Prof. Dr. Ronald Gleich, Manfred Blachfellner
TRUMPF validiert aktuell ein neuartiges Servitization-Modell in einer intensiven Lernphase mit zahlenden Kunden in einem partnerschaftlichen Ansatz mit der Munich RE Group. Das gemeinsam entwickelte Modell ermöglicht es Kunden, Laservollautomaten von TRUMPF nutzen zu können, ohne diese kaufen oder leasen zu müssen. Kunden zahlen stattdessen für jedes geschnittene Blechteil einen zuvor vereinbarten Preis. Auf diese Weise können sie ihre Produktion deutlich flexibilisieren und dynamischer auf Veränderungen im Marktumfeld reagieren.
Abb. 15: Schematische Struktur des Geschäftsmodells
Die Munich RE Group agiert in diesem Modell als Business Enabler: Sie finanziert die Maschine und trägt damit das Investitionsrisiko, schafft aber auch die für die Umsetzung des Geschäftsmodells nötigen vertraglichen Beziehungen. Der IoT-Dienstleister relayr, ein Tochterunternehmen der Munich RE, stellt die benötigten Datenanalysen für das Finanzierungsmodell zur Verfügung. Zudem werden EaaS-spezifische Technologien wie die Optimierung des Teile-Bestellprozesses entwickelt und bereitgestellt. TRUMPF liefert den Kunden die für die Produktion benötigten Komponenten, also sowohl die Maschinen für deren Fabrikhalle als auch die zugehörige Software und Services zur Herstellung der Blechbauteile. Da der Kunde die Produktionsleistung der Maschine als Service bezieht, wird dieses Geschäftsmodell als Equipment-as-a-Service (EaaS) bezeichnet. Der Produktionsprozess ist im Rahmen des Modells auf die Anforderungen der Kunden zugeschnitten. Das Leistungsversprechen des Angebots umfasst den Zugang zu einer vollautomatischen Laserschneidmaschine, einem Lagersystem, dem Produktions-Support und notwendigen Serviceteilen von TRUMPF sowie die Wartung der Anlagen und die Bereitstellung der zu verwendenden Rohstoffe. Der Kunde wird von TRUMPF durch neue Services unterstützt, wie bspw. durch einen Programmierservice oder einen Remote-Stillstandsbehebungsservice. Diese und andere Tätigkeiten, die bisher zum Teil vom Kunden selbst übernommen wurden, können durch TRUMPF aufgrund der internen technologischen Möglichkeiten effizienter durchgeführt und skaliert werden. Das Pay-per-part-Modell bietet Unternehmen in der Blechbearbeitung damit völlig neue, disruptive Geschäfts- und Produktionsmöglichkeiten. Kunden erhalten Zugriff auf die neuesten automatisierten Laserschneidtechnologien, ohne größere Investitionen tätigen zu müssen. Das Produktionsvolumen kann leicht an die Nachfrage angepasst werden. Dank der geplanten Leistungsgarantie der Munich RE Group sind Kunden in Zukunft zudem gegen die finanziellen Auswirkungen potenzieller Produktionsausfälle abgesichert. Hierfür erhält die Munich RE Group eine Versicherungsprämie.