Ewald Dötsch, Alexandra Pung
Tz. 691
Stand: EL 115 – ET: 09/2024
Obwohl die Einfügung des § 14 Abs 1 S 1 Nr 5 KStG mit der Zulassung doppelt ansässiger OT und OG begründet worden ist, findet sich im Ges-Wortlaut diese wichtige Einschränkung nicht wieder; das Ges spricht ganz allg von "OT" und "OG". Entgegen der Auff von Stangl/Brühl (DK 2013, 77, 100), Schaden/Polatzky (IStR 2013, 131, 135ff), Brink (in Sch/F, 2. Aufl, § 14 KStG Rn 945 und 969b) und Ritzer/Aichberger (DK 2013, 602, 604), lässt – obwohl der BT-Fin-Aussch eine ausdrückliche Beschränkung auf doppelt ansässige Gesellschaften vorgeschlagen hatte (s BT-Drs 17/10774, 20) – uE der Ges-Wortlaut keinen Spielraum für eine teleologische Reduktion auf doppelt ansässige Gesellschaften (glA s Frotscher, in F/D, § 14 KStG Rn 497; s Kraft/Hohage, Ubg 2019, 305, 306 und s Neumann, in Gosch, 4. Aufl, § 14 KStG Rn 477).
Tz. 692
Stand: EL 115 – ET: 09/2024
OT iSd § 14 Abs 1 S 1 Nr 5 KStG können daher sein
- inl Kö,
- beschr stpfl ausl Kö mit inl BetrSt iSd § 14 Abs 1 S 1 Nr 3 S 4–7 KStG,
- doppelt ansässige Kö,
- natürliche Personen (s Meilicke, DB 2002, 911 und s Schreiber/Meiisel, IStR 2002, 581) und
- PersGes. Unstr können auch PersGes OT sein. Da sie jedoch nicht eigenständig der ESt bzw der KSt unterliegen, haben sie, streng genommen, keine "Eink" iSd § 14 Abs 1 S 1 Nr 5 KStG. Daraus zu schließen, dass § 14 Abs 1 S 1 Nr 5 KStG bezogen auf PersGes leerläuft (idS s Kraft/Hohage, Ubg 2019, 305, 306; s Endres/Thies, RIW 2002, 275; s Orth, IStR, Beih zu Heft 9/2002, 16; s Löwenstein/Maier, IStR 2002, 188; s Kestler/Weger, GmbHR 2003, 156, 161; s Jänisch/Klein, BB 2007, 696; s Schaden/Polatzky, IStR 2013, 131, 133; s Ritzer/Aichberger, DK 2013, 602, 303 und s von Freeden/Liekenbrock, DB 2013, 1690), erscheint uE nicht zwingend. Bei einer solchen Argumentation könnten PersGes, da sie auch kein "Einkommen" haben, nicht OT sein, dem das Organeinkommen zugerechnet wird (glA s Frotscher, in F/D, § 14 KStG Rn 499; s Neumann, in Gosch, 4. Aufl, § 14 KStG Rn 479 und s Benecke/Schnitger, IStR 2013, 143, 146). Brink (in Sch/F, 2. Aufl, § 14 KStG Rn 947 und 969e) bejaht eine Anwendung auf PersGes erst nach der Neufassung durch das Ges zur Änderung und Vereinfachung der Unternehmensbesteuerung und des stlichen Reisekostenrechts, da dort auf die Eink und nicht mehr auf das Einkommen abgestellt wird (s Tz 695). Schneider/Schmitz (GmbHR 2013, 281, 282) gehen wohl von einer Anwendung auch auf PersGes aus, da für die Anwendung des § 14 Abs 1 S 1 Nr 5 KStG nunmehr die Berücksichtigung der Verluste bei jedweder Person im Ausl ausreichend ist. Zweifelnd s Wacker (DStR 2019, 836, 841). Rödder/Liekenbrock (in R/H/N, 2. Aufl, § 14 KStG Rn 454) und Wagner/Liekenbrock (Ubg 2013, 133, 143) halten die Frage für offen. Auch der BFH (s Urt des BFH v 12.10.2016, BStBl II 2022, 123 Rn 48) hat mangels Entscheidungserheblichkeit offengelassen, ob § 14 Abs 1 S 1 Nr 5 KStG PersGes als OT erfasst.
Auch bei PersGes ist eine doppelte Verlustnutzung denkbar, da die MU (= andere Person iSd § 14 Abs 1 S 1 Nr 5 KStG) die Verluste ggf iRd unbeschr oder der beschr StPfl abziehen können (glA s Frotscher, in F/D, § 14 KStG Rn 499; aA s Prinz/Simon, DK 2003, 104, 109).
Tz. 693
Stand: EL 115 – ET: 09/2024
Eine OG iSd § 14 Abs 1 S 1 Nr 5 KStG kann seit Inkrafttreten des ÄndG v 20.02.2013 neben den in Tz 75 genannten Kap-Ges auch eine doppelt ansässige Kap-Ges sein (s Tz 97ff).
Tz. 694
Stand: EL 115 – ET: 09/2024
Wie bereits erwähnt (s Tz 688), beschr § 14 Abs 1 S 1 Nr 5 KStG nur die stliche Berücksichtigung negativer Eink des OT oder der OG in Fällen eines doppelten Abzugs sowohl im Inl als auch im Ausl, nicht jedoch die doppelte Verlustnutzung außerhalb der Organschaft. Bei rückwirkender Nichtanerkennung der Organschaft entfällt auch die Anwendung des § 14 Abs 1 S 1 Nr 5 KStG.