Damit die Kosten überschaubar und die Risiken der Lagerhaltung minimal bleiben, müssen die Lagerwerte ständig beobachtet werden. Monatlich, zumindest quartalsweise, werden die Daten analysiert. Damit stellen Sie sicher, dass Entwicklungen im Lagerbereich rechtzeitig erkannt werden und dass Sie noch früh genug reagieren können.
3.1 Bestandswert
Die wichtigste Kennzahl im Lager selbst ist der Lagerbestand an sich. Er wird pro Lagergut, Waren- bzw. Artikelgruppe und insgesamt festgestellt. Eine Trennung in die Bereiche Materialien (Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe), Halbfertigwaren und Fertigwaren ist nicht nur gesetzlich für den Jahresabschluss festgelegt, sondern bietet auch Ansätze zur Analyse der Bestandsentwicklung. Diese Werte können in der Regel schnell und einfach aus der Buchhaltung oder der Materialwirtschaft entnommen werden.
Halten Sie Mengen fest und beobachten Sie den Zeitverlauf
Auf der Ebene der einzelnen Materialien und Produkte ist es sinnvoll, Mengen festzuhalten und über den Zeitverlauf zu beobachten. Mengen geben einen genaueren Überblick über die eigentliche Entwicklung, da Preisveränderungen nicht einfließen. Werden mehrere Einzelwerte zu Gruppen oder einem Gesamtbestand addiert, kann dies nur noch als Euro-Wert geschehen. Zu groß sind sonst die Unterschiede zwischen den einzelnen Lagergütern (z. B. Addition von Schrauben und Motoren).
3.2 Kapitalbindung
Um die Kapitalbindung des Lagers zu berechnen, müssen die Bestandswerte aller Lagergüter addiert werden. Die aktuelle Kapitalbindung ergibt sich aus dem aktuellen Lagerbestand. Interessanter für die Planung und für die Beurteilung der Ist-Situation sind durchschnittliche Werte. Die durchschnittliche Kapitalbindung des Lagers in einem Jahr ergibt sich aus dem durchschnittlichen Lagerbestand. Hier dividieren Sie die Monatswerte durch die Anzahl der Monate. Multiplizieren Sie diesen Wert mit dem Zinssatz für kurzfristige Kredite, erhalten Sie die Belastung des Ergebnisses durch die Kapitalbindung im Lager.
Vergessen Sie nicht die maximale und minimale Kapitalbindung
Berechnen Sie auch die im Laufe des Jahres ermittelte maximale und minimale Kapitalbindung, indem Sie den maximalen und den minimalen Lagerbestand als Grundlage verwenden. Sie erhalten so einen Hinweis auf die für die Schwankungen im Lagerbestand notwendige Liquiditätsreserve Ihres Unternehmens.
3.3 Lagerreichweite
Für die Beurteilung der Lagerbestandshöhe sowohl auf Material- und Artikelebene als auch auf der Ebene des Gesamtlagerbestandes eignet sich die Kennzahl der Lagerreichweite. Diese wird errechnet, indem der aktuelle Lagerbestand einem durchschnittlichen Verbrauch der Zukunft gegenüber gestellt wird. Die Zeit, die für den Abbau des Lagerbestandes auf Null benötigt wird, ist die Lagerreichweite.
Als Vergleichswert kommen 2 Zahlen in Betracht: Die einfachste ist der durchschnittliche Verbrauch aus der Vergangenheit. Mehr Aufwand benötigt eine Planzahl, die für den zukünftigen Verbrauch ermittelt wird. Die Planung ist dafür auch genauer, da nicht nur Komponenten aus der Vergangenheit einbezogen werden.
Auf der niedrigsten Ebene, bei den Produkten und Materialien, wird wieder die Menge zur Berechnung verwendet:
- aktueller Bestand Menge / durchschnittlicher Verbrauch Menge je Zeiteinheit
Auf der Ebene der Gruppen und des Gesamtbestands ist es notwendig, den Euro-Wert zu verwenden:
- aktueller Bestand EUR / durchschnittlicher Verbrauch EUR je Zeiteinheit
Die Lagerreichweite gibt also einen Zeitraum an, der für den erwarteten Bedarf, sei es für die Produktion, sei es für den Verkauf, ausreichend ist. Eine zu geringe Reichweite gefährdet die Lieferfähigkeit und damit den Erfolg des Unternehmens.
Zu hohe Lagerreichweiten führen zu einem Überbestand mit entsprechenden Kosten. In der Praxis werden daher die aktuellen Reichweiten im Bestand mit den gewünschten minimalen und maximalen Reichweiten verglichen.
Diese Werte werden sinnvollerweise pro Lagergut individuell berechnet, da sie von den spezifischen Wiederbeschaffungszeiten und vom Verbrauch abhängig sind.
Beginnen Sie mit einfachen Werten zur Lagerreichweite
Wenn Sie gerade mit der Lageranalyse beginnen, können Sie auch mit gleichen minimalen und maximalen Lagerreichweiten für alle Teile rechnen. Sie können dann Erfahrungen sammeln und die individuellen Werte später einpflegen. Bei der Interpretation der Einzelwerte müssen Sie dann allerdings individuelle Gegebenheiten explizit berücksichtigen, damit bei der Verwendung gleicher Werte keine Fehlentscheidungen entstehen.
Die Summe aller Lagerwerte für die Bestände, die über die maximale Lagerreichweite hinausgehen, ist der Überbestand. Dieser verursacht Lagerkosten, die nicht notwendig sind.