Zusammenfassung
Der Beitrag beschreibt die Einordnung der Kalkulation als Steuerungsinstrument in der Unternehmenspraxis. Im Fokus stehen Preisgrenzen und Deckungsbeiträge, Transferpreise und Bestandsbewertung.
Als besondere Schwachstellen werden die Vergleichbarkeit der Kalkulationen zwischen verschiedenen Standorten, die Aussagefähigkeit der Kostenzuordnungen auf Kostenträger sowie die mangelnde Prozesstransparenz und Datenqualität dargestellt.
Für das Redesign und die Weiterentwicklung der Kalkulation entwickelten Horváth & Partners einen vierstufigen Ansatz, an dessen Ende ein neues fachliches Konzept steht.
Ein Sonderthema stellt die Anbindung an die interne Steuerung der Produktion dar. Die Kalkulation hat dabei Zielvorgaben an die Produktion zu berücksichtigen.
Zum Abschluss werden die wesentlichen Erkenntnisse in Form von Thesen zur Weiterentwicklung der Kalkulation zusammengefasst.
1 Die Kalkulation als interdisziplinäres Steuerungsinstrument
Kalkulation als Bindeglied in der Kostenrechnung
Die Kostenträgerstückrechnung wird oftmals als das letzte Bindeglied in der Kette der Kostenrechnung bezeichnet. Diese Kette beginnt typischerweise mit der Kostenartenrechnung in enger Abstimmung mit der Finanzbuchhaltung und der Kontierung der Kostenarten auf verschiedene Kostenrechnungsobjekte wie Aufträge, Kostenstellen oder Projekte. Im Rahmen der sich anschließenden Kostenstellenrechnung erfolgt die Verrechnung von Gemeinkosten von den Vorkostenstellen über unterschiedliche Stufen bis auf die Endkostenstellen. Dem schließen sich letztlich die Teilbereiche der Ergebnisrechnung ("Kostenträgerzeitrechnung") sowie der Kalkulation ("Kostenträgerstückrechnung") an.
Vorbau der Kalkulation
Die Kalkulation baut damit immer auf vorgelagerten Schritten der Kostenrechnung auf, insbesondere auf
- der Einzelkostenzuordnung auf Kostenträger sowie
- der Gemeinkostenverrechnung im Unternehmen durch die Kostenstellenrechnung.
Sie kann daher nie losgelöst von diesen vorgelagerten Schritten (dem "Vorbau" der Kalkulation) betrachtet werden. Aussagen zur Kalkulation erfordern damit immer die Kenntnis der Werteflüsse im Rahmen der Einzelkosten und Gemeinkosten. Ein in der Praxis häufig auftretendes Thema stellt z. B. die Analyse der Stundensätze direkter Fertigungskostenstellen und der darin enthaltenen Kostenkomponenten dar. Unterschiede zwischen verschiedenen Werken können dabei im Einbezug der Kosten der Leitung oder der Umlagen von Gebäudekosten liegen und damit zu deutlichen Unterschieden in der absoluten Höhe führen.
Zusammenarbeit bei der Ermittlung der Kalkulationsgrunddaten
Neben diesen Themen ist die Kalkulation der Herstellkosten oder Selbstkosten auf weitere produkt- und prozessbezogene Informationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette angewiesen. Die Bereitstellung dieser Informationen an die Kalkulationsabteilung bzw. das Controlling sollte dabei in enger Abstimmung mit den jeweiligen Fachbereichen erfolgen. Nur die Fachbereiche können im Zweifel qualifizierte Aussagen zu den benötigten Basisdaten der Kalkulation treffen und damit die Aussagefähigkeit der ermittelten Stückkosten erhöhen. Eine exemplarische Übersicht typischer "Informationslieferanten" und Informationskategorien der Kalkulation mit typischen Basisdaten sind in Abb. 1 dargestellt.
Abb. 1: Beteiligte Bereiche, typische Basisdaten und Zielsetzungen der Kalkulation
Klassische Zielsetzungen der Kalkulation
Die Zusammenführung und Verarbeitung dieser Informationen in der Kalkulation erfordern ein Grundverständnis für die Prozesse in den Fachbereichen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Dies ist auch für die Bereitstellung der Informationen an die Fachbereiche erforderlich und hängt eng mit den klassischen Zielsetzungen der Kalkulation zusammen. Als solche können insbesondere herausgestellt werden:
- Zahlenmaterial für die Bewertung der Bestände im Rechnungswesen bereitstellen.
- Transferpreise zur Bewertung des Leistungsaustauschs zwischen legalen Einheiten ermitteln.
- Gesamtkosten eines Projekts oder Auftrags bei kundenauftragsbezogener Fertigung ermitteln.
- Entscheidungsgrundlage für die Definition von Angebotspreisen schaffen.
- Preisuntergrenzen (kurz und langfristig) ermitteln.
- Planung und Kontrolle des Periodenerfolgs des Unternehmens oder bestimmter Teilbereiche wie Geschäftsfelder oder Produktgruppen ermöglichen.
Die Kostenträgerstückrechnung kann damit sowohl in der Ermittlung als auch in der Bereitstellung der Ergebnisse als interdisziplinäres Steuerungsinstrument im Unternehmen bezeichnet werden. Auf der Input-Seite ist die Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachbereiche unter Koordination des Controllings bei der Bereitstellung der Kalkulationsgrunddaten erforderlich. Auf der Output-Seite sind entsprechend Anforderungen der Stakeholder an die Kalkulationsergebnisse zu berücksichtigen. Diese münden in die Weiterentwicklung der klassischen Zielsetzungen der Kalkulation.
Moderne Zielsetzungen der Kalkulation
Als wesentliche moderne Entwicklungsrichtungen der Kalkulation sind in diesem Zusammenhang
- die Nutzung der Kalkulation zur internen Cen...