7.4.3.1 BMF-Schreiben vom 27.04.2017 und 29.03.2018 sowie die hierzu ergangenen Urteilen des BFH
Tz. 593
Stand: EL 109 – ET: 03/2023
Nachdem der BFH (s Beschl des GrS des BFH v 28.11.2016, BStBl II 2017, 393) den sog Sanierungs-Erl als gegen den Grundsatz der Ges-Mäßigkeit der Verw eingestuft hat, was zur Einf des § 3a EStG durch das Ges v 27.06.2017 (BGBl I 2017, 2074) führte, reagierte die Fin-Verw (s Schr des BMF v 27.04.2017, BStBl I 2017, 741) aus Vertrauensschutzgründen zunächst mit einer Übergangsregelung (dazu s auch Uhländer, DB 2017, 1224). Die vorstehende Vertrauensschutzregelung hatte jedoch keinen Bestand, da diese nach Auff des BFH in gleicher Weise gegen den Grundsatz der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung wie der sog Sanierungserlass selbst verstieß. Eine solche Regelung hätte nach Auff des BFH nur der Gesetzgeber treffen können (s Urt des BFH v 23.08.2017, BStBl II 2018, 232, die hiergegen eingelegte Verf-Beschwerde wurde nicht zur Entscheidung angenommen, s Beschl des BVerfG v 17.07.2019, Az 2 BvR 2637/17; und v 23.08.2017, BStBl II 2018, 236). Die Fin-Verw sah sich an die Vertrauensschutzregelung im Umgang mit Altfällen (Schuldenerlass bis einschl 08.02.2017) durch den Willen des Gesetzgebers jedoch weiterhin gebunden (s Schr des BMF v 29.03.2018, BStBl I 2018, 588). Auch hierzu hat der BFH wiederum entschieden, dass die im Schr des BMF v 27.04.2017 (BStBl I 2017, 741) vorgesehene weitere Anwendung des sog Sanierungserlasses auf Altfälle aufgrund des Fehlens einer entspr ges Übergangsregelung mit dem Grundsatz der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung nicht vereinbar ist und hieran auch die Wiederholung der Verw-Auff in dem Schr des BMF v 29.03.2018 (BStBl I 2018, 588) nichts ändert (s Beschl des BFH v 16.04.2018, BFH/NV 2018, 817 sowie Beschl des BFH v 08.05.2018, BFH/NV 2018, 822).
7.4.3.2 Reaktion des Gesetzgebers
Tz. 594
Stand: EL 109 – ET: 03/2023
Der Ges-Geber hat durch Art 2 Ziff 5 Buchst b und Art 8 Ziff 2 Buchst b UStAVermG für den Stpfl ein Antragsrecht auf rückwirkende Anwendung des § 3a EStG bzw § 7b GewStG geregelt (hierzu s § 52 Abs 4a S 3 EStG und § 36 Abs 2c S 3 GewStG).
Auf Antrag des Stpfl sind § 3a EStG und/oder § 7b GewStG auch auf Fälle anzuwenden, in denen die Schulden vor dem 09.02.2017 erlassen wurden. Die §§ 3a, 3c Abs 4 EStG, § 7b GewStG enthalten jedoch keine die Bestandskraft durchbrechende Äderungsvorschrift für solche Altfälle (s Urt des FG Münster v 15.05.2019, EFG 2019, 1401). Eine Anwendung der Vorschriften auf Antrag des Stpfl kommt daher nur in Betracht, wenn keine Festsetzung erfolgt ist oder diese noch nicht formell bestandskräftig oder nach allgemeinen verfahrensrechtlichen Vorschriften änderbar ist (s Eilers/Tiermann, Ubg 2020, 190, 194).
Aufgrund dieser ges Regelung haben sich die vorgenannten Vertrauensschutzregelungen der Fin-Verw uE erledigt. Im Übrigen hierzu s Epler/Petersen (Stbg 2019, 114); s Förster/Hechtner (DB 2019, 10); s Hiller/Biebinger (DStZ 2019, 65) und s Kanzler (NWB 2019, 626).