Dr. Jan Christoph Munck, Alexander Schlüter
1.1 Zentrales Steuerungsinstrument
Die Planung, Kontrolle und Steuerung der Produktentwicklung sind v.a. Aufgaben des Controllings. Fast alle Aspekte der Wertschöpfungskette in der Produkt- bzw. Service-Entwicklung lassen sich durch geeignete Kennzahlen abbilden. Erst die quantifizierbare Form eines Schlüsselindikators ermöglicht die Kontroll- bzw. Prognosefunktion von Kennzahlen. Die Quantifizierbarkeit macht KPIs im nächsten Schritt beurteilbar und vergleichbar. Da sich letztlich aus ihnen relevante Aktivitäten ableiten lassen, haben sich Kennzahlen über die Jahre hinweg zu einem unverzichtbaren Instrument der Unternehmenssteuerung entwickelt.
1.2 Definitionen von Kennzahlen
Verfasser |
Jahr |
Definition |
Reichmann |
2006 |
"Kennzahlen werden als jene Zahlen betrachtet, die quantitativ erfassbare Sachverhalte in konzentrierter Form erfassen." |
Burkert |
2008 |
"Unter einer Kennzahl wird jede Art von quantitativer Information verstanden, die über unternehmensinterne oder unternehmensexterne Sachverhalte Auskunft gibt." |
Gladen |
2014 |
"Kennzahlen sollen komplizierte betriebliche Sachverhalte, Strukturen und Prozesse auf einfache Weise abbilden, um damit einen möglichst umfassenden und schnellen Überblick zu garantieren, Führungsinstanzen bei (fallweisen) Analysen dienen, Führungsinstanzen bei der laufenden Planung, Durchsetzung und Kontrolle dienen durch Ausschaltung irrelevanter Daten." |
Horváth et al. |
2015 |
"Kennzahlen sollen relevante Zusammenhänge in verdichteter, quantitativ messbarer Form wiedergeben. […] Kennzahlen gehören zu den klassischen Instrumenten des Controllers, weil mit ihrer Hilfe die Informationsversorgung erfolgen kann. […] [Sie] können eine Informations- und/oder eine Steuerungsaufgabe haben." |
Tab. 1: Verschiedene Definitionen von Kennzahlen
Sowohl in der deutschsprachigen als auch in der anglo-amerikanischen Literatur gibt es viele Synonyme und Begriffe für Kennzahlen. Für letztere sind das bspw. "performance indicators", "measures" oder "performance measures". In der deutschsprachigen Literatur findet man häufig den Begriff "Indikator". An dieser Stelle muss jedoch differenziert werden, dass Indikatoren auf eine Veränderung des Leistungsniveaus im Unternehmen hinweisen, die zunächst ausgelegt bzw. interpretiert werden müssten. Demzufolge haben sie als quantifizierbare Ausprägung keinen Aussagegehalt. Diese Unterscheidung gilt jedoch nicht für den Begriff "Key Performance Indicator" (KPI), der in diesem Beitrag als Synonym zur Kennzahl aufgefasst wird. Dies ist durch die Tatsache begründet, dass sich KPIs – wie eingangs angeklungen – aus den wesentlichen Aspekten der Leistungserstellung ableiten lassen und in dieser Form kritische Messgrößen darstellen. KPIs sind damit von deutlich höherer strategischer Bedeutung als Kennzahlen, auch wenn die Begriffe hier synonym verwendet werden.
1.3 Arten von Kennzahlen
Für die methodische Einordnung von Kennzahlen ist die Statistik verantwortlich. Aus der Betriebswirtschaft stammende Zahlen werden in der Literatur als "statistische Zahlen" aufgefasst. Zahlen im statistischen Sinn lassen sich differenzieren hinsichtlich absoluten und relativen Zahlen, was bedeutet, dass eine entsprechende Einordnung für Kennzahlen ebenfalls erfolgen muss.
Absolute Zahlen sind entweder Bestands- oder Stromgrößen, d. h. sie sind zeitpunkt- oder zeitraumbezogen. Bestandsgrößen reflektieren immer eine bestimmte Momentaufnahme (z. B. Eigenkapital, Umlaufvermögen), während Stromgrößen über eine Periode erfasst werden (z. B. Cashflow, Umsatzerlöse). Relative Zahlen hingegen werden stets als Quotienten gebildet, die dann wiederum gewisse Sachverhalte abbilden sollen. Relative Zahlen haben meist eine deutlich höhere Aussagekraft als absolute Zahlen, weshalb jene in der Praxis vorgezogen werden. Relative Zahlen können 3 verschiedene Ausprägungen annehmen:
- Gliederungszahlen: Verhältnis einer Größe zur Gesamtmenge, z. B. Anteil des Fremdkapitals am Gesamtkapital;
- Beziehungszahlen: 2 Zahlen, die sonst nicht direkt zusammenhängen, werden aufgrund vermuteter Kausalbeziehungen miteinander in Beziehung gesetzt, z. B. Eigenkapitalrentabilität;
- Indexzahlen: Darstellung von zeitlichen Entwicklungen, z. B. Lohnkostenentwicklung.
Letztlich hat eine einzelne und unabhängig stehende Kennzahl wenig Aussagekraft. Aus diesem Grund werden Kennzahlen häufig mittels Kennzahlenvergleich gegenübergestellt. Diesen Vergleich kann man auf innerbetrieblicher Ebene (Vergleich von Abteilungen) oder auf zwischenbetrieblicher Ebene (Vergleich von verschiedenen Unternehmen) durchführen. Darauf baut das sog. Benchmarking auf, bei dem entweder die gleichen Kennzahlen aus verschiedenen Perioden (Zeitvergleich) oder geplante Soll-Werte mit tatsächlichen Ist-Werten derselben Periode miteinander verglichen werden (Soll-Ist-Vergleich). Neben diesen quantitativen Größen sind besonders für einzelne Abteilungen auch qualitative Größen interessan...