125).
Tz. 10b
Stand: EL 113 – ET: 03/2024
In den Fällen des § 29 Abs 6 KStG (dazu s Tz 58 ff) ist die unmittelbare Anwendung des § 1 UmwG nicht erforderlich; ein der Verschmelzung oder Spaltung iSd UmwG vergleichbarer ausl Vorgang dürfte genügen (s § 1 Abs 1 Nr 1 UmwStG; glA s van Lishaut/Heinemann, in R/H/vL, UmwStG, 3. Aufl, Anh 3 Rn 17). Ebenso s Schänzle/Jonas/Montag (in FGS/BDI, UmwSt-Erl 2011, 580) und s Schießl (DStZ 2008, 852, 853).