Schrifttum:
1. Monographien: Matthes, Rasterfahndung im Steuerstrafverfahren, Diss. Hannover 2006.
2. Einzelbeiträge: Braun, Kontrollmitteilungen anlässlich einer Außenprüfung, PStR 2004, 231; Dörn, Vorfeldermittlungen der Steuerfahndung gemäß § 208 Abs. 1 Nr. 3 AO während Durchsuchungsmaßnahmen bei Kreditinstituten?, DStR 2002, 574; Eich, Auskunftsersuchen an Dritte, AO-StB 2004, 18; Moritz, Gezielte Suche nach Kontrollmaterial, PStR 2001, 65; Pütz, Fahndungsermittlung in den Bank-Verfahren nach dem Meistbegünstigungsprinzip?, wistra 1998, 54; Rüsken, Außenprüfung, Nachschau und Steuerfahndung im Rechtsstaat, in DStJG 31 (2008), S. 243; Tormöhlen, Bedeutung und Konsequenzen der Abschaffung des steuerlichen Bankgeheimnisses (§ 30a AO a.F.), AO-StB 2019, 25; Vogelberg, Bankprüfung und Kontrollmitteilung, PStR 2004, 106; von Wedelstädt, Verwertungsverbote im Beweiserhebungsverfahren, AO-StB 2001, 19; von Wedelstädt, Sammelauskunftsersuchen – Zulässigkeit, Auswertung der Auskunft, Rechtsschutz, DB 2004, 948; von Wedelstädt, Kontrollmitteilungen bei Außenprüfungen, AO-StB 2005, 238; Wegner, Tatverdacht bei Tafelgeschäften, PStR 2002, 99.
1. Allgemeines
Rz. 544
Steuerstrafrechtliche Ermittlungen werden vielfach durch Zufallserkenntnisse ausgelöst, die in Besteuerungs- oder Steuerstrafverfahren andere Stpfl. betreffend gewonnen werden. Vor allem die Prüfungsdienste (einschließlich der Steufa), aber auch schon die Veranlagungsstellen sollen bei ihrer Tätigkeit die Augen nicht vor Unterlagen verschließen müssen, die auch Dritte betreffen, jedenfalls soweit sie diese Unterlagen bei der regulären Ermittlungsarbeit und dem Prüfungsauftrag entsprechend einzusehen haben.
Rz. 545
Im Interesse der Steuergerechtigkeit können die daraus gewonnenen steuerrechtlichen Zufallsfunde zur Auswertung über sog. Kontrollmitteilungen an die für die Besteuerung des Dritten zuständige Stelle weitergeleitet werden (s. auch § 397 Rz. 12.1). Diese Kontrollmitteilungen können jedwede tatsächliche oder rechtliche Verhältnisse Dritter zum Inhalt haben, deren Kenntnis für die Besteuerung möglicherweise von Bedeutung sein kann. Für die steuerliche Außenprüfung existiert hierfür mit § 194 Abs. 3 AO (i.V.m. § 9 BpO 2000) eine ausdrückliche Regelung, ebenso für die Umsatzsteuer-Nachschau in § 27b Abs. 4 UStG. Danach können während einer Außenprüfung bzw. Nachschau festgestellte Verhältnisse dazu verwendet werden, die Besteuerungsgrundlagen einer anderen Person zu überprüfen.
Rz. 546
§ 194 AO Sachlicher Umfang einer Außenprüfung
(3) Werden anlässlich einer Außenprüfung Verhältnisse anderer als der in Absatz 1 genannten Personen festgestellt, so ist die Auswertung der Feststellungen insoweit zulässig, als ihre Kenntnis für die Besteuerung dieser anderen Personen von Bedeutung ist oder die Feststellungen eine unerlaubte Hilfeleistung in Steuersachen betreffen.
Rz. 547
Auch darüber hinaus wertet die Finanzverwaltung insgesamt in entsprechender Anwendung dieser Vorschriften sowie als Ausfluss des Untersuchungsgrundsatzes (§ 88 AO) in sehr weitgehendem Umfang Erkenntnisse durch Kontrollmitteilungen aus. Die Norm des § 194 Abs. 3 AO ist mithin keine Ermächtigungsnorm, sondern Ausdruck eines allgemeinen Rechtsgrundsatzes, da Kontrollmitteilungen grundsätzlich auch außerhalb einer Außenprüfung zulässig sind.
Rz. 548
In der Praxis gibt es diverse Problemfelder, welche Anlass für eine Kontrollmitteilung sein können:
Beispiele
- Branchenunübliche Sachverhaltsgestaltungen,
- Geschäfte mit Auslandsbezug,
- Geschäfte mit außergewöhnlich hohen Beträgen,
- ungewöhnliche Zahlungs- und Abwicklungsmodalitäten,
- Vorgänge mit vermuteten fingierten Geschäften,
- Abfindungen, Provisionen und ähnlichen Vergütungen.
Rz. 549
Soweit hiervon die Steufa im Rahmen steuerstrafrechtlicher Ermittlungen (§ 208 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 AO) oder bei Vorfeldermittlungen (§ 208 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 AO) Gebrauch macht, fragt sich, ob sich die Fahndung überhaupt auf die Befugnisnorm des § 194 Abs. 3 AO berufen kann (s. Rz. 558 ff.) und wie die Abgrenzung hin zu strafprozessualen Zufallsfunden (§ 108 StPO) erfolgt.
Rz. 550
Kontrollmitteilungen sind auch im Zuge von Betriebsprüfungen bei Banken nach allgemeinen Kriterien möglich. Die früher bestehende Sonderregelung des § 30a Abs. 3 Satz 2 AO a.F., welche sich Einschränkungen von Kontrollmitteilungen bei der Außenprüfung eines Kreditinstitutes befasste, wurde mit Wirkung zum 25.6.2017 aufgehoben (s. Rz. 604).
Rz. 551
Die Voraussetzungen, unter denen Kontrollmitteilungen gefertigt werden dürfen, bieten in der Praxis kaum noch Anlass für Rechtsstreitigkeiten. In Grenzbereichen besteht aber nach wie vor Diskussionsbedarf.
Rz. 552
Geklärt ist mittlerweile, dass Kontrollmitteilungen nur dann "anlässlich" der Außenprüfung gefertigt werden und damit rechtmäßig sein können, wenn ein sachlicher Zusammenhang zwischen dem Gegenstand der A...