Alexandra Pung, Torsten Werner
Tz. 150
Stand: EL 88 – ET: 01/2017
Die Einziehung von Aktien ist eine Kap-Herabsetzung (s § 237 Abs 2 S 1 iVm § 222 AktG), auf die § 17 Abs 4 EStG anzuwenden ist. Bei einer vereinfachten Kap-Herabsetzung durch Einziehung (s § 237 Abs 3 Nr 2 AktG) werden die Aktien zu Lasten des Bil-Gewinns oder einer freien Rücklage eingezogen. Ebenfalls hierzu s § 8 Abs 1 KStG Tz 124ff sowie zu den Grundlagen zum Ausschluss und Austritt des GmbH-Gesellschafters s Singer (NWB 2014, 2335), s Brete/Trümper (GmbHR 2015, 1262) und s Wollweber/Ruske (GmbHR 2015, 785).
Die stliche Behandlung der Einziehung von GmbH-Anteilen (s § 34 GmbHG) ist umstr. Wir stimmen, wie bereits vorstehend (s Tz 148) erwähnt, der hM zu, die in der entgeltlichen Einziehung, dh in dem Erwerb der eigenen Anteile durch die Kap-Ges vom AE zum Zweck der Einziehung, aus AE-Sicht eine Veräußerung iSd § 17 Abs 1 EStG sieht. So s Hild (GmbH-StB 2005, 137, 138 mit Hinw auf das Urt des Hess FG v 21.09.2004, EFG 2004, 1005), s Döllerer (StbJb 1981/82, 195, 216), s Widmann (JbFStR 1979/80, 475, 485), s Raupach (FR 1978, 570, 574), s Sarrazin (JbFStR 1979/80, 383), s Rapp (in L/B/P, § 17 EStG Rn 117), s Engl (BB 1979, 566) und s Vfg der OFD Hannover v 04.11.1987 (DB 1988, 84). Weiter s Schr des BMF v 27.11.2013 (BStBl I 2013, 1615, Rn 16), wonach eine Entschädigungszahlung an die AE wie eine Kaufpreiszahlung zu behandeln ist, und s § 28 KStG Tz 51 l. Weiter s Urt des FG Rh-Pf v 04.11.2015 (EFG 2016, 288) und hierzu s Wollweber/Ruske (GmbHR 2015, 785; GmbHR 2016, 677). Nach der aA von Weber-Grellet (in Schmidt, 35. Aufl, § 17 EStG Rn 101ff), s Ossendorf (BB 1979, 40) und s Thiel (Die stliche Behandlung eigener Anteile von Kap-Ges, Heidelberg 1967; weiter in FS L Schmidt, 1993, 569) liegt in der Einziehung von GmbH-Anteilen ohne vorausgegangenen Erwerb durch die GmbH eine Teilliquidation vor, auf die § 17 Abs 4 iVm § 20 Abs 1 Nr 2 EStG anzuwenden ist.
Wegen des Zeitpunkts der Gewinnrealisation s Tz 151. Wegen der Zuordnung der Abfindungszahlung zum Arbeitsverhältnis bzw der Gesellschafterstellung s Wollweber/Ruske (GmbHR 2015, 785; GmbHR 2016, 677, 679) und s Nitzsche (EFG 2016, 290).
Wegen der Problematik, dass sich das Stamm-Kap trotz der Einziehung nicht vermindert und wegen der Frage, ob dies nach Inkrafttreten des MoMiG noch zulässig ist, s Braun (GmbHR 2010, 82) und s Hohage (DB 2009, 1033, 1035). Ebenfalls hierzu s Tz 186.
Hild (GmbH-StB 2005, 137, 138) weist zutr darauf hin, dass den verbleibenden Gesellschaftern (nachträgliche) AK mangels eigener Aufwendungen nicht entstehen.
Tz. 151
Stand: EL 88 – ET: 01/2017
Fraglich ist, wie eine unentgeltliche Einziehung, dh der lt Satzung zulässige unentgeltliche Erwerb der eigenen Anteile durch die Kap-Ges von dem AE zum Zweck der Einziehung stlich zu beurteilen ist. Bejaht man bei einer entgeltlichen Einziehung die Anwendung des § 17 Abs 1 und nicht die des Abs 4 des § 17 EStG, kann uE für den Fall der Unentgeltlichkeit nichts anderes gelten, dh der AE kann einen Verlust nach § 17 Abs 4 EStG nicht geltend machen. Demgegenüber scheint der BFH davon auszugehen, dass auch in dem Fall der unentgeltlichen Einziehung ein Verlust iSd § 17 Abs 2 EStG entstehen kann (s Urt des BFH v 22.07.2008, BStBl II 2008, 927). Dabei kann der Verlust nach Ansicht des BFH frühestens in dem Zeitpunkt der zivilrechtlichen Wirksamkeit der Einziehung, dh mit Zugang der Einziehungserklärung, entstehen. Das FG München geht dagegen davon aus, dass sich der Verlust nach § 17 EStG "spätestens" mit der (zivilrechtlichen) Wirksamkeit des Einzugs realisiert (s Urt des FG München v 24.09.2015, EFG 2016, 715 mit Anm Obermeir). Spätere Änderungen bei der Gewinnermittlung sind als rückwirkendes Ereignis iR des § 175 Abs 1 S1 Nr 2 AO zu berücksichtigen. Ebenfalls hierzu s Tz 235, s TK (DStZ 2008, 861) und s Görden (GmbH-StB 2008, 319).