Die Verrechnungssatzkalkulation unterscheidet sich von anderen Kalkulationsverfahren dadurch, dass sie als Bezugsgröße immer eine Menge verwendet. Analog zur Zuschlagskalkulation werden die Einzelkosten direkt dem Kostenträger zugerechnet. Die Gemeinkosten werden jedoch mit Hilfe von Verrechnungssätzen auf die Kostenträger (Produkte, Dienstleistungen) verteilt. Die Verrechnungssätze werden gebildet, indem die entsprechenden Gemeinkosten auf Mengengrößen bezogen werden. Beispiele für solche Mengengrößen sind Maschinenstunden, Arbeitsstunden und Verbrauchsmengen.
Maschinenstundensatzkalkulation
Die Maschinenstundensatzkalkulation hat im Rahmen der Weiterentwicklung der Zuschlagskalkulation und der Anpassung an veränderte Produktionsbedingungen eine große Bedeutung erlangt und stellt die wichtigste Form der Verrechnungssatzkalkulation in der Industrie dar. Bei zunehmender anlagenintensiver Fertigung und Automatisierung der Produktionsprozesse können mit Hilfe der Maschinenstundensatzkalkulation die Gemeinkosten den jeweiligen Kostenträgern verursachungsgerechter zugeordnet werden.
Einsatz in der Industrie
In dem Maß, wie die Zahl der Arbeitsstunden für die Produktionsleistung immer weniger maßgebend ist, während die Maschinenlaufzeit immer größere Bedeutung erlangt hat und die Kostenstruktur in den Unternehmen zunehmend von Gemeinkosten dominiert wird, stellt die Maschinenstundensatzkalkulation eine Alternative dar. Der Anteil der direkten Fertigungslöhne spielt eine immer geringere Rolle. Im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland liegt dieser Anteil noch zwischen 10 und 15 %, in der Automobilindustrie sogar nur noch bei etwa 8 %. Die Maschinenstundensatzkalkulation baut Mängel ab, die bei steigendem Anteil von Maschineneinsatz mit den auf den Fertigungslohn bezogenen Kalkulationsmethoden verbunden sind.
Einsatz im Handwerk
In mehr handwerklich orientierten Bereichen wie der Bauindustrie wird häufig auch die Arbeitsstundensatzkalkulation angewandt. Sie ist auch gut geeignet für die Erstellung von Dienstleistungen.
Bestandteile der Verrechnungssätze
Die Maschinenstundensatzkalkulation untergliedert die Fertigungsgemeinkosten in maschinenstundenabhängige und arbeitsstundenabhängige Gemeinkosten, weil es in den allermeisten Fällen nicht sinnvoll ist, sämtliche Fertigungsgemeinkosten auf die Maschinenstunden zu beziehen. Dieses Vorgehen wäre nicht verursachungsgerecht. Aus diesem Grund arbeitet die Maschinenstundensatzkalkulation mit zwei Verrechnungssätzen:
- Maschinenstundenverrechnungssatz,
- Arbeitsstundenverrechnungssatz.
Der Arbeitsstundenverrechnungssatz wird gebildet aus:
- den Fertigungslöhnen und -gehältern;
- den auf die Fertigungslöhne und -gehälter zu verrechnenden Lohnzusatzkosten und den lohnabhängigen Gemeinkosten.
Im Maschinenstundensatz werden alle den Maschineneinsatz bedingten und den Maschinen unmittelbar zurechenbaren Kosten erfasst. In der Regel handelt es sich bei diesen direkt zurechenbaren Kosten um:
- Abschreibungen,
- Zinsen, Finanzierungskosten,
- Instandhaltungsaufwand,
- Energiekosten,
- Raumkosten,
- Werkzeugkosten, Vorrichtungskosten (soweit diese nicht auftragsbezogen verrechnet werden können).
Sonstige maschinenabhängige Kosten werden als so genannte Restgemeinkosten entweder ebenfalls im Maschinenstundensatz erfasst oder auf der Basis der Fertigungszeit bzw. der Fertigungslöhne verrechnet. In diesen Kosten sind in der Regel enthalten:
- anteilige Versicherung,
- Schmierstoffe, Kühlmittel,
- Reinigung.
Erfolgt die Fertigung auf technisch gleichen oder annähernd gleichen Aggregaten, können Maschinengruppensätze für die Kalkulation gebildet werden.
Datengrundlage
Die Daten für die Maschinenstundensatzkalkulation können einerseits der Kostenstellenrechnung entnommen werden, andererseits aus den technischen Maschinenunterlagen (Anschlussleistung zur Ermittlung des Energieverbrauchs), Hallenplänen (Ermittlung des Platzbedarfs) usw.
Wie bei der Zuschlagskalkulation hat auch dieses Schema der Maschinenstundensatzkalkulation den Nachteil, dass sie diese Kosten nicht transparent macht und die Gefahr besteht, falsche Entscheidungen zu treffen. Die Maschinenstundensatzkalkulation ist allerdings ein sehr gutes Kalkulationsschema, unter der Voraussetzung, dass sich die kalkulierten Preise am Markt erzielen lassen. Sie ist wesentlich verursachungsgerechter, was die Kostenzuordnung angeht, als die Zuschlagskalkulation oder gar die Divisions- oder Äquivalenzziffernkalkulation.