Forscher und Entwickler von KI-Technologien gehen davon aus, dass die Allgemeine Künstliche Intelligenz (AGI) voraussichtlich innerhalb von 10 Jahren entwickelt wird (mit einer konservativen Wahrscheinlichkeit von 50 %). Das bedeutet, dass KI-Technologie das Niveau menschlicher Intelligenz erreicht. Dieser Entwicklungspunkt wird von KI-Forschern auch als "Singularität" bezeichnet, da ab diesem Punkt innerhalb kürzester Zeit künstliche Intelligenz entsteht, die die menschliche Intelligenz übertrifft.
Die Konsequenzen auf der oben dargestellten Wirkungsebene der Künstlichen Intelligenz sind nicht zu unterschätzen, insbesondere wenn man den relativ kurzen Zeitraum von 10 Jahren betrachtet. Aus volkswirtschaftlicher Sicht stellt sich dann in allen Bereichen die Frage, ob es dann noch sinnvoll ist, die weniger effiziente Kopfarbeit von Menschen als technologische Möglichkeiten zu nutzen oder ob alternativ KI-Technologien eingesetzt werden, die Wissensarbeit in Zukunft viel schneller und besser erledigen als Menschen.
Weitreichende gesellschaftliche Entwicklungen und Verwerfungen werden die Folge sein. Sie haben aber auch das positive Potenzial, dass sich sog. Überflussgesellschaften entwickeln könnten, in denen die volkswirtschaftliche Wertschöpfung weitgehend automatisiert durch KI- und Robotertechnologie erfolgt und menschliche Arbeit nicht primär zur wirtschaftlichen Sicherung des Lebensunterhalts (Stichwort: bedingungsloses Grundeinkommen), sondern vielmehr mit dem Gedanken der persönlichen Entwicklung und Selbstverwirklichung geleistet werden muss.
Gesellschaftliche Entwicklungen werden allerdings Jahrzehnte länger brauchen als rein technologische Ergebnisse. Wann auch immer die Menschheit diesen Punkt gesellschaftlich erreicht, er wird die Art und Weise, wie wir leben, arbeiten und wirtschaften, völlig verändern.
Eine weitere wesentliche Entwicklung, die möglicherweise schon früher zu erwarten ist, wird sein, dass die Finanzverwaltung in Deutschland Künstliche Intelligenz zur weitgehend automatisierten Steuererhebung einsetzen wird. Aufgrund des bereits seit längerem anhaltenden Fachkräftemangels auch in der Finanzverwaltung ist die Entwicklung einer automatisierten Steuererhebung klar absehbar. Es ist auch davon auszugehen, dass insbesondere die privaten Steuern und einfache Bereiche wie die Gewinnermittlung mit Einnahmen-Überschussrechnung von der Finanzverwaltung zuerst automatisiert werden.
Verändertes Wertschöpfungspotenzial
Damit werden bestimmte Einnahmebereiche, die heute noch die Grundlage für die Steuerberatungsbranche bilden, wegfallen bzw. ihr Wertschöpfungspotenzial wird sich deutlich verringern oder verändern.