Jörg Hanken, Guido Kleinhietpaß
1.5.1 Hintergrund
„BEPS” ist die Abkürzung, die die OECD und die G20 für „Base Erosion and Profit Shifting” gewählt hat. Hierbei geht es um die Bekämpfung von zu niedrigen Steuerbemessungsgrundlagen sowie um Gewinnverlagerungen von Konzernen. Die BEPS-Diskussion entstand vor dem Hintergrund der Finanz- und Schuldenkrise und der Frage, ob die Firmen verglichen mit der wirtschaftlichen Aktivität in einem Land hinreichende Steuerzahlungen leisten, was einzelnen Unternehmen (z. B. Google, Starbucks, Amazon) eine erhebliche mediale Aufmerksamkeit eingebracht hat. Der OECD BEPS-Bericht kommt zum Ergebnis, dass neben der Notwendigkeit einer erhöhten Transparenz für die Finanzverwaltungen im Hinblick auf die effektiven Steuersätze von international tätigen Konzernen u. a. folgende Schwerpunktthemen („Key-Pressure-Areas”) von der OECD bearbeitet werden sollen:
- Hybrid Mismatch Arrangements (Gestaltungen zur aggressiven Steuerplanung mithilfe von hybriden Instrumenten und Rechtsträgern) und Steuerarbitrage
- Anwendung von Abkommensprinzipien auf Gewinne, die mittels digitaler Güter und Dienstleistungen erwirtschaftet werden (E-Commerce)
- Steuerliche Beurteilung von konzerninterner Fremdfinanzierung, (Eigen-) Versicherungsleistungen und anderen Finanzierungstransaktionen
- Verrechnungspreise, insbesondere in Bezug auf die Verlagerung von Risiken und immateriellen Wirtschaftsgütern, die künstliche Trennung/Zuordnung von Wirtschaftsgütern zu Konzerngesellschaften und Transaktionen, die zwischen fremden Dritten kaum auftreten
- Wirksamkeit von Missbrauchsverhinderungsmaßnahmen, insbesondere GAAR- und CFC-Regeln, Gesellschafterfremdfinanzierung und Regeln gegen „Treaty-Shopping”
- Verfügbarkeit von schädlichen präferenziellen Steuerregimen
Im Anschluss forderten die Finanzminister der G20 die OECD auf, einen Aktionsplan zu erarbeiten, um die oben genannten BEPS-Themen koordiniert und umfassend zu bearbeiten. Dieser Plan ist dann bereits fünf Monate nach Veröffentlichung des BEPS-Berichts erschienen und umfasst insgesamt 15 Maßnahmen gegen BEPS:
„Dieser Aktionsplan sollte den Staaten insbesondere nationale und internationale Instrumente bieten, die die Besteuerungsrechte stärker an der wirtschaftlichen Tätigkeit ausrichten. Entsprechend den Forderungen im BEPS-Bericht werden im Aktionsplan (a) Maßnahmen zur Bekämpfung von BEPS aufgezeigt, (b) Fristen für die Umsetzung dieser Aktionen gesetzt und (c) die zur Umsetzung dieser Maßnahmen erforderlichen Ressourcen und Methoden aufgezeigt.”
1.5.2 Übersicht über finale BEPS Berichte
Noch nie in der Geschichte der OECD hat die OECD in einem so kurzen Zeitraum zwischen 2013 und Oktober 2015 so viele praxisrelevante Themen so intensiv bearbeitet und es geschafft, zu jedem der 15 Aktionspunkte finale Berichte am 5. Oktober 2015 zu veröffentlichen. Nach eigenen Angaben hat die OECD insgesamt 23 Diskussionsentwürfe vorgestellt und mehr als 12.000 Seiten an Kommentaren aus der Öffentlichkeit erhalten und verarbeitet. Am 5. Oktober 2015 hat die OECD außerdem nochmals die Relevanz und Notwendigkeit des BEPS-Projekts unterstrichen, da OECD-eigene Analysen davon ausgehen, dass jährlich ca. 4–10% der globalen Körperschaftsteuer-Einnahmen durch BEPS-Aktivitäten von Unternehmen entfallen (dies entspräche ca. 100 bis 240 Mrd. USD). Auch die G20-Finanzminister haben in einer Sitzung am 8. Oktober 2015 in Lima ihre volle Unterstützung und Zustimmung zu der BEPS-Initiative ausgesprochen. Folgende Gründe nennt die OECD für die Verluste der o. g. Steuereinnahmen:
- Aggressive Steuerplanung einiger multinationaler Unternehmen
- Wechselwirkung zwischen nationalen Steuerregeln
- Mangel an Transparenz und Koordinierung zwischen den Steuerverwaltungen
- begrenzte Vollzugsmittel in den einzelnen Staaten
- schädliche Steuerpraktiken
Eine vollständige chronologische Übersicht aller veröffentlichter Entwürfe, Kommentare und der finalen Berichte je Aktionspunkt ergibt sich aus folgender Tabelle:
Nr. |
Maßnahme |
Datum der Veröffentlichung |
Bearbeitungsstand |
1 |
Herausforderungen für die Besteuerung der digitalen Wirtschaft |
22. November 2013 |
Aufforderung zu Beiträgen |
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13. Januar 2014 |
Kommentierungen |
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24. März 2014 |
Entwurf |
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16. April 2014 |
Folge-Kommentierungen |
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23. April 2014 |
Beratung |
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16. September 2014 |
Empfehlungen |
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18. Dezember 2014 |
Folge-Entwurf |
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25. Februar 2015 |
Folge-Kommentierungen |
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5. Oktober 2015 |
Finaler Bericht |
2 |
Neutralisierung der Effekte hybrider Gestaltungen |
19. März 2014 |
Entwurf |
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7. Mai 2014 |
Kommentierungen |
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16. September 2014 |
Empfehlungen |
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5. Oktober 2015 |
Finaler Bericht |
3 |
Stärkung der Vorschriften zur Hinzurechnungsbesteuerung (sog. CFC-Rules) |
3. April 2015 |
Entwurf |
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5. Mai 2015 |
Kommentierungen |