Dominik Schwyter, Dipl.-Volksw. Andreas Schwenzer
3.1 Bedeutung für den M&A-Prozess
Die Investitionsstrategie eines Unternehmens muss mit dessen übergeordneter Strategie in Einklang stehen, um die effiziente und effektive Ausrichtung auf die Unternehmensziele sicherzustellen. Bevor also eine Investitionsstrategie formuliert werden kann, muss Klarheit über die strategische Ausrichtung bestehen. Soll bspw. der Eintritt in neue Märkte oder Technologien im Vordergrund stehen oder geht es eher um eine Verbesserung der Rendite mittels Synergien? Davon ausgehend kann in der Folge eine Investitionsstrategie abgeleitet werden, die darauf abzielt, diese strategischen Ziele bestmöglich zu erreichen. Ebenfalls muss klar definiert sein, in welchem Maß anorganisches Wachstum überhaupt angestrebt wird. Um die Investitionen über die festgelegten Zeithorizonte effektiv zu steuern und zu beurteilen, müssen geordnete Bewertungsprinzipien definiert werden. Hier wird gemeinhin auf die Wertschaffung i. S. d. Erhöhung des Shareholder Value zurückgegriffen. Ist eine Investitionsstrategie mit den dargelegten Parametern einmal formuliert, können potenzielle Investitionen an dieser gemessen werden, um zu einem Investitionsentscheid zu gelangen.
3.2 Definition einer Investitionsstrategie
3.2.1 Hintergrund der Strategieentwicklung
Anhand eines einfachen Praxisbeispiels sollen nachfolgend der Inhalt und die konkrete Umsetzung einer Investitionsstrategie illustriert werden. Dabei geht es um einen Importeur von Nutzfahrzeugen eines ausländischen Herstellers. Das familiengeführte Unternehmen hat einen Exklusivvertrag für den Import von Fahrzeugen dieser Marke und verfügt zugleich über ein weit verzweigtes Händlernetzwerk, über das er auch Dienstleistungen im Bereich Aftersales erbringt (Reparatur, Verkauf von Ersatzteilen etc.).
Aufgrund historisch gewachsener Strukturen sehen die Inhaber die Rentabilität des Unternehmens als ungenügend. Zudem haben sie erkannt, dass die technologischen Entwicklungen im Bereich Nutzfahrzeuge und Mobilität das angestammte Geschäftsmodell in den kommenden 10 Jahren grundlegend zu verändern drohen. Darüber hinaus wurden Akquisitionen in der Vergangenheit weitgehend opportunistisch vorgenommen, da keine klar definierte Investitionsstrategie vorlag.
Vor diesem Hintergrund soll die Investitionsstrategie folgende Ziele sicherstellen:
- Übersetzung der Unternehmensstrategie in Mittelallokation für den Zeitrahmen der strategischen Planung (5 Jahre);
- Vorgabe und Legitimation für die Mittelallokation;
- Initialisierung und Ressourcenfokussierung auf freigegebene Inhalte;
- Sicherstellung finanzieller Leitplanken.
3.2.2 Prämissen definieren und Stoßrichtungen ableiten
Entsprechend wurden in Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung folgende 3 Prämissen der Investitionsstrategie definiert: Strategiekonformität, Rentabilität sowie finanzielle Tragbarkeit/Mittelallokation. Strategiekonformität bedeutet, dass sämtliche Aktivitäten den strategischen Stoßrichtungen dienen müssen, die darin bestehen, das existierende Kerngeschäft rentabler zu machen, zu transformieren, neue Märkte zu erschließen oder neue Geschäftsmodelle aufzubauen. Wenn Vorhaben diesen Zweck erfüllen, sind sie als strategiekonform zu bezeichnen.
In einer Ansoff-Matrix werden diese strategischen Stoßrichtungen durch das Management festgehalten. Dabei wird ebenfalls definiert, dass im ersten Schritt der Strategieumsetzung der Fokus auf der Marktentwicklung und der Diversifikation liegen soll, also im Wesentlichen neue Kunden gewonnen werden sollen. Das Geschäft mit bestehenden Kunden soll hingegen, insbesondere aus dem angestammten Geschäft, durch organisches Wachstum gestärkt werden.
Abb. 2: Nutzung der Ansoff-Matrix zur Strukturierung der Strategie
Hinsichtlich der Rentabilität werden im Rahmen der Investitionsstrategie klare Leitplanken geschaffen, anhand derer ein jeweiliges Geschäftsmodell gemessen wird. Die entsprechenden Wertbemessungsparameter wurden einheitlich festgelegt und umfassen:
- Payback-Periode des undiskontierten Cashflows
- Nettobarwert der Cashflows in einem konservativen Szenario
Die zu erreichende Payback-Periode unterscheidet sich je nach Quadrant der in Abb. 2 dargestellten strategischen Ziele. Bezüglich der finanziellen Tragbarkeit stehen insbesondere die Auswirkungen auf die Kapital- und Liquiditätsstruktur der gesamten Gruppe im Vordergrund. Dabei werden, wiederum je nach Quadrant, die einzelnen Zielvorgaben festgelegt. Die Parameter zur Beurteilung der finanziellen Tragbarkeit beziehen sich erstens auf die Eigenkapitalquote, die sicherstellt, dass die potenzielle Fremdfinanzierung der Investition keinen negativen Einfluss auf das langfristige Finanzierungspotenzial der Gesellschaft hat. Zweitens bestehen im Rahmen der Investitionsstrategie Vorgaben hinsichtlich der Position "Net Debt/Free Cashflow", wodurch ersichtlich wird, in welchem Zeitraum die Verschuldung der Gesellschaft aus eigenen Mitteln zurückgeführt werden kann.
3.3 Klare Fokussierung auf einzelne Wachstumsfelder
Um die Investitionsstrategie weiter zu konkretisieren, empfiehlt sich die zusätzliche Verfeinerung in einzelne Wachstumsfelder. Gerade im aktuellen Marktumfeld mit einer Vielzahl an möglichen Transaktionen, bedarf es einer ...