Dipl.-Finw. (FH) Thomas Rupp
2.6.1 Allgemeines
Tz. 199
Stand: EL 77 – ET: 04/2013
Die Verrechnungspreismethoden sind theoretische Gedankenmodelle, den Fremdverhaltensgrundsatz zB aufgrund von Kalkulationsüberlegungen nachzubilden. Die Verrechnungspreismethoden selbst waren bis 2008 in der dt Gesetzgebung weder benannt, beschrieben oder definiert. Sie ergaben sich vielmehr aus den OECD-Transferpreis-Guidelines und den Verw-Grds 1983, tw modifiziert durch die Verw-Grds-Verfahren, s Schr des BMF v 12.04.2005, BStBl I 2005, 570 = Verw-Grds 2005).
Auch § 1 Abs 3 AStG gibt in S 1 bis 8 lediglich kaskadenartig die anzuwendenden Bewertungsregeln vor, ohne sie selbst näher zu definieren. Insoweit erfolgt nur eine Gewichtung.
Tz. 200
Stand: EL 77 – ET: 04/2013
Es ergibt sich hierbei folgende Prüfungsreihenfolge:
Tz. 201
Stand: EL 77 – ET: 04/2013
Zu Einzelheiten der Gewichtung s Tz 321ff.
Man unterscheidet folgende Verrechnungspreismethoden:
Standardmethoden |
andere Methoden |
Bezeichnung der Methode der |
Preisvergleichsmethode |
Wiederverkaufspreismethode |
Kostenaufschlagsmethode |
geschäftsvorfallbezogene Nettomargenmethode Gewinnvergleich nach Datenbankvergleich |
Gewinnaufteilungsmethode |
Restgewinnaufteilungsmethode |
|
Gewinnvergleichsmethode |
|
Englische Bezeichnung |
Comparable Uncontrolled Price |
Resale Minus |
Cost Plus |
Transaction Net Margin Method |
Profit Split |
Residual Profit Split |
Comparable Uncontrolled Transaction |
Comparable Profit Method |
Formulary Apportionment |
Abkürzung |
CUP |
R- |
C+ |
TNMM |
PS |
RPS |
CUT |
CPM |
FA |
Vergleichsgegenstand |
Preise eines materiellen WG |
Bruttogewinnmarge einer Transaktion |
Gewinnaufschlag auf eine Transaktion |
Nettogewinn einer Transaktion |
Operativer Gewinn oder Verlust einer Division |
Fixe Margen und Restgewinnzuordnung |
Preis eines immateriellen WG |
Operative Gewinnmarge des Unternehmens |
Ohne Vergleich |
Grundlage in D in den Verw-Grds 1983 und 2005 |
Tz. 2.2.2 Verw-Grds 1983 |
Tz. 2.2.3 Verw-Grds 1983 |
Tz. 2.2.4 Verw-Grds 1983 |
Tz. 3.4.10.3 Verw-Grds 2005 |
|
Tz. 3.4.10.3 Verw-Grds 2005 |
Tz. 2.2.2 Verw-Grds 1983 |
Tz. 3.4.10.3 Verw-Grds 2005 |
– |
Fundstelle OECD-GL 1995 In den OECD-GL 2010 |
2.2 |
2.11 |
2.5 |
3.9 |
3.2 |
3.2 |
2.2 |
3.2 |
3.19 |
(Kapitel II) |
II B |
II C |
II D |
III B |
III C |
II C 3.2 |
II C 3.4.3 |
III C 3.4.3 |
III C 3.4.3 |
Fundstelle in US-Regulations |
Sec. 1.482–3 (b) |
Sec. 1.482–3 (c) |
Sec. 1.482–3 (d) |
Sec. 1.482–3 (e) |
Sec. 1.482–6 |
See. 1.482–6 |
Sec 1.482–4 (c) |
Sec. 1.482–5 |
|
Tz. 202
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In der Praxis haben sich in den nachfolgenden Fällen als geeignete Methoden herausgestellt
Unternehmen/Geschäftsfelder |
Methode |
Auftragsproduzent (verlängerte Werkbank) |
Kostenaufschlagsmethode |
Auftragsforscher |
Kostenaufschlagsmethode |
Vertriebsunternehmen (Eigenhändler) |
Wiederverkaufspreismethode |
Vertriebsunternehmen (Eigenhändler) mit eingeschr Vergleichbarkeit |
geschäftsvorfallbezogene Nettomargenmethode |
Vertriebsunternehmen (Agent, Kommissionär) |
Preisvergleichsmethode (fremdüblicher Provisionssatz im Einzelfall Kostenaufschlagsmethode |
Tz. 203
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Die sog Standardmethoden können einfach anhand der Leistungsbeziehungen eines Produktionsunternehmens zu seinem verbundenen Vertriebsunternehmen abgegrenzt werden:
Tz. 204
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vorläufig frei
Tz. 205
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Im Rahmen der Dokumentationspflichten hat der Stpfl mit seinen Aufzeichnungen die Eignung der von ihm ausgewählten Verrechnungspreismethode zu begründen (s § 4 Nr 4 GAufzV, Rn 3.4.10.1 VerwGr-2005).
Tz. 206–207
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vorläufig frei
2.6.2 Gegenstand der Gewinnabgrenzung
Tz. 208
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Das dt Recht unterscheidet zwischen "Geschäftsbeziehung" (in § 1 AStG) und "Geschäftsvorfällen" (in § 1 FVerlV). Im BMF-Schr zu Funktionsverlagerungen (s Schr des BMF v 13.10.2010, BStBl I, 774) wird hierzu erläutert, dass eine Geschäftsbeziehung aus mehreren "Geschäftsvorfällen" bestehen kann. Zu Beginn einer Fremdvergleichsanalyse ist hiernach die Frage zu stellen, ob der einzelne Geschäftsvorfall oder mehrere zusammengefasste Geschäftsvorfälle eine Geschäftsbeziehung ausmachen und damit zum Gegenstand der Verrechnungspreisbestimmung werden (sog Paket- oder Palettenbetrachtung). Eine Sonderstellung nimmt der Fall der Funktionsverlagerung mittels seines Ansatzes "Transferpaket" ein (s Tz 800ff).
Tz. 209
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International (s Förster, IStR 2011, 20) ist nach den OECD-GL 2010 Grundlage und Ausgangspunkt einer Gewinnabgrenzung die Feststellung, welche Transaktion (oder ggf Transaktionen) Gegenstand der Überprüfung sein sollen. Dies entspr dem dt Begriff des Geschäftsvorfalls. Diese Frage stellen die GL 2010 an den Beginn einer Vergleichbarkeitsanalyse (Rn 3.4. der OECD-GL 2010). Wie schon in den GL 2005, soll Gegenstand der Bestimmung von Verrechnungspreisen idealer Weise die einzelne Transaktion sein (s Rn 1.42 der OECD-GL 1995, Rn 3.9 der GL 2010). Sind aber bspw einzelne Transaktionen eng miteinander verbunden oder erstrecken sich über einen längeren Zeitraum und können deshalb nicht in geeigneter Weise isoliert betrachtet werden, sollen die betreffenden Transaktionen zusammengefass...