Prof. Dr. Klaus Walter Horst
Zusammenfassung
Die Investitionsplanungsrechnung ist ein Instrument der Investitionsprüfung (-bewertung, -beurteilung). Sie erzwingt ein gewissenhaftes Nachdenken über die finanziellen Folgen geplanter Investitionen und mindert die Gefahr von Fehllenkungen finanzieller Mittel. Mit einer Investitionsplanungsrechnung werden nur die quantitativen, in Geld messbaren Investitionswirkungen erfasst. Zu den Methoden der qualitativen Investitionsbeurteilung gehören die Stärken-Schwächen-Analyse, Portfolio-Analyse, Nutzen-Kosten-Analyse und die Nutzwert-Analyse.
1 Grundformen
Die in Theorie und Praxis entwickelten Methoden der Investitionsplanungsrechnung lassen sich auf die in Abb. 1 dargestellten Grundformen zurückführen
Statische Methoden |
Dynamische Methoden |
Kostenvergleichsrechnung Gewinnvergleichsrechnung |
Endkapitalwertrechnung Barkapitalwertrechnung |
statische Amortisationsrechnung |
dynamische Amortisationsrechnung |
statische Rentabilitätsrechnung |
Interne-Zinssatz-Rechnung Kritische-Sollzinssatz-Rechnung |
Abb. 1: Die Grundformen der Investitionsplanungsrechnung
Statische Methoden basieren auf jahresbezogenen Daten. Man wählt ein für die Investitionsbeurteilung typisches Jahr aus und rechnet diesem Jahr durchschnittliche Kosten und Leistungen zu. Dass sich die Kosten und Leistungen während der Nutzungsdauer der Investition verändern können, wird vernachlässigt. Zeitbezogene Veränderungen von Absatzmengen, Lohntarifen, Ersatzbeschaffungen usw. können keine Berücksichtigung finden. Statische Methoden sind zweckmäßig, wenn eine überschlägige Information für die Entscheidung genügt, z. B. bei kleineren Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen.
Dynamische Methoden basieren auf den von der Investition während ihrer Lebensdauer ausgelösten und zeitlich differenziert erfassten Auszahlungen und Einzahlungen. Im Zeitablauf variierende Daten können problemlos berücksichtigt werden. Die zu unterschiedlichen Zeitpunkten anfallenden Aus- und Einzahlungen werden zu einer Kennziffer verdichtet, z. B. auf einen bestimmten gemeinsamen Zeitpunkt auf- oder abgezinst. Weil dabei die Zinseszinsrechnung zum Zuge kommt, werden die dynamischen Methoden auch finanzmathematische Verfahren genannt. Der größere Informationsbedarf der dynamischen Methoden wird in aller Regel durch den größeren Informationsnutzen wettgemacht.
2 Durchführung der statischen Kostenvergleichsrechnung
Mit der Kostenvergleichsrechnung betrachtet man Investitionsvorschläge auf Basis der durchschnittlich erwarteten Jahreskosten. Man geht davon aus, dass die Erträge durch die Investition nicht beeinflusst werden und deshalb bei der Gegenüberstellung der Alternativvorschläge vernachlässigt werden können.
Eigenfertigung oder Fremdbezug
In einem Unternehmen steht man vor der Entscheidung, ein Bauteil fremd zu beziehen oder selbst herzustellen. Die Verbrauchsmenge wird auf 12.000 ME/Jahr geschätzt, der Einstandspreis bei Fremdbezug beträgt 7,60 EUR/ME. Für die Eigenfertigung stehen zwei Anlagen zur Wahl, deren Daten in der Abb. 2 aufgeführt sind. (Die Verfahrensweise zur Berechnung der in den fixen Kosten enthaltenen Abschreibungen und kalkulatorischen Zinsen wird später im Zusammenhang mit der Gewinnvergleichsrechnung erläutert.)
|
|
Fremdbezug |
Anlage A |
Anlage B |
Kapazität |
ME/Jahr |
- |
16.000 |
20.000 |
variable Kosten |
EUR/ME |
7,60 |
4,60 |
3,80 |
fixe Kosten |
EUR/Jahr |
- |
24.000 |
35.000 |
Gesamtkosten |
EUR/Jahr |
91.200 |
79.200 |
80.600 |
Abb. 2: Daten für eine Kostenvergleichsrechnung
Bei einer Verbrauchsmenge von 12.000 ME/Jahr ist die Eigenfertigung mit Anlage A am günstigsten. Das Bild kann sich ändern, wenn die Verbrauchsmenge andere Werte annimmt. Unterstellt man konstante variable Stückkosten und für das gesamte Mengenintervall konstante Fixkosten, dann ergeben sich mit Variation der Verbrauchsmenge die in der nachfolgenden Abbildung dargestellten Verläufe. Bis zu einer Verbrauchsmenge von 8.000 ME/Jahr ist Fremdbezug günstiger, zwischen 8.000 und 13.750 ME/Jahr ist die Eigenfertigung mit Anlage A am besten, danach wird B besser als A.
Abb. 3: Kritische Werte im Kostenvergleich
3 Durchführung der statischen Gewinnvergleichsrechnung
Die Gewinnrechnung vergleicht Investitionsvorschläge auf Basis der durchschnittlich erwarteten Jahresgewinne. Ist der durch das Investitionsvorhaben verursachte Gewinn größer als Null, ist das Vorhaben vorteilhaft. Stehen mehrere Investitionen zur Auswahl, ist die Investition mit dem höchsten Gewinn zu bevorzugen.
Abschreibungen = |
Anschaffungsausgaben -Restwert |
= |
39.000 |
= 6.500 EUR/Jahr |
erwartete Nutzungsdauer |
6 |
Besteht das Investitionsobjekt aus mehreren Komponenten mit unterschiedlicher Nutzungsdauer, werden die Abschreibungen für jede Komponente gesondert berechnet und dann addiert.
Zinsen |
= |
Anschaffungsausgaben - Restwert |
x Kalkulationszinssatz |
2 |
|
= |
19.500 x 0,1 =1.950 EUR/Jahr |
Kapazitätserweiterung
Für die Kapazitätserweiterung zur Herstellung eines Produkts liegt ein Investitionsvorschlag mit den in Abb. 4 niedergelegten Daten vor. Die Daten wurden durch vergleichende Gegenüberstellung der Unternehmenszustände "mit" und "ohne" Durchführung der Investition ermittelt.