Kommen plötzliche Absatzrückgänge auf das Unternehmen zu, ist die sofortige Nutzung von Kostensenkungspotenzial überlebensnotwendig. In den genannten Bereichen Vertrieb, Produktion, Logistik oder IT ist dies schnell und oft ohne große Einbußen an Qualität möglich. Das gilt aber auch für viele weitere Bereiche im Unternehmen. Während die aufgezeigten Potenziale meist direkt gehoben werden können, müssen z. B. Einsparungen im Personalbereich langwierig mit den Mitarbeitervertretungen verhandelt und mit Zugeständnissen erkauft werden. Oder sie wirken wie bei der Nutzung von Möglichkeiten im Bereich des Working Capital nur indirekt. Das Verständnis für kostensparende Maßnahmen sollte an allen betroffenen Stellen vorhanden sein, auch wenn sie manchem wehtun.
6.1 Kostensenkung im Personalbereich
Die Möglichkeiten zur Kostensenkung im Personalbereich sind vielfältig und zeigen meist auch gute Erfolge, wenn sie denn umgesetzt werden können. Dabei sind stets das Kündigungsschutzgesetz sowie die Mitspracherechte der Betriebsräte gemäß Betriebsverfassungsgesetz zu berücksichtigen. Dabei können die folgenden Möglichkeiten in Betracht gezogen werden:
- Vorhandene Zeitguthaben können bei geringerer Auslastung auch wegen fehlender Rohstoffe oder Bauteile abgebaut werden. Darüber hinaus können auch negative Zeitguthaben aufgebaut werden, was zu einer Entspannung in der Zukunft führen wird.
- Kann ein großer Teil des Urlaubs in den Zeiten des Absatzrückgangs genommen werden, muss dies nicht später bei Anstieg der Nachfrage geschehen.
- Die Kurzarbeit ist eine Möglichkeit, die Kosten der Minderbeschäftigung zwischen Unternehmen, Mitarbeiter und Staat zu teilen und die Mitarbeiter nicht entlassen zu müssen.
- Nicht auszuschließen sind auch Entlassungen. Zeitarbeitsverhältnisse werden problemlos aufgelöst, Befristungen nicht verlängert. Reicht das nicht, müssen betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden.
- Eine grundsätzliche Aufgabe des Personalwesens ist die Arbeitsplatzgestaltung. Können Arbeitnehmer im Homeoffice arbeiten, vollständig oder für einige Tage pro Woche, kann durch Zusammenlegung der dann noch benötigten Arbeitsplätze in weniger Büros die Bürofläche reduziert werden. Kurzfristig ist eine echte Reduktion durch die bestehenden Miet- und Besitzverhältnisse kaum möglich, aber die Raumkosten wie Energie, Reinigung usw. können sofort gesenkt werden. Dies zu prüfen und mit den Mitarbeitern zu vereinbaren ist Aufgabe des Personalwesens.
- Die Verwaltung der Nebenräume für die Beschäftigten wird in vielen Unternehmen vom Personalwesen übernommen. Daher müssen dort Überlegungen angestellt werden, um z. B. Sozialräume zusammenzulegen und dadurch entsprechende Kosten zu sparen. Auch die Schließung einer Kantine, oft durch Homeoffice-Arbeit oder durch Kurzarbeit aktuell nur wenig genutzt, spart über Energiekosten hinaus weitere Kosten ein.
6.2 Working Capital optimieren
Unternehmen sollten versuchen, die Forderungen und Vorräte zu minimieren und die Lieferantenkredite zu nutzen, also das Working Capital zu optimieren. Die Maßnahmen sind vielversprechend, wenn bisher wenig Augenmerk auf diese Kennzahl gelegt wurde. Auf die Kosten wirken sie indirekt. Die Entwicklung einzelner Kostenarten hat an verschiedenen Stellen Einfluss auf das Working Capital.
- Forderungen können an Inkassounternehmen verkauft werden. Das kostet zwar Geld, ähnlich einem Kredit, verschafft aber Liquidität und entlastet das Forderungsmanagement.
- Lagerbestände alter, nicht mehr benötigter Waren, die meist längst abgeschrieben sind, werden entsorgt. Dadurch wird der benötigte Lagerplatz geringer, das Lager kann besser organisiert werden.
- Sinkt die Nachfrage, werden auch Rohstoffe und Materialien in geringerem Umfang benötigt. Dadurch werden die vorhandenen Vorräte zu groß. Vor allem verderbliche Waren, also natürliche Rohstoffe oder modische Produkte, müssen verkauft werden, solange noch ein vernünftiger Preis dafür erzielt werden kann. Gleichzeitig lässt die zunehmende Inflation auch höhere Preise für Rohstoffe, Bauteile und andere Güter erwarten, sodass sich ein vorhandener Lagerbestand positiv auf den Materialeinsatz auswirken kann.
- Wird die Kreditlinie des Unternehmens voll ausgenutzt oder von den Banken gesenkt, kann die Nutzung der Lieferantenkredite Entspannung bieten. Das muss jedoch in Abstimmung mit den Lieferanten geschehen.
- Durch höhere Kosten in Form von Energie und Materialverbrauch steigen die Herstellungskosten. Lagerbestände an Halbfertig- und Fertigwaren steigen im Wert. Es wird Kapital verbraucht, um den Bestand zu finanzieren. Dafür zu zahlende Zinsen steigen ebenfalls.
- Ein Weg der Finanzierung der Lagerbestände ist eine erhöhte Inanspruchnahme von Lieferantenkrediten. Da die gelieferten Waren bzw. die genutzten Dienstleistungen teurer werden, sind die Rechnungen der Lieferanten auch höher. Bei gleichem Zahlungsverhalten steigt der in Anspruch genommene Lieferantenkredit, was die Zinszahlungen reduziert.