Dr. Rolf Möhlenbrock, Lisa Maiworm
Tz. 226
Stand: EL 116 – ET: 12/2024
Anders als bei § 8a KStG aF (s § 8a KStG [vor URefG 2008] Tz 118) führten auch die Auf- bzw Abzinsung unverzinslicher oder niedrig verzinslicher Verbindlichkeiten oder Forderungen – so ausdrücklich § 4h Abs 3 S 4 EStG aF – zu Zinsaufwendungen bzw -erträgen iSd § 4h Abs 1 EStG (krit hierzu s Grotherr, IWB Gr 3 F 3, 1489, 1497). Mit dem KrZwMG 2023 ist die bisherige ges Klarstellung entfallen. Aus Auf- und Abzinsungen resultierende Aufwendungen und Erträge sind uE nun originär durch den erweiterten Zinsbegriff in § 4h Abs 3 S 2 u 3 EStG idFd KrZwMG 2023 erfasst, der einer wirtsch Betrachtung folgt und der ausdrücklich auch wirtsch gleichwertige Aufwendungen und Erträge erfasst. Liegt ein Fall der Anschaffung eines Wirtschaftsguts bei Zahlungsaufschub zu Grunde, könnte der im Kaufpreis enthaltene Zinsanteil vom Regelbsp "im Bilanzwert eines zugehörigen Vermögenswertes enthaltene kapitalisierte Zinsen" gem § 4h Abs 3 S 2 EStG iVm Art 2 Abs 1 ATAD erfasst sein (glA s Grotherr, DStZ 2023, 713, 717). UE würde dies korrespondierend auch für die Erträge gelten, obgleich in § 4h Abs 3 S 3 EStG der ausdrückliche Verweis auf Art 2 Abs 1 ATAD fehlt, die Begriffe jedoch deckungsgleich sein sollen (s Entw eines Schr des BMF, Stand 18.09.2024, Rn 11, 19). Effekte anlässlich der erstmaligen Erfassung einer unverzinslichen oder niedrig verzinslichen Verbindlichkeit oder Forderung sind vor allem der Bilanzierungstechnik geschuldet und keine – auch keine wirtsch gleichwertige – Gegenleistung für die Überlassung von FK und daher auch weiterhin nicht vom Zinsbegriff erfasst (s Schr des BMF v 04.07.2008, BStBl I, 718, Rn 27). AA Graßl/Wienke (s DStR 2023, 2829, 2832).
Mit dem Vierten Corona-Steuerhilfegesetz (BGBl 2022, 911) wurde durch Änderung des § 6 Abs 1 S 1 Nr 3 EStG das Abzinsungsgebot für unverzinsliche und niedrig verzinsliche Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit von min 12 Mon unter Berücksichtigung eines Rechenzinsfußes von 5,5 %, erstmalig für Wj, die nach dem 31.12.2022 enden, abgeschafft. Auch, wenn Zinsaufwendungen und Zinserträge aus Auf- und Abzinsungen nunmehr originär vom Zinsbegriff nach § 4h Abs 3 S 2 u S 3 EStG idFd KrZwMG 2023 erfasst sind, dürfte der Anwendungsbereich erheblich eingeschränkt sein (glA Wagner/Herbst, DB 2023, 2330, 2331).
Nach § 4h Abs 3 S 4 EStG aF wurden Auf- und Abzinsung im Ergebnis wie ein Disagio behandelt, das über die Laufzeit des Darlehens erfolgswirksam abzuschreiben ist (s Schr des BMF v 04.07.2008, BStBl I 2008, 718, Rn 27). Krit hierzu s Kaminski (Stbg 2008, 196, 200); s Hick (in H/H/R, § 4h EStG, Rn 81); s Schänzle/Mattern (in Sch/F, 2. Aufl, § 8a KStG, Rn 132); s Dörfler (in E/S, 3. Aufl, Anh 1 zu § 8a KStG, Rn 197) und s Goebel/Eilinghoff/Kim (DStZ 2008, 630, 634), die insbes auf Probleme mit sog Mieterdarlehen iRv Leasinggeschäften hinweisen. Ebenfalls hierzu s Förster (in Gosch, 4. Aufl, § 8a KStG, Rn 275) und s Ortmann-Babel/Bolik/Gageur (BB 2009, 2414, 2416), die auf die Problematik bei unverzinslichen Gesellschafterdarlehen eingehen, die ebenfalls abzuzinsen sind (s Beschl des BFH v 06.10.2009, BStBl II 2010, 177; ebenfalls hierzu s Hoffmann, GmbHR 2010, 85). Zu unverzinslichen Gesellschafterdarlehen ebenfalls s Stadler/Bindl (DB 2010, 862, 864), nach deren Auff alle Auf- und Abzinsungswirkungen zu berücksichtigen sind.
Tz. 227
Stand: EL 116 – ET: 12/2024
Andere TW-Abschr als Auf- bzw Abzinsung führen nach Auff der Fin-Verw nicht zu Zinsaufwendungen oder -erträgen iSd § 4h Abs 3 S 2 und 3 EStG (s Entw eines Schr des BMF, Stand 18.09.2024, Rn 23, 27).